Hohe Wellen schlägt derzeit ein brisanter Vorfall in der Verbandsgemeinde Puderbach: Laut Informationen unserer Zeitung soll Sven Schür, Kandidat für den Bürgermeisterposten in der VG Puderbach und aktueller Ortsbürgermeister in Steimel, eine Verwaltungsmitarbeiterin verbal bedroht haben. Laut RZ-Informationen habe es ein Telefonat zwischen der VG-Mitarbeiterin und Schür gegeben, bei dem Schür ihr zu verstehen gegeben haben soll, es zu unterlassen, weiterhin den VG-Bürgermeisterkandidaten Patrick Rudolph zu unterstützen. Schließlich soll eine verbale Drohung bezüglich der Zukunft der VG-Mitarbeiterin gefolgt sein, wenn Schür die Wahl zum VG-Bürgermeister gewinnen sollte. Dieser Vorfall ereignete sich nur wenige Tage vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag. Zum Vorfall gibt es eine Stellungnahme der SPD und Grünen. Eine Aussprache im Puderbacher Rathaus ist inzwischen erfolgt. Ein Ortsbürgermeister fordert nicht nur, dass Schür seine Kandidatur zurückzieht.
Zum Hintergrund: Die Wahl in der Verbandsgemeinde Puderbach stößt seit Wochen auf großes öffentliches Interesse. Mit Herward Geimer, Alexander Mohr, Patrick Rudolph und auch Sven Schür (alle freie Bewerber) treten vier Kandidaten an, um am 1. Januar 2026 Nachfolger des scheidenden VG-Bürgermeisters Volker Mendel zu werden. Der erste Wahltag ist am kommenden Sonntag, 6. April, bei vier Kandidaten ist aber eine Stichwahl nicht unwahrscheinlich. Diese würde am Sonntag, 27. April, stattfinden.
Stellungnahme der SPD und Grünen
Doch nun gab es den genannten Vorfall, den die SPD und Grünen sowie Hans-Martin Born, Martin Sielker und Petra Schiller aus der CDU-Fraktion im Puderbacher VG-Rat in einer gemeinsamen Pressemitteilung thematisieren. Die betroffene VG-Mitarbeiterin bestätigte, dass die Info zum Vorfall in der Stellungnahme der Fraktionen der Wahrheit entspreche. Näher wollte sie sich aus Schutzgründen zum Sachverhalt nicht äußern.
In der Stellungnahme, die der RZ vorliegt, heißt es zu Beginn, dass die Unterzeichner mit großer Sorge die bekannt gewordenen Vorwürfe der verbalen Drohung gegenüber einer Mitarbeiterin der Verbandsgemeinde durch den Bürgermeisterkandidaten Sven Schür zur Kenntnis nehmen. Zum Vorfall erfolgte am Montag ein Gespräch in der Puderbacher Verwaltung, an dem unter anderem die bedrohte VG-Mitarbeiterin, Volker Mendel und Sven Schür teilnahmen. Volker Mendel sagte dazu, dass es um eine vertrauliche Personalangelegenheit gehe. „Es hat eine Aussprache gegeben.“ Die VG-Mitarbeiterin habe das Vorkommnis vorgetragen, und die Verwaltung sei der Fürsorgepflicht nachgegangen. Die Gespräche seien geführt und zum Abschluss gebracht worden. Diese Personalangelegenheit sei damit für den Moment als Verwaltungsspitze erledigt.
Schür habe sich bei der Mitarbeiterin entschuldigt. Ob im Hintergrund noch private Initiativen laufen, sei außerhalb der Betrachtung von Volker Mendel. Für den amtierenden VG-Bürgermeister und für die Verwaltung selbst ist es eine heikle Situation, denn Mendel ist Wahlleiter der VG-Bürgermeisterwahl und damit zu Neutralität verpflichtet.

Fraktionen verurteilen Verhalten
Darüber hinaus heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der Fraktionen zur verbalen Drohung: „Wir bewerten dieses Verhalten als absolut inakzeptabel. Wir betonen, dass ein offenes, respektvolles und wertschätzendes Arbeitsklima in der Verwaltung der Verbandsgemeinde Puderbach von entscheidender Bedeutung ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung leisten einen wichtigen Beitrag für unsere Gemeinschaft und verdienen unseren vollen Respekt.“ Abschließend heißt es, dass die SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie die unterzeichnenden Ratsmitglieder der CDU im Verbandsgemeinderat Puderbach, Hans-Martin Born, Martin Sielker und Petra Schiller, die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen werden und sich weiterhin für ein respektvolles und faires Miteinander in der Verbandsgemeinde Puderbach einsetzen.
Reaktion von Sven Schür
In einer Stellungnahme weist Sven Schür, der Mitglied bei der FWG ist, die Vorwürfe aus der Stellungnahme entschieden zurück und stellt die Hintergründe aus seiner Sicht klar. Hierin erklärt er, dass der Hintergrund des Gespräches, das nun öffentlich skandalisiert werde, eine vom Mitbewerber um das Bürgermeisteramt initiierte Spendenaktion zugunsten der Einrichtung sei, in der die betroffene Mitarbeiterin tätig sei. Diese Aktion sei nicht nur aktiv durch die Mitarbeiterin mitgetragen, sondern auch öffentlich zur Unterstützung des Kandidaten genutzt worden – „was aus meiner Sicht in einem Spannungsfeld zur dienstlichen Neutralität steht“, so Schür in seiner Stellungnahme.
In einem persönlichen Gespräch, so Schür weiter in seiner Pressemitteilung, habe er sie darauf hingewiesen, dass dieses Verhalten in der Öffentlichkeit als parteiisch wahrgenommen werden könne und sie gefragt, ob sie ihm etwas persönlich vorzuwerfen habe. Von einer Drohung könne dabei keine Rede sein. „Ich habe keine Grenzen überschritten, sondern bewusst auf einen ehrlichen Dialog gesetzt“, zeigt sich Schür überzeugt.
Anschließend geht er noch auf das Gespräch am Montag mit Volker Mendel ein. Dabei sei der Inhalt des Gesprächs zwischen Schür und der Mitarbeiterin offen angesprochen und auch von offizieller Seite deutlich gemacht worden, dass zu keiner Zeit eine Drohung ausgesprochen worden sei, die auf negative Auswirkungen für die Einrichtung oder die Mitarbeiterin hindeute. Die vermeintliche Drohung sei in diesem Rahmen weder konkretisiert noch weiterverfolgt worden. Dass dieses Gespräch, über das laut Schür ausdrücklich Stillschweigen vereinbart worden sei, nun öffentlich von Fraktionen im VG-Rat als verbale Drohung bezeichnet werde, ohne zuvor mit ihm zu sprechen oder seine Sicht der Dinge einzuholen, sei mehr als fragwürdig. „Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um einen politisch motivierten Vorgang, der jeder fairen Grundlage entbehrt“, sagt Schür.
Und Schür kritisiert weiterhin, dass ausgerechnet die Fraktionen von SPD und Bündnis90/Die Grünen sowie einzelne Vertreter der CDU nun in einer gemeinsamen Erklärung einseitig Partei für diese Darstellung ergreifen würden. Dass sie dabei die fragwürdige Nähe einer Verwaltungsmitarbeiterin zum Spendenprojekt des Kandidaten, der Mitglied bei den Grünen ist, ausblenden würden, zeige deutlich, dass hier ein Wunschkandidat mit allen Mitteln geschützt und gestützt werden solle. Grundsätzlich lasse Schür sich nicht unterstellen, er würde Menschen bedrohen oder unter Druck setzen.
„Ein solcher Mann gehört nicht an die Spitze einer Verbandsgemeinde“.
Rodenbachs Ortsbürgermeister Werner Wenzel nach dem Vorfall über Puderbachs VG-Bürgermeisterkandidat Sven Schür
Schockiert von der mutmaßlichen Verhaltensweise von Sven Schür zeigt sich Rodenbachs Ortsbürgermeister Werner Wenzel, der sich an die RZ gewandt hat. Er distanzierte sich von seinem Steimeler Amtskollegen und fordert diesen auf, sein Amt als Ortsbürgermeister niederzulegen und auf seine Kandidatur als Verbandsbürgermeister zu verzichten. Wenzel sagt: „Ein solcher Mann gehört nicht an die Spitze einer Verbandsgemeinde.“

Puderbach sucht den neuen VG-Bürgermeister
Die Menschen in der VG Puderbach haben die Qual der Wahl: Herward Geimer, Alexander Mohr, Patrick Rudolph und Sven Schür wollen Nachfolger des Amtsinhabers Volker Mendel werden. Im Gemeinschaftshaus haben sie sich nun den Fragen der Bürger gestellt.
Schür kritisiert Spendenaktion
In seiner Stellungnahme prangert er die Spendenaktion an, die aus dem Wahlkampf heraus für eine konkrete Einrichtung organisiert und von Beschäftigten dieser Einrichtung offen unterstützt werde. Dies sei mindestens grenzwertig – wenn nicht laut Schür ein Paradebeispiel für eine politische Einflussnahme über den Umweg von Wohltätigkeit. Dass dies von den genannten Ratsmitgliedern nicht thematisiert, sondern ignoriert werde, werfe laut Schür Fragen zur Unabhängigkeit und Objektivität auf.