Inzidenz zwingt zum Handeln - Das gilt für alle Klassen im Kreis ab Stufe 8 - Start ist am Montag, 14. Dezember
Reaktion auf hohen Inzidenzwert: Schulbehörde ordnet für Kreis Neuwied Wechselunterricht an
Maskenpflicht und Lüften in gewissen Zeitabständen gelten derzeit als wichtige Regeln im Kampf gegen das Coronavirus an den weiterführenden Schulen im Kreis Neuwied. Jetzt kommt der Wechselunterricht. Foto: Jörg Niebergall
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Kreis Neuwied. Die Corona-Infektionszahlen im Kreis Neuwied steigen trotz Teilshutdown immer weiter an. Inzwischen ist mit einer Inzidenz von mehr als 200 eine weitere kritische Marke erreicht, die laut geltender Verordnung zur Bekämpfung der Pandemie zusätzliche Maßnahmen nach sich ziehen muss. Dabei liegt ein Hauptaugenmerk auf den Schulen. Auf Empfehlung der Kreisverwaltung hat die zuständige Schulbehörde, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Koblenz, verfügt: Spätestens ab Dienstag, 15. Dezember, sollen die Schulen im Kreis Neuwied ab Klassenstufe 8 auf Hybridunterricht umstellen. Heißt: Ab dann wird im Wechsel eine Hälfte der Klassen zum Präsenzunterricht in die Schule kommen, während die andere Hälfte online zu Hause unterrichtet wird.

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Für die Klassenstufen 1 bis 7 und die Abschlussklassen gilt die generelle Vorgabe nicht, informiert der zuständige Schuldezernent im Kreis, Michael Mahlert, weiter. Die ADD habe jedoch darauf hingewiesen, dass auch für diese Klassenstufen durch die Schulen eine Regelung bei einzelnen Klassenverbänden bei der ADD herbeigeführt werden kann. Davon unabhängig will die ADD die Schulleitungen im Kreis Neuwied umgehend informieren. Laut Mahlert gehen unterstützend auch von der Kreisverwaltung Schreiben in dieser Sache an die Schulen raus.

Der Anlass für diese Entscheidung liegt auf der Hand: Neben Senioreneinrichtungen im Kreis hat es in den zurückliegenden Wochen auch immer wieder Corona-Infektionen in den weiterführenden Schulen gegeben, die sich in der Trägerschaft des Kreises befinden. Michael Mahlert spricht da von einer sehr dynamischen Entwicklung. Exemplarisch nennt er das Wiedtalgymnasium in Neustadt, die Realschule plus in Dierdorf und das Martinus-Gymnasium in Linz, an denen sich aktuell Klassen oder Klassenstufen wegen Corona-Fällen in Quarantäne befinden. „Es hat aber auch an Grundschulen Fälle gegeben, die befinden sich aber nicht in unserer Trägerschaft“, sagt er. So oder so ist bei einer Inzidenz ab 200 vor allem das Infektionsgeschehen entscheidend dafür, ob sich bei den Schulen etwas ändert, informiert Mahlert. Und diese Voraussetzung scheint aus Sicht der Verantwortlichen nun gegeben.

Viele Verantwortliche von Schulen fordern landesweit schon länger die Rückkehr zum Hybridunterricht, um Schulen nicht gänzlich schließen zu müssen. Auch bei Michael Mahlert sind diese Stimmen aufgeschlagen. Zudem ereilten ihn jüngst viele Anrufe von Unternehmen, Schulen, Politikern und Eltern, die aktuelle Informationen rund um die Schulen an die Hand bekommen wollten. „Das zeigt uns deutlich, wie groß der Handlungsdruck letztlich auch war. Für uns war klar, dass spätestens beim Inzidenzwert von 200 etwas passieren musste.“ Vorher hatten die Schulen laut Mahlert die Möglichkeit zur individuellen Absprache mit ADD. Jetzt gibt es aber den Wechselunterricht für alle als Maßgabe.

Mahlert sieht die Entscheidung der ADD als alternativlos an: „Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Wechselunterricht das Instrument, das greifen soll.“ Nicht nur aus der Sicht des Dezernenten bieten sich die Weihnachtsferien als Zeitpunkt an. „In einer Zeit, in der ohnehin nicht allzu viel passiert, können wir den Infektionsschutz und die Unterbrechung der Infektionsketten ganz oben anstellen. Das ist aber meine persönliche Meinung“, betont Mahlert. Wenn die Fallzahlen nicht fallen sollten, kann er sich aber durchaus vorstellen, dass im Rahmen eines harten Shutdowns Schulen auch geschlossen werden: „Da machen wir als Kreis schon Druck, dass man beim Land da bis zum Ende denkt.“

Bei alledem verweist Mahlert ausdrücklich auf das gute Miteinander von Schulaufsicht und Kreisverwaltung. Und er blickt noch einmal auf die Entscheidungsfindung am Donnerstag zurück: Nachdem sich bereits die Bürgermeister im Kreis in einer Telefonkonferenz mit Mahlert und Landrat Achim Hallerbach auf diese Empfehlung an die ADD verständigt hatten, folgte laut Mahlert eine Konferenz mit Gudrun Paul, koordinierende Referentin der ADD Koblenz. Die versprach angesichts der Tatsachen, innerhalb der ADD eine zeitnahe Entscheidung herbeizuführen. Und sie hielt Wort. Noch am Donnerstagabend habe ADD-Präsident Thomas Linnertz bei Mahlert angerufen und ihn über die Regelung in Kenntnis gesetzt. Mahlert sagt dazu: „Wir waren uns am Donnerstag relativ schnell einig, dass das aus unserer Sicht der richtige Schritt ist, und haben als Kreis darauf hinargumentiert. Die schnelle Entscheidung der ADD hat uns gefreut.“

Unterdessen sah sich Landrat Achim Hallerbach angesichts der sich weiter zuspitzenden Corona-Lage im Kreis Neuwied am Donnerstag zu später Stunde zu einem politischen Zeichen auf der Internetplattform Facebook veranlasst. Klipp und klar forderte er, die Schulen ab Montag komplett zu schließen und einen zeitnahen vollständigen Shutdown. „Ansonsten drohen uns noch höhere Infektionszahlen und eine Überlastung unseres Gesundheitssystems.“ Die bisher erfolgten Aufrufe an die Bevölkerung zeigten keine ausreichende Wirkung. „Es besteht jetzt dringender Handlungsbedarf“, betont der Landrat.

Von unserem Redakteur Ralf Grün

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