Längerfristige Wasserknappheit war gerade in den Jahren 2018 bis 2020 ein großes Problem in der Region. Lang anhaltende Trockenperioden mit hohen Temperaturen sorgten dafür. Die Verbandsgemeinde Puderbach hatte damals beispielsweise mehrfach zum Wassersparen in den Sommermonaten aufgerufen, Verbote gab es jedoch nicht. Gerade an besonders heißen Tagen war der Spitzenverbrauch circa doppelt so hoch wie üblich.
Dazu trugen die intensive Gartenbewässerung oder auch Poolbefüllungen bei. Mittlerweile ist die Auswirkung des Klimawandels immer mehr zu spüren. Um die Wasserversorgung auf Dauer sicherzustellen, soll noch mehr Wasser durch den Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA) in die Verbandsgemeinde Puderbach geliefert werden. Doch zukünftig soll auch die Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach mit Wasser durch den Zweckverband versorgt werden.
Wir möchten Reserven schaffen.
Puderbachs VG-Bürgermeister Volker Mendel
Lage in der VG Puderbach: Laut den Puderbacher VG-Werken liegt der jährliche Verbrauch bei rund 700.000 bis 720.000 Kubikmeter Wasser in der gesamten Verbandsgemeinde. In der VG Puderbach leben rund 15.500 Menschen. Pro Tag beträgt der durchschnittliche Verbrauch etwas unter 2000 Kubikmeter Wasser, also recht nah an zwei Millionen Liter Trinkwasser täglich.
In der Vorlage zum Thema, das im jüngsten Hauptausschuss der VG Puderbach behandelt wurde, finden sich nähere Infos zur Historie mit dem WKA, das bereits seit Längerem dazu beiträgt, die Wasserversorgung in einzelnen Ortschaften sicherzustellen. Das Puderbacher Wasserwerk bezieht seit 1989 Zusatzwasser durch den WKA über den ehemaligen Hochbehälter Breibach (inzwischen das Übergabebauwerk Breibach), mit dem die Ortslagen Niederwambach, Breibach, Seyen und Ratzert (Ortsteil Brubbach) versorgt werden. Sobald die neue Verbindungsleitung zwischen Niederwambach und Steimel-Alberthofen fertigstellt wird, soll der Ortsteil ebenfalls durch den WKA versorgt werden.
Darüber hinaus bezieht die VG Puderbach über den ehemaligen Hochbehälter Berod zusätzlich geringe Wassermengen zur Notversorgung über die VG Altenkirchen-Flammersfeld, dies war etwa an den heißen Sommertagen in den erwähnten Trockenperioden der Fall. Auch hierbei handelt es sich laut Vorlage um eine Wasserlieferung des WKA. Eingespeist wird das Wasser im Hochbehälter Keltenhügel der VG Puderbach. Diese Wasserlieferung soll nun deutlich ausgeweitet werden. „Wir möchten Reserven schaffen“, erklärt Puderbachs Verbandsgemeindebürgermeister Volker Mendel auf RZ-Anfrage.
Weiches Wasser für die VG Puderbach
Als vorteilhaft sieht Mendel, dass das Wasser des WKA genau wie das aus der VG Puderbach bezogene Wasser dem Härtegrad eins, also sehr weichem Wasser, entspricht. Damit ist es sehr gut „kompatibel“. Das Wasser des Neuwieder Kreiswasserwerks hat etwa den Härtegrad drei, also hartes Wasser, das dann auch eine andere chemische Zusammensetzung hat und etwa mehr Calciumcarbonat, auch als kohlensaurer Kalk bezeichnet, enthält. Die Strategie der interkommunalen Zusammenarbeit hält Mendel bei der Wasserversorgung für sinnvoll, denn so könnten die Kosten auf mehreren Schultern verteilt werden.
Lage in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach: Auch die VG Rengsdorf-Waldbreitbach sieht die Notwendigkeit des Handelns, was die Versorgungssicherheit betrifft: „Wir müssen in der Hinsicht etwas tun“, erklärt Dirk Muscheid, Werksleiter der VG Rengsdorf-Waldbreitbach. Grundsätzlich erklärt er zum Verständnis, dass die Wasserversorgung in der ehemaligen VG Rengsdorf durch die Eigenwasserversorgung geleistet wird, im Gebiet der ehemaligen VG Waldbreitbach stammen rund zwei Drittel des Wassers vom Kreiswasserwerk.
Auch in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach sind die Spitzenverbrauchstage das Problem. „Die Gewinnungsanlagen in den Quellen versiegen am ehesten, dann kommen später sogar die Brunnen dran“, erklärt Muscheid. „Wenn wir dann in den Brunnen Wassermangel haben, wird es problematisch.“ Laut Muscheid liegt der jährliche Verbrauch in der gesamten VG Rengsdorf-Waldbreitbach, in der fast 26.900 Menschen leben, bei rund 950.000 Kubikmeter Wasser. Pro Tag sind es im Schnitt circa 2600 Kubikmeter Wasserverbrauch, also rund 2,6 Millionen Liter Wasser.
Das konkrete Vorhaben: Für die VG Puderbach soll die Wasserlieferung durch den WKA deutlich ausgebaut werden. Das Ziel ist dementsprechend der möglichst zeitnahe Abschluss eines Wasserliefervertrages zwischen der VG Puderbach und dem WKA über die Lieferung von Zusatzmengen Trinkwasser, die tatsächlich auch abgenommen werden. Wie es in der Vorlage heißt, sei zusätzlich die Abnahmemenge für die VG Rengsdorf-Waldbreitbach zu regeln.
Gespräche laufen
Ebenfalls muss zwischen den beiden genannten Verbandsgemeinden aus dem Kreis eine vertragliche Regelung getroffen werden, „die die Verbindungsleitung sowie die wirtschaftlichen Beteiligungen und Abrechnungen für die Durchleitung der benötigten Wassermengen regelt“. Laut Volker Mendel soll die zusätzlich Abnahme 600 Kubikmeter pro Tag für die VG Puderbach betragen, für die VG Rengsdorf-Waldbreitbach seien 200 Kubikmeter für den Bereich Rüscheid vorgesehen. Dirk Muscheid erklärt, dass bereits einige Gespräche mit dem WKA, hinter dem federführend die Stadtwerke Wissen stecken, geführt worden seien.
Das Wasser würde die VG Rengsdorf-Waldbreitbach dann über Puderbach und Altenkirchen beziehen, die es wiederum von der Wiehltalsperre (Aggerverband) erhalten. Finanzielle Einzelheiten des Vorhabens zu den notwendigen Investitionen wurden zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt. In den nächsten Monaten sollen die Verträge ausgehandelt werden. Das Thema ist auch in der jüngsten Puderbacher Verbandsgemeinderatssitzung vorgestellt worden.