Die Botschaft des 1991 selig gesprochenen Kolping ist bis heute aktuell, meinen der Erste Vorsitzende, Rainer Scharrenbach, und Rudi Zwick, der seit 70 Jahren im Verein ist. „Adolph Kolping sah die Armut vieler Menschen“, sagt Zwick. „Er war überzeugt, dass sie durch Bildung einen adäquaten Beruf erlernen und durch Einkommen mehr Wohlstand erfahren können.“ Das ist auch heute noch so, ist Zwick überzeugt, der die Geschichte der Kolpingsfamilie Rheinbrohl Revue passieren lässt.
Am 30. Juni 1921 fanden sich unter dem Vorsitz von Pfarrer Neu einige Männer zusammen, die inspiriert von einem Vortrag über Kolping, den Verein gründeten. Schon am 4. Juli 1921 gründeten Pfarrer Neu, Josef Seibertz, Gerhard Zoons, Johannes Rosbach, Johann Bündgen, Peter Kramer, Wilhelm Bündgen, Peter Bündgen, Karl Kruft, Karl Scheid, Lorenz Hoffmann, Markus Kreuzberg, Josef Kramer, Hermann Stopperich, Eduard Frye, Johann Schmitz, Franz Roos, Peter Schmidt und Edmund Bündgen den Gesellen-Meisterverein Rheinbrohl. „Die Idee Adolph Kolpings war, den teilweise schlecht untergebrachten Wandergesellen eine Herberge zu bieten und Weiterbildung zu ermöglichen“, sagt Zwick. In Neuwied gab es so ein Gesellenhaus. „Der Gesellen-Meisterverein bot keine Herberge, dafür aber zunächst so etwas wie eine kleine Volkshochschule an.“ Unter anderem fanden Kurse in Buchführung, Stenografie und Rechnen statt. Noch im ersten Jahr gründete der Verein eine Theatergruppe und errichtete 1922 im damaligen Jugendheim eine Gastwirtschaft.
1924 fand die erste Karnevalssitzung im Jugendheim statt. „Zunächst nahm der Verein nur Männer ab 18 Jahren auf“, erzählt Zwick. Die Unverheirateten wählten ihren Senior, und die Verheirateten ihren Altsenior, in etwa das, was heute die Vorsitzenden sind. „Außerdem gab und gibt es noch heute eine geistliche Begleitung“, berichtet Zwick. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und gravierende Wohnungsnot seien der Grund für die Einrichtung der Kolpingssiedlungsgemeinschaft 1953 gewesen. Beherzte Männer errichteten auf einem von dem Unternehmen Hilgers zur Verfügung gestelltem Gelände rund 30 Wohnhäuser (Kolpingssiedlung). 1966 führte der in Kolpingsfamilie umbenannte Verein die heutigen Vorstandsstrukturen ein und nimmt seitdem auch weibliche Mitglieder auf. Neben den bereits existierenden Gruppen Jungkolping, Mandolinenorchester und Fußballgruppe bildeten sich verschiedene Tanzgruppen, die in die heutigen Nachfolgegruppen „Zuckerpuppen“ und „RheinLichter“ aufgegangen sind. Das Mitte der 80er Jahre gegründete Männerballett „Die Grazien“ tanzt zwar nicht mehr, „ist aber das Rückgrat des Vereins und hilft bei vielen Veranstaltungen“, sagt Zwick. 1976 gründete sich die Seniorgengruppe, die heute rund 100 Angehörige hat. Auch gibt es eine Wandergruppe. 2007 löste sich die Siedlungsgemeinschaft auf. Nach vielen Jahren Abstinenz lebte die Theatergruppe 2010 für das Theaterprojekt „Hexenwahn“ noch einmal auf.
Heute zählt zu den Höhepunkten der 131 Mitglieder zählenden Kolpingsfamilie der von der Ortsgemeinde Rheinbrohl finanziell mitunterstützte Seniorentag mit rund 200 Gästen. Auch nimmt die Kolpingsfamilie an der ökumenischen Friedenswanderung teil. Sie würde gerne wieder ihr gewohntes, mit Vorträgen gespicktes Jahresprogramm aufnehmen, aber wegen Corona können Zwick und Scharrenbach noch nicht sagen, wann es weitergeht. Auch das von Willi Dlugosch gegründete Mandolinenorchester unter der Leitung von Rosemarie Kusold hätte in diesem Jahr gerne sein 60-jähriges Bestehen gefeiert.
Anlässlich des Jubiläums haben Rudi Zwick, Klaus Roos und Christin Roos eine 140-seitige Festschrift verfasst, die im Geschäft Optik Weißenfels, Hauptstraße 96a, Rheinbrohl, erhältlich ist.