Probleme sind hohe Mieten und Sanierungsbedarf - Werbegemeinschaft setzt auf individuelle Geschäftsideen
Sanierungsbedarf und hohe Mieten: Leerstände in Linz könnten eine Chance sein
Früher war in dem Gebäude in der Mittelstraße Botex beheimatet.
Sabine Nitsch

Linz. Wer durch die malerische Altstadt von Linz bummelt, sieht überall schmucke Fachwerkhäuser, kleine inhabergeführte Geschäfte – aber auch gähnend leere Schaufenster, oder welche, die mit Packpapier verhangen sind. Die Kleinstadt Linz zeigt dabei geradezu beispielhaft Probleme auf, die sie mit vielen Städten, auch mit den Nachbarstädten Bad Honnef, Bad Hönningen oder Neuwied, teilt.

Früher war in dem Gebäude in der Mittelstraße Botex beheimatet.
Sabine Nitsch

Das Beispiel Linz könnte, so vermutet Didi Pörzgen, Chef der Linzer Werbegemeinschaft, aber auch Wege aufzeigen, wie kleine Städte aus der momentanen Not eine Tugend machen und sich zukunftsfähig aufstellen können.

Eigentlich hat Linz alles, was sich Kunden wünschen. Kostenlose Parkplätze direkt an der Fußgängerzone, kleine Läden, Eiscafés und Gastronomie. Linz empfiehlt sich für einen Wochenendausflug oder für einen Stadtbummel, und die historische Kulisse lädt ein, die interessante Stadtgeschichte zu erkunden. In den Sommermonaten ist die Stadt gut besucht. An manchen Wochenenden schieben sich Touristen regelrecht durch die Straßen, vor allem, wenn auch noch Stadtfeste in die Stadt locken. Trotzdem stehen Läden leer. Neue Nutzungen für die leeren Läden zu finden, scheitert nicht am mangelnden Interesse von Gewerbetreibenden. Die Gründe für die Leerstände, erläutert Pörzgen, seien vielfältig. Insofern gebe es auch nicht nur eine Lösung, um den Problemen zu begegnen.

Viele Geschäftsideen scheitern an zu hohen Mieten

Auf jeden Fall hätten Immobilieneigentümer einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Innenstadt. „Es gibt ganz häufig Interessenten für leer stehende Ladenlokale. Immer wieder fragen vor allem auch Leute an, die eine Geschäftsidee umsetzen wollen und sie ausprobieren wollen“, hat er festgestellt. Häufig scheitern diese Interessenten an zu hohen Kaufpreis- oder Mietvorstellungen.

Andere Ladenlokale stehen leer, weil die Eigentümer zu alt sind und kein Interesse an einer neuen Nutzung haben. Das sei ein großes Problem und blockiere eine Stadtentwicklung. „Es wäre schön, wenn die Stadt Möglichkeiten hätte, Einfluss zu nehmen. Es wäre wünschenswert, auch Verständnis bei Eigentümern zu wecken, wenn es zum Beispiel Leute gibt, die ausprobieren wollen, ob ihre Geschäftsidee eine Chance hat. Ein auf sie zugeschnittenes Mietmodell wäre sinnvoll, um das Risiko überschaubar zu machen“, meint er. Viele Mietpreisvorstellungen seien ohnehin nicht mehr zeitgemäß. „Das geht heute nicht mehr. Aber es geht auch nicht, dass Ladenlokale trotz Interessenten einfach leer stehen gelassen werden.“

Auch in der Rheinstraße entdeckt man leere Schaufenster.
Sabine Nitsch

Andere planen zu sanieren, haben deshalb kein Interesse an einer Interimsnutzung. „Genehmigungen dauern, so berichten die Leute, sehr lange und machen es ihnen schwer, ihre Pläne umzusetzen“, berichtet Pörzgen und verweist auf das Gebäude in der Mittelstraße, in dem bis vor drei Jahren der Warenhändler Botex fester Bestandteil des Linzer Angebots war. Es steht leer und wird seitdem umgebaut und saniert. „Der Eigentümer berichtete, dass er mittlerweile zwölf Genehmigungen beantragen musste. Das dauert natürlich. Botex kommt nicht zurück. Aber es gibt einen neuen Interessenten“, so Pörzgen. Wann das Unternehmen, das in einem ähnlichen Segment wie Botex unterwegs ist, einziehen wird, sei noch nicht klar.

Das Modellprojekt Smart City, biete aktuell Möglichkeiten, Strategien für die Stadtentwicklung zu entwerfen und umzusetzen, betont Stadtbürgermeister Hans Georg Faust. Die Stadtentwicklung werde auch mithilfe virtueller Realität neu gedacht. Das liefere unter Umständen neue Impulse für Investoren. „Es können Konzepte zur Neugestaltung und -nutzung entwickelt werden. Man sollte alles ganz neu denken“, fordert Pörzgen.

„Linzer Modell“: Wohnen und Arbeiten unter einem Dach

Eine Herausforderung, aber auch vielleicht eine Chance für die Stadtentwicklung, sieht er in dem für die Stadt typischen, sogenannten „Linzer Modell“. „In den Häusern sind unten die Ladenlokale und darüber die Wohnräume. Der Zugang erfolgt durch das Ladenlokal. Das ist schwierig bei einer Vermietung. Es heißt aber auch, man kann unter einem Dach wohnen und sein Geschäft betreiben. Das kann eine Chance sein.“ Die Werbegemeinschaft und das Stadtmarketing würden deshalb schon mit Immobilienmaklern kooperieren. „Es ist wichtig, dass solche Möglichkeiten bekannt werden.“

Die Zukunft sieht er in individuellen Geschäften, abseits des immer gleichen austauschbaren Angebots irgendwelcher Ketten in den großen Städten. „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal für uns. Besucher sind davon begeistert. Hier gibt es Waren- und Dienstleistungsangebote, die man zum Beispiel in Bonn vergeblich sucht“, sagt er und nennt Beispiele. „Ein Kunde, der in einem Geschäft am Markt einen Füller gekauft hat, wurde weiter zu den ‚Linzer Ansichten’ geschickt, um ihn gravieren zu lassen.“ Es gibt Boutiquen, einen Töpferlädchen, eine Kaffeerösterei sowie Stoffgeschäfte, wo man auch gleich erklärt bekommt, wie man die Ware verarbeitet. Im Tapetengeschäft gibt es alles, was man zum Bauen, Sanieren, Basteln und Kreativsein benötigt. Auch eine riesige Karnevalsabteilung versorgt die Jecken.

Frisch saniert steht das ehemalige Tabakgeschäft am Buttermarkt noch leer.
Sabine Nitsch

„Immer gibt es auch eine fundierte Beratung. Und wir haben sogar noch einen Schuster. Wenn man in seinen kleinen Laden geht, hat man das Gefühl, einen Sprung zurück in die Zeit zu machen“, zählt Pörzgen auf, was Linz besonders macht. Smart City biete aktuell die reelle Möglichkeit, das Profil der Stadt weiter zu schärfen. „Linz wird ja schon sehr gut frequentiert. Wir werden weitere Angebote schnüren, um damit immer neue Kundenkreise anzusprechen. Attraktivität schafft schließlich weitere Attraktivität. Eine qualitätsvolle Planung bringt nicht nur für die Bewohner einen Mehrwert. Letztlich profitieren die örtliche Wirtschaft und der Handel, auch durch höhere Touristenzahlen und steigende Kaufkraft und auch die Immobilien erfahren eine Wertsteigerung.“

Von Sabine Nitsch

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