Da staunten wohl einige Rheinbrohler nicht schlecht, als sie am Rosenmontag auf dem Rückweg von den Karnevalsumzügen in Linz oder Köln waren. Zumindest diejenigen, die mit dem Zug gefahren sind. Die RB27 hielt nämlich nicht im Ort, man „strandete“ am nächsten Bahnhof in Leutesdorf, wie sowohl ein aufmerksamer Leser als auch VG-Chef Jan Ermtraud unserer Zeitung mitteilen. Warum?
Konflikte mit dem Fernverkehr führten zur Streichung des Rheinbrohler Halts
Grund ist eine Baustelle für den Abriss eines sogenannten Überwerfungsbauwerks in Koblenz-Kesselheim, wie Thorsten Müller, Direktor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Doch warum hat dieser Abriss Auswirkungen auf den Halt der Regionalbahn 27 in Rheinbrohl? Das erklärt Müller so: Wegen der linksrheinischen Baustelle wäre es zu Trassenkonflikten auf der rechtsrheinischen Schiene gekommen, da der Fernverkehr hätte umgeleitet werden müssen. Damit es zu keinem Konflikt zwischen Fernzügen und Regionalverkehr komme, habe die Bahn bei der Planung zwei Bahnhöfe für die RB27 ab März bestimmt, an denen nicht mehr gehalten werden soll: einen in NRW und einen in Rheinland-Pfalz – und zwar in Rheinbrohl.
Nun kommt die Pointe: Die Bahnbaustelle in Koblenz-Kesselheim gibt es derzeit gar nicht, wie Müller mitteilt. Sie wurde in den Mai verschoben. Was bedeutet: Die Streichung des Halts in Rheinbrohl der RB27 war und ist eigentlich unnötig. Aber sie steht so im Fahrplan, der seit 2. März gilt. Daher rauschen die Züge der DB Regio in Rheinbrohl „durch“. Dass die Baustelle, die die Streichung nötig machte, gar nicht existiert, ist offenbar noch nicht bei allen angekommen.

Doch es gibt auch Positives: „Teilweise halten die Züge schon in Rheinbrohl, aber nicht alle. Wir arbeiten daran und sind in Gesprächen mit der Bahn. Wir wollen, dass sie alle halten. Ich kann es nur nicht versprechen“, betont SPNV-Direktor Müller. Der SPNV Nord bestellt und bezahlt die Zugverbindungen bei der DB Regio. Man habe ein starkes Interesse daran, dass die Züge fahren und auch halten, so Müller.
Was der Verbandsdirektor und auch Bürgermeister Jan Ermtraud kritisieren, ist, dass es keinerlei Information der DB Regio gegeben hätte. Nur, wenn man die Fahrpläne oder seine Bahn-App genau anschaue, habe man erkennen können, dass in Rheinbrohl kein Halt der RB27 mehr eingetragen ist. Daher empfiehlt Müller, immer die aktuellen Pläne im Blick zu haben, auch wenn man schon Jahre und Jahrzehnte auf der Schiene unterwegs ist.
In die andere Fahrtrichtung hält die RB27
Was bei der ganzen Sache für die Bürger und Bahnkunden komplett unverständlich ist und einem Schildbürgerstreich gleicht: Nur der Halt in Fahrtrichtung Koblenz wurde im aktuellen Fahrplan gestrichen. Wer in Richtung Köln fährt, der kann in Rheinbrohl bequem aus- und zusteigen. Die Antwort der Bahn auf eine Anfrage unserer Zeitung, warum man den Halt Rheinbrohl, da die geplante Baustelle nicht existiert, nicht wieder eingefügt hat, steht noch aus.