Spenden gesammelt - Zustand des Puderbacher Waldes kritisch - Schwierige Förderbedingungen
Rat legt Grundstein für den Klimawald: Waldzustand in Puderbach bleibt kritisch
Für das Bürgerwaldareal des Puderbacher Klimawaldes, das in der Nähe der Grillhütte Mousemich liegt, ist zunächst eine Fläche von rund 6,25 Hektar vorgesehen. Baumpflanzaktionen, an denen sich jeder beteiligen kann, soll darauf durchgeführt werden. Foto (Archiv): Lars Tenorth
Lars Tenorth

Puderbach. Spenden wurden für das Vorhaben gesammelt. Revierförsterin gibt einen Überblick und spricht von schwierigen Förderbedingungen beim Wegebau.

Die Trockenheit und Dürre setzte den Wäldern im Kreis Neuwied, vor allem auch in Puderbach, in den vergangenen beiden Jahren kräftig zu. Für den Borkenkäfer waren es ideale Bedingungen, der Schädling zerstörte zahlreiche Flächen. 2021 sieht die Lage wieder etwas besser aus, dazu trug der regelmäßige Regen in den vergangenen Monaten bei. Aber die Situation bleibt aufgrund der Folgen des Klimawandels sehr ernst. Um den Puderbacher Gemeindewald sorgt sich die zuständige Revierförsterin Cornelia Fronk, die den näheren Waldzustand im vergangenen Puderbacher Ortsgemeinderat auch mithilfe von Zahlen und verschiedener Faktoren verdeutlicht hat.

Holzeinschlag im Jahr 2021

"Geplant waren 20.700 Festmeter Einschlag, bisher wurden 7285 Festmeter eingeschlagen“, betonte Revierförsterin Cornelia Fronk. Hierbei handelt es sich komplett um den Einschlag von Kalamitätsholz (Schadholz) oder auch Holz aus Verkehrssicherungsmaßnahmen. Positiv ist: „Vermutlich wird der geplante Einschlag nicht vollständig erreicht“, hob Fronk hervor. Sie ergänzt: „Die Baumarten Lärche und Kiefer sind in diesem Jahr nicht so stark vom Borkenkäfer betroffen, wie befürchtet.“ Trotzdem habe der geringere Einschlag nur minimale Auswirkungen auf den Haushalt, da die Holzpreise in der Mitte des Jahres wieder gestiegen sind.

Für die Aufarbeitung des Schadholzes gibt es, da der Aufwand höher ist und um den Brutraumentzug des Borkenkäfers zu unterstützen, eine finanzielle Förderung. Für die Zeit vom 1. August 2020 bis zum 31. Juli 2021 werden für mehr als 31.000 Festmeter eingeschlagene Fichte, Lärche und Kiefer gezahlt, knapp 220.000 Euro wurden dementsprechend durch das Land ausgezahlt. Planmäßige Durchforstungen gab es laut Fronk 2021 noch keine und wird es auch nicht geben.

Wegebau und Förderung

Bis auf den Waldweg in Haberscheid wurden die Wege in Puderbach bislang nicht instand gesetzt. Denn, so berichtete Fronk, muss teilweise weiterhin Holz abtransportiert werden. Zusätzlich wird auf die Wegebauförderung gewartet. Doch wie Fronk in der vergangenen Puderbacher Ratssitzung ausführlich erklärte, sei es fast unmöglich, die Förderungsbedingungen einzuhalten. Mitte Juli wurde sie über die Möglichkeit informiert, bis zum 1. August mussten Anträge eingereicht werden. Fristgerecht liefen sie ein, mussten aber aufgrund von Änderungen seitens der Zentralstelle der Forstverwaltung (ZdF) mehrfach überarbeitet werden, erklärte Fronk. Erst vor Kurzem ist der Antrag für die Förderung bewilligt worden. Nur prophezeite Fronk große Schwierigkeiten, die gestellte Frist einzuhalten. Denn die Zahleinträge, also die Rechnungen der Unternehmer und ein unterzeichneter Antrag, müssen bis spätestens zum 15. November bei der ZdF eingegangen sein. „Da die Maßnahmen aber erst ausgeschrieben werden müssen und viele Firmen aus der Region sowie Wegebaumaterial in den Überschwemmungsgebieten der Eifel gebunden sind, ist diese Frist praktisch nicht einzuhalten.“ Für Puderbach wurde eine Förderung für 2920 Meter Wegelänge beantragt.

Wiederbewaldung

Die Wiederbewaldung in Puderbach läuft seit dem Frühjahr 2021. Auf einer Fläche von 3,5 Hektar setzten Arbeiter 1000 neue Bäume, und zwar 500 Robinien, 300 Esskastanien und 200 Roteichen: „Die Pflanzen sind aufgrund der Witterung gut angewachsen und es gibt keine nennenswerten Ausfälle.“ Auf manchen sei auch die erste Naturverjüngung erkennbar. Für Ende des Jahres sind in Puderbach weitere Pflanzungen geplant – etwa 3000 Bäume im Klimawaldprojekt, rund 2500 auf weiteren Kahlflächen sowie mehr als 2000, die über die Spendenaktion der Metzgerei Born finanziert werden.

In der vergangenen Ratssitzung stimmten alle Ratsmitglieder dem Konzept zum Umgang mit Biotop-, Altbäumen und Totholz zu, das impliziert, naturnah wiederzubewalden, Waldränder zu gestalten und zu erhalten, genau wie Biotopbäume. Außerdem wurde das Totholzkonzept bejaht, das vorsieht, im Gemeindewald auf einer Fläche von rund 20 Hektar Fichten-Totholzflächen auszuweisen und den natürlichen Wiederaufbau zu überlassen. Sobald sich die nächste Waldgeneration eingestellt hat, werden die Flächen wieder bewirtschaftet, heißt es in der Beschlussvorlage. Alles wird dokumentiert.

Neuigkeiten zum Klimawald

Das Vorhaben Klimawald schreitet voran. Es wird die Idee verfolgt, auf dem Waldgebiet zwischen Puderbach und dem Ortsteil Reichenstein verschiedene Waldentwicklungsansätze anzuwenden. Ziel der Entwicklungen ist ein klimaresilienter Mischwald. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Puderbach möchte die Gemeinde bei der Wiederbewaldung unterstützen und beim Klimawald mitwirken. Dafür beschlossen nun die Gemeinderatsmitglieder das Fachkonzept Klimawald mit Punkten wie Wiederbewaldung durch Naturverjüngung, Waldpädagogik oder einen Bürgerwald, bei der jeder aktiv mithelfen kann (RZ berichtete). Gemeinsam gestalten nun die Gemeinde und der VVV den Klimawald. Puderbach genehmigt dem VVV, auf den Klimawald-Flächen Pflanzungen und weitere Aktionen durchzuführen. Für das Projekt sammelte der VVV Spenden, dazu kommen die Förderung durch Leader-Mittel und ein eigener Zuschuss: „Es ist eine Summe zwischen 8000 bis 9000 Euro zusammengekommen“, sagte VVV-Geschäftsführer Hajo Jordan.

Wie er weiterhin in der Ratssitzung berichtete, wurden mit den Schulen Gespräche geführt zum Thema Waldpädagogik. Die Schulen können sich demnach sehr gut vorstellen, sich zu beteiligen, zum Beispiel das Thema Klimawald in Projektwochen oder Arbeitsgruppen aufzugreifen.

Zwischenfazit für das Jahr 2021

„Die Niederschläge haben dazu geführt, dass zumindest jüngere Wälder und die Verjüngung profitieren konnten“, erklärte Fronk auf RZ-Anfrage. Sie führt weiter aus, dass aber der Regen aufgrund der extremen Austrocknung des Bodens nach wie vor in tiefere Bodenschichten nur schwierig eindringen kann. Zusätzlich haben die vergangenen Trockenjahre viele Bäume nachhaltig geschädigt, sodass auch dieses Jahr deutliche Absterbeerscheinungen erkennbar sind. Besonders betroffen sind Buchen, die Menge an Totholz werde hier weiter ansteigen. Deshalb werden vor allem auch weiteren Verkehrssicherungsmaßnahmen notwendig sein. „Dies bedeutend eine große finanzielle Belastung für die Gemeinden“, so Fronk. Davon abgesehen waren die Holzpreise bis Mitte des Jahres auf einem sehr niedrigen Niveau, sind ab Juli gestiegen, nun sinkt diese beim Schadholz aber schon wieder. “Frisches Nadelholz wird sehr gut bezahlt – das hilft den Waldbesitzenden in der Region aber nur sehr begrenzt, da fast kein Frischholz mehr vorhanden ist“, bedauerte Fronk.

Klimawaldaktion und Naturschutzmaßnahmen

Die Ortsgemeinde Puderbach lädt am Samstag, 23. Oktober, von 11 bis 16 Uhr zu einer Kinder- und Jugendaktion ein. Treffpunkt ist an der Grillhütte Mousemich. Um eine Fläche im Puderbacher Klimawald vor Rehen zu schützen, sodass die Bäume gut wachsen können, bauen die Teilnehmer Weisergatter. Zwischendrin gibt es ein Mittagessen. Anmeldungen sind bis zum 15. Oktober möglich bei Melanie Führer unter Tel. 02684/979 191 oder bei Patrick Rudolph unter Tel. 02684/976 937 oder per E-Mail an patrick.rudolph@posteo.de. Die Ansprechpartner geben auch mehr Infos zur Aktion – wie zur passenden Kleidung.

In der jüngsten Puderbacher Ortsgemeinderatssitzung präsentierte Ratsmitglied Patrick Rudolph Vorschläge, wie der Naturschutz in Puderbach vorangetrieben werden kann. Die Erkenntnisse wurden durch den Besuch des Mitmach-Museums für Naturschutz „Nahe der Natur“ gewonnen. Rudolph betonte, mit wenig finanziellem Aufwand schon viel erreichen zu können. So schlug er unter anderem vor, Säume und Offenlandflächen abzumagern, um die Artenvielfalt zu erhöhen. Weitere Punkte waren etwa die Verbesserung der Biotopvernetzung, Erhaltungspflanzungen und die gezielte Pflege von Streuobstwiesen. Was aber von den verschiedenen Maßnahmen umgesetzt wird, ist bislang noch offen und soll näher erörtert werden.

Von unserem Redakteur Lars Tenorth

Top-News aus der Region