Neuwied
Radverkehr soll besser werden: Über diese Themen diskutiert der ADFC Neuwied
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An jedem letzten Freitagnachmittag im Monat treffen sich Radfahrer für eine sogenannte Critical Mass. Dann radeln sie durch Neuwied, um zu zeigen, dass Radfahrer ein zu respektierender Teil des Verkehrs sind.
Peter Mohr

Wie kann sich die Situation für Radfahrer in Neuwied verbessern? Darüber diskutiert die Neuwieder Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in einer eigenen WhatsApp-Gruppe. Drei Themen stehen dort in jüngster Zeit im Mittelpunkt, wie der ADFC mitteilt.

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An jedem letzten Freitagnachmittag im Monat treffen sich Radfahrer für eine sogenannte Critical Mass. Dann radeln sie durch Neuwied, um zu zeigen, dass Radfahrer ein zu respektierender Teil des Verkehrs sind.
Peter Mohr

1Radweg Engerser Landstraße: An der Engerser Landtraße gibt es einen kombinierten Rad- und Gehweg, wobei die Wege durch eine Markierung voneinander abgegrenzt werden. Diese Markierung wurde laut ADFC jüngst erneuert. Das kann der Fahrradklub nicht nachvollziehen, wie er in seiner Mitteilung schreibt.

Der ADFC bezieht sich bei seiner Kritik auf Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, die die Forschungsgesellschaft für Straßenverkehrswesen herausgegeben hat. Demnach sollte bei einem kombinierten Rad- und Gehweg der Radweg mindestens 2 Meter breit sein, bei beengten Verhältnissen immerhin noch 1,6 Meter breit. Der Radweg an der Engerser Landstraße sei jedoch nur etwas mehr als 1 Meter breit, was „permanent zu Konflikten zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden“ führt, heißt es in der Mitteilung des ADFC. Besonders betroffen sei der Abschnitt zwischen Blücherstraße und Friedrich-Ebert-Straße, weil es dort viele Geschäfte, eine Tankstelle sowie stark frequentierte Bushaltestellen gibt.

Wer hier auf der Straße fährt und von der Polizei angehalten wird, zahlt ein Verwarnungsgeld von mindestens 20 Euro.

Aus einer Pressemitteilung des ADFC

„Allerdings haben Radfahrende keine Alternative, denn der Radweg ist trotz der nicht regelkonformen Gegebenheiten als benutzungspflichtig beschildert“, erläutert der ADFC. „Wer hier auf der Straße fährt und von der Polizei angehalten wird, zahlt ein Verwarnungsgeld von mindestens 20 Euro.“

Statt an der nicht regelkonformen Radwegeführung festzuhalten – wie nun durch die Erneuerung der Markierung geschehen –, hält es der ADFC für erforderlich, die Benutzungspflicht des Radwegs aufzuheben. Dann dürften Radfahrer die Fahrbahn benutzen und müssten zum Linksabbiegen nicht zweimal an „Bettelampeln“ Grün anfordern. Für Kinder und unsichere Radfahrende könnte der Gehweg zur Benutzung freigegeben werden.

Problem ist der Stadt bekannt

Dass der Radweg an der Engerser Landstraße problematisch ist, weiß auch die Stadt Neuwied. Darauf weist der ADFC hin. Er erinnert daran, dass die Unzulänglichkeiten des Radwegs bei der Neuaufstellung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) für Neuwied erkannt wurden.

„Da es in der Engerser Landstraße aufgrund des Straßenquerschnitts und der verkehrlichen Merkmale jedoch keine wirkliche Alternative gibt, schlägt der VEP daher die Einrichtung einer Fahrradstraße in der parallel verlaufenden Reckstraße vor, die über Seminarstraße, Germaniastraße, Rheintalweg und Engerser Straße bis in die Innenstadt führen soll.“ Es sei aber nicht davon auszugehen, schreibt der ADFC, dass diese Fahrradstraße schnell Wirklichkeit werden wird.

2Großräumiger rechtsrheinischer Radweg, Teilstück in Irlich: Der Radweg von der Neuwieder Kernstadt nach Irlich führt über die Wiedbrücke in die Brunnenstraße zur Kreuzung mit Schultheiß-Damen- und Kurtrierer Straße. Weiter geht es über die Kreuzung hinaus in die Kurtrierer Straße und dann in nördliche Richtung – „ohne dass dort eine sichere Führung des Radverkehrs geschaffen wurde“, kritisiert der ADFC.

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"Sichere Radwege für Groß und Klein": Was der ADFC fordert, ist eindeutig.
Peter Mohr

Die Neuwieder Ortsgruppe des Fahrradklubs weist auf die „Bedeutung und hohe Frequentierung dieses Radwegs“ hin. Deshalb habe sie die Stadtverwaltung bereits Ende April 2022 auf das Problem aufmerksam gemacht und in einem Schreiben „eine sichere Führung des Radverkehrs angemahnt“.

Dass die Situation problematisch ist, habe auch die Stadt erkannt, teilt der ADFC mit. In einem Antwortschreiben habe das Bauamt mitgeteilt, dass zunächst keine einfache Lösung erkennbar sei. Die Situation solle aber weiter beobachtet werden. Zu welchen Erkenntnissen das inzwischen geführt hat, will der ADFC bei seinem nächsten Gespräch mit dem Bauamt und der Straßenverkehrsbehörde am kommenden Mittwoch, 14. Juni, erörtern.

Eine Fahrradstraße für Irlich?

In seiner Stellungnahme zum Verkehrsentwicklungsplan hatte der ADFC angeregt, die gesamte Kurtrierer Straße als Fahrradstraße auszuweisen. „Bereits heute überwiegt hier der Radverkehr auf diesem stark frequentierten Radwegeabschnitt“, begründet der Fahrradklub seinen Vorschlag. Unabhängig vom ADFC habe zudem ein Irlicher Büger vor Kurzem den gleichen Antrag an den Irlicher Ortsbeitrat gestellt.

Dass Handlungsbedarf besteht, ist für den ADFC unbestritten. Das untermauert der Fahrradklub mit Verweis auf einen Unfall, der sich in besagtem Kreuzungsbereich am Pfingstmontag ereignet haben und bei dem ein Radfahrer verletzt worden sein soll. Zugleich räumt der ADFC ein, dass ihm „die Umstände des Unfalls nicht näher bekannt sind“, heißt es in der Pressemitteilung.

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An jedem letzten Freitagnachmittag im Monat treffen sich Radfahrer für eine sogenannte Critical Mass. Dann radeln sie durch Neuwied, um zu zeigen, dass Radfahrer ein zu respektierender Teil des Verkehrs sind.
Peter Mohr

3Critcal Mass: Unter der Bezeichnung „Critical Mass“ versteht man eine weltweite Bewegung, bei der sich vor allem Radfahrer treffen, um mit gemeinsamen Fahrten durch Innenstädte auf den Radverkehr aufmerksam zu machen. Seit April 2023 gibt es an jedem letzten Freitagnachmittag im Monat auch in der Neuwieder Innenstadt eine solche Critical Mass, „um auf entspannte Art zu zeigen, dass Radfahrende auch in Neuwied ein zu respektierender Teil des Verkehrs sind“, berichtet der ADFC. Jeweils mehr als 15 Radler fahren dabei im geschlossenen Verband durch die Stadt. Der ADFC Neuwied weist in seiner Pressemitteilung aber darauf hin, dass er nicht der Veranstalter der Critical Mass sei. hrö/red

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC)

Als verkehrspolitischer Verein und als Fahrradlobby setzt sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) für die “Verkehrswende mit dem Fahrrad im Mittelpunkt und damit für mehr Klimaschutz, Sicherheit, Gesundheit und Lebensqualität ein", heißt es auf der Internetseite des Vereins. Die Förderung des Radverkehrs sei nicht zuletzt auch ein politischer Auftrag, für den sich der ADFC stark mache. Ziel des ADFC sei es, „alle Menschen, gleich welchen Alters und unabhängig von ihren Wohnorten, für das Radfahren und damit für die Mobilität der Zukunft zu gewinnen“.

Der ADFC sei parteipolitisch neutral, aber parteilich, wenn es um die Interessen Rad fahrender Menschen geht, heißt es auf der Internetseite des ADFC weiter. Nach eigenen Angaben ist der ADFC ist die größte Interessenvertretung für Radfahrer weltweit, hat mehr als 220.000 Mitglieder und ist in mehr als 450 Städten und Gemeinden in Deutschland vertreten. Mehr Infos unter www.adfc.dehrö

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