Vier Bewerber stellen sich vor
Puderbach sucht den neuen VG-Bürgermeister
Das Kandidatenquartett vor der Wahl des Bürgermeisters der VG Puderbach: (von links) Patrick Rudolph, Alexander Mohr, Herward Geimer und Sven Schür.
Daniel Dresen

Die Menschen in der VG Puderbach haben die Qual der Wahl: Herward Geimer, Alexander Mohr, Patrick Rudolph und Sven Schür wollen Nachfolger des Amtsinhabers Volker Mendel werden. Im Gemeinschaftshaus haben sie sich nun den Fragen der Bürger gestellt. 

Es kann nur einen geben: Herward Geimer, Alexander Mohr, Patrick Rudolph und Sven Schür konkurrieren am 6. April bei der Wahl des Bürgermeisters der VG Puderbach um die Nachfolge von Volker Mendel, der nicht mehr antritt. Die vier freien Bewerber haben am Donnerstabend (20. März) bei einer vom CDU-Gemeindeverband organisierten Podiumsdiskussion im Puderbacher Gemeinschaftshaus den anwesenden circa 150 Bürgern Rede und Antwort gestanden. Durch die Veranstaltung führte RZ-Redakteur Lars Tenorth, der nach einer Vorstellungsrunde des Quartetts den Bewerbern die Frage stellte, wie sie als VG-Bürgermeister das verloren gegangene Vertrauen in die Politik zurückgewinnen wollen. „Die Menschen müssen zum einen sehen, dass die Kommunalpolitik in der Lage ist, Probleme zu lösen. Die finanzielle Handlungsmöglichkeit ist hierfür extrem wichtig. Der andere Punkt ist Transparenz und Kommunikation. Wir könnten mehr dafür tun, dass die Menschen verstehen, unter welchen Zwängen wir als Kommunalpolitiker Entscheidungen treffen“, sagte Patrick Rudolph.

Patrick Rudolph, Bürgermeisterkandidat VG Puderbach
Daniel Dresen

Alexander Mohr blickte auf das jüngste Bundestagswahlergebnis in der VG Puderbach, bei der die in Teilen rechtsextreme AfD mit 27,1 Prozent der Zweitstimmen zur zweitstärksten Kraft knapp hinter der CDU gewählt worden war. Mohr sprach hier von „Frustwählern“. „Die Randgruppen sind keine Randgruppe mehr“, so Mohrs Fazit. Er sieht ebenfalls einen Handlungsbedarf, was die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern angeht. Es bräuchte kein Geld vom Bund oder Land für das Bauen von „Luftschlössern“, sondern für dringende Investitionen wie die Sanierung von Straßen. Herward Geimer äußerte Zweifel daran, ob auch die Kommunalpolitik unter einem Vertrauensverlust leide. „Es geht bei uns darum: Tun Sie das, was Sie sagen, und sagen Sie das, was Sie tun. So gewinnen Sie Vertrauen zurück“, brachte es Geimer aus seiner Sicht auf den Punkt. Das größte Problem in der VG und in den Ortsgemeinden sei die fehlende „finanzielle Beinfreiheit“. Ziel sei es, durch die Schaffung „guter Arbeitsplätze“ das Steueraufkommen zu steigern.

Herward Geimer, Bürgermeisterkandidat der VG Puderbach
Daniel Dresen

Auch nach Ansicht von Sven Schür, der seit vergangenem Sommer Ortsbürgermeister von Steimel ist, sei kein Vertrauen auf kommunaler Ebene verloren gegangen. „Bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr mussten 16 Gemeinderäte neu besetzt werden. Es gab kein Problem, diese zu besetzen“, so Schür. Auch das große Interesse an der Podiumsdiskussion zeige, welch eine „gute Arbeit“ der bisherige VG-Chef und die Ortsbürgermeister im Puderbacher Land geleistet hätten.

Sven Schür, Bürgermeisterkandidat der VG Puderbach
Daniel Dresen

In der nächsten Runde im Gemeinschaftshaus mussten die vier Kandidaten Sätze, die ihnen Moderator Tenorth vorgab, vervollständigen. Für mehr Bürgernähe will Bewerber Schür in der VG eine neue Ortsapp einführen, denn die bisherige in Steimel sei „eine Katastrophe“. Kandidat Geimer will sich für ausreichend Personal in den Kitas und Grundschulen einsetzen. Bewerber Mohr will das Ehrenamt in der VG, insbesondere in der Feuerwehr, noch stärker fördern und wertschätzen. Kandidat Rudolph will sich für soziale Gerechtigkeit starkmachen, dazu zähle auch die Fortführung der Tafel in Puderbach, was in seinen Augen „eine Schande für ein Land wie Deutschland“ sei.

Alexander Mohr, Bürgermeisterkandidat der VG Puderbach
Daniel Dresen

In der offenen Fragerunde wurde das Publikum miteingebunden, so konnten die Bürger ihre Fragen persönlich an die Kandidaten auf der Bühne stellen. Die Zukunft des Alten Bahnhofs in Puderbach, der bisher als Jugend- und Kulturzentrum genutzt wird, war eine der drängendsten Fragen. Bewerber Mohr betonte, dass die Förderung für die Einrichtung über das Jahr 2029 hinaus verlängert werden müsse. Bisher ist die Ortsgemeinde Puderbach selbst Eigentümerin des Gebäudes. Außerdem müssten die Verantwortlichen neben der bisherigen Nutzung auch über Alternativen nachdenken. Kandidat Rudolph ist der Meinung, dass Jugend und Kultur unter einem Dach ein „tolles Konzept“ sei. Die Betriebskosten belasten jedoch jedes Jahr den Haushalt der bereits klammen Ortsgemeinde Puderbach. Rudolph brachte eine mögliche Übernahme durch die VG oder einen Verkauf an einen privaten Investor ins Spiel. Als weitere Nutzungsmöglichkeit nannte er die Einrichtung von Co-Working-Spaces, die mobiles Arbeiten im Alten Bahnhof ermöglichen, und abends dennoch Kulturveranstaltungen durchgeführt werden können. Bewerber Geimer meinte, dass sich sowohl das Gebäude als auch das Nutzungskonzept bewährt hätten. „Der Schlüssel zum Erhalt ist, die Auslastung zu steigern – egal, in welcher Trägerschaft“, sagte Geimer. Kandidat Schür schlug vor, die Trägerschaft neu zu ordnen: Künftig könnte sich auch ein Verein um den Fortbetrieb kümmern und das finanzielle Risiko tragen.

Das Gemeinschaftshaus in Puderbach war am Donnerstagabend während der Podiumsdiskussion gut gefüllt.
Daniel Dresen

Eine ebenso wichtige Frage einer Bürgerin war, wie die Integration von Flüchtlingen gelingen soll, wenn es im Puderbacher Land an Sprachkursen mangelt. „Wir schaffen es nicht innerhalb der VG. Wir haben hier vor Ort nur die Chance, mit den Menschen zu interagieren und sie in die Arbeit hereinzuholen. Es ist eine Sache, wo wir von oben relativ alleingelassen werden“, antwortete Geimer. Mohr verwies an die Zuständigkeit des Landkreises Neuwied. „Wir müssen uns aber auch alle selbst an die Nase fassen und den Menschen die Hand reichen und mit ihnen ins Gespräch kommen“, so Mohr. Rudolph lobte den bisher eingeschlagenen Weg der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen in der VG Puderbach, damit Integration gelingen kann. „Wir brauchen zum einen Leute, die Sprachkurse anbieten. Dann stellt sich die Frage, wie das Ganze finanziert wird“, so Rudolph. Es brauche eine bessere Unterstützung von Bund und Land. Ähnlich sieht das Schür: Es müssten Sprachbarrieren aus dem Weg geräumt werden. „Haben Sie schon einmal in den letzten Jahren einen Flüchtling bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Roten Kreuz oder im Vorstand vom Fußball- oder Verkehrsverein gesehen? Ich nicht. Wir müssen dahin, dass wir die Jungs und Mädels einbinden“, so Schür.

Lars Tenorth, Redakteur unserer Zeitung, führte durch die Veranstaltung.
Daniel Dresen

Zum Ende der Fragerunde äußerte ein in Puderbach ansässiger Handwerker noch einen Wunsch hinsichtlich der Verkehrsneustrukturierung in seinem Heimatort: „Angesichts der baldigen Großbaustelle in der Ortsmitte bitte ich den künftigen VG-Bürgermeister und die ausführende Baufirma, dass extrem schnell gearbeitet wird und alles dafür getan wird, dass die Strecke – auch mittels Umleitungen – immer befahrbar ist.“ Nach mehr als zwei Stunden im Puderbacher Gemeinschaftshaus riefen alle vier Kandidaten das Publikum dazu auf, sein Wahlrecht am 6. April wahrzunehmen.

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