Lernpatenprojekt für Grundschüler im Kreis Neuwied sucht Verstärkung
Projekt für betreuungsbedürftige Kinder: Kreis Neuwied sucht dringend Lernpaten
Wollen die Erfolgsgeschichte des Lernpatenprojekts weiterschreiben und hoffen auf Verstärkungen: (von links) Ulrike Proft (Caritas), Landrat Achim Hallerbach, die Lernpaten Friedhelm Küpper und Linda Gerl, Kreis-Jugendpflegerin Simone Höhner und Olga Scott von der Caritas. Foto: Kreis Neuwied
Kreis Neuwied

„Es geht wirklich einfach darum, Kindern zwei Stunden Zeit in der Woche zu schenken”, sagt Achim Hallerbach, Landrat des Kreises Neuwied. Was man mit dieser Zeit bewirken kann, eröffnet sich manchmal erst, wenn man es ausprobiert, schildern erfahrene Lernpaten.

Lesezeit 2 Minuten

„Irgendwie“, findet die siebenjährige Nadine (alle Kindernamen geändert), „bist Du manchmal wie meine Oma. Die sagt, dass ich üben muss. Du sagst das auch, aber Du bist lustiger.“ „Du“, das ist Nadines Lernpatin – eine von rund 30 Freiwilligen, die derzeit im Projekt von Neuwieder Kreisverwaltung und Caritas für Grundschüler „mit besonderem Betreuungsbedarf“ aktiv sind.

Landkreis sucht Lernpaten

Das Ziel ist hehr: „Kein Kind soll verloren gehen“, heißt es in der Pressemitteilung des Landkreises. Doch auf den ersten Blick geben die Teilnehmer dafür gar nicht so viel: „Schenkst Du mir zwei Stunden Zeit?“, lautet das Motto. Wer will, darf natürlich mehr machen. Aber diese zwei Stunden sind für den einzelnen Lernpaten grundsätzlich genug – und bringen immense Ergebnisse: „Seit ich mit Dir gemeinsam übe, habe ich schon so viele Sachen kapiert, die ich vorher im Unterricht einfach nicht verstanden habe“, erzählt Georgina. „Ich hab‘ zum ersten Mal eine 2 in Mathe geschrieben, und jetzt, wo ich im Lesen besser geworden bin, macht es auch Spaß, zu Hause ganze Bücher zu lesen“, jubelt Max.

Zahl der Lernpaten ist eingebrochen

Das Lernpatenprojekt geht im Kreis Neuwied in sein zwölftes Jahr. Dass es bislang eine Erfolgsgeschichte ist, steht für Landrat Achim Hallerbach außer Frage. Aber Realität ist auch, dass es durch die Corona-Pause Federn lassen musste. Die Zahl der Lernpaten ist zurückgegangen. Deshalb werben Caritas, Kreisjugendamt und Landrat jetzt verstärkt um Neuzugänge. „Bitte keine Berührungsängste“, appelliert Hallerbach. „Es geht wirklich einfach darum, Kindern zwei Stunden Zeit in der Woche zu schenken. Wenn Sie mit ihnen reden, spielen, im Unterricht daneben sitzen und vielleicht darauf achten, dass etwas mehr Ordnung im Tornister ist, bringt das sehr viel“, sagt er.

Unterstützung für Ehrenamtliche

Projektleiterin Olga Scott von der Caritas und Kreisjugendpflegerin Simone Höhner können das nur bestätigen. Wer schulisch helfen kann und will – gern. „Aber wir suchen keine Nachhilfelehrer. Das ist oft ein Missverständnis“, betont Höhner. Und Scott ergänzt: „Haben Sie keine Angst! Probieren Sie es einfach einmal aus.“ Die Projektverantwortlichen würden ihre Ehrenamtlichen nicht alleine lassen. Zur Vorbereitung gibt es „Coachings“.

Außerdem treffen sich die Lernpaten untereinander regelmäßig zum Austausch. Bei ihrer Tätigkeit treten sie weder mit der Schule noch mit dem Elternhaus in Konkurrenz. Vielmehr arbeiten sie in enger Abstimmung mit den Klassenleitern. Die Betreuung selbst findet während des Unterrichts oder nachmittags im Rahmen der Ganztagsschule statt. In die Familien gehen die Lernpaten explizit nicht.

Einfach da sein

„Die beiden Kinder, die ich bisher hatte, haben darauf sehr positiv reagiert“, sagt Pate Friedhelm Küpper aus Niederbreitbach. „Man muss sich einfach mit dem gesunden Menschenverstand herantasten und herauskitzeln, wo die Probleme liegen. Dann kann man dem Kind Rückhalt geben“, berichtet er. „Man muss grundsätzlich mit Kindern umgehen wollen. Das ist eigentlich die einzige Voraussetzung“, findet auch Lernpatin Linda Gerl aus Neuwied: „Man muss nicht schulisch unterstützen, sondern einfach Mensch sein. ,Ich bin für Dich da und geh nicht weg.‘ Diese Konstante brauchen die Kinder“, sagt sie.

Top-News aus der Region