Die Teilnehmer Pierre Fischer (28, Junge Union), Pascal Groothuis (20, Jusos) und Thorben Thieme (21, Grüne Jugend) präsentierten dabei vor knapp zwei Dutzend interessierten Jugendlichen die Standpunkte ihrer Parteien. Krankheitsbedingt war kein Vertreter der Jungen Liberalen bei der Diskussionsveranstaltung anwesend.
Fischer: „Cannabis-Gesetz ist Quatsch“
1 Als das Thema, das den Jugendlichen unter den Nägeln brennt, kristallisierte sich die kommende Cannabis-Legalisierung heraus. Während Thieme und Groothuis dies begrüßten, widersprach Fischer: „Das ist der größte Quatsch dieser Ampelregierung. Ich halte es für falsch, eine weitere Droge zu legalisieren.“ Viel Applaus im Saal erntete er mit seinen deutlichen Worten nicht, Thorben Thieme sprach von „reinem Populismus“ der Union, Pascal Groothuis meinte, man argumentiere seitens der Christdemokraten „mit ideologischen Aspekten an der Wissenschaft vorbei“. Die meisten Besucher hielten Cannabis für gesellschaftsfähig und mittlerweile akzeptiert. Der Schritt aus der Illegalität und den Schwarzmärkten heraus sei der richtige Weg, so Groothuis, Thieme und das Publikum. Wohl aber wurde Fischers Kritik an fehlenden Strukturen für die Umsetzung des Gesetzes und gesundheitlichen Risiken sowie einer mangelnden Aufklärungskampagne zur Kenntnis genommen.
2 Worin sich die Diskutierenden wiederum einig waren, war die Beteiligung von Jugendlichen in der Politik. „Wir müssen die Jugendlichen abholen, wo sie sind: Also in Schulen und Vereinen“, betonte Thorben Thieme. Pascal Groothuis warb für neue Formate wie „Pizza und Politik“, um junge Leute von der Arbeit in Parteien und Gremien zu begeistern. Pierre Fischer sprach sich dafür aus, dass die Schulen eine aktivere Rolle dabei spielen sollten, über Politik zu informieren und die Schüler zu „aktivieren“. Denn: „In den Parteien ist der Altersdurchschnitt hoch. Und da müssen wir etwas tun.“ Er sprach sich zudem für Jugendräte in allen VGs im Kreis aus. Für Thorben Thieme ist es aber auch wichtig, dass die Jugendräte auch Eigenverantwortung übernehmen könnten und gehört würden. Die Gremien sollten gemeinsam mit den Jugendlichen arbeiten und etwa Jugendräume planen statt über die Köpfe hinweg.
3 Obwohl das Thema Bildung keine originär auf kommunaler Ebene zu klärende Sache ist, sprachen die Moderatoren Max Glätzner und Jakob Krupp mit den drei Gästen auch darüber. Einig waren sie sich darin, dass es mit 45-minütigen Workshops nicht getan sei, die Schüler auf das Leben nach der Schule vorzubereiten – Stichwort Ausbildungsplatz. Da sollte man ansetzen, meinte etwa Groothuis: „Das Bildungssystem zeigt den Jugendlichen nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen.“
Standortfaktoren für die Wirtschafts verbessern
4 „Wenn wir die Flächen nicht zur Verfügung stellen, macht es wer anders“, war Pierre Fischers Meinung zum Thema Wirtschaft. Man müsse unbedingt verhindern, dass Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Kreis verloren gehen. Dem widersprach Thorben Thieme damit, dass eine Versiegelung von Flächen ohne Rücksicht auf die Natur fatal wäre. Groothuis sah den ausländischen Einfluss auf regionale Unternehmen kritisch. Dort habe man in der Kommunalpolitik aber kaum eine Handhabe. Darauf entgegnete Fischer, dass man es in der Hand habe, die Standortfaktoren für Firmen zu verbessern.
5 Bei Sport- und Freizeitmöglichkeiten wünschten sich alle drei Referenten ein größeres und umfangreicheres Angebot. Doch: „In dem Bereich fehlt einfach das Geld“, bedauerte Fischer. Groothuis betonte, dass man die Jugendlichen auch mit ins Boot nehmen und sie fragen sollte, was sie sich für die Region und deren Freizeitangebot wünschen würden.
6 Auf dem Land ist die Mobilität immer ein großes Thema. Dies wurde auch in der Diskussion deutlich. Wie kommt man als Jugendlicher mit dem ÖPNV abends/nachts nach Hause, wenn man bei Freunden oder feiern war? Pascal Groothuis bezeichnete sich als „Riesenfan des Anrufsammeltaxis“. Dieses müsse man besser vermarkten, es sei zu unbekannt. Thorben Thieme hatte die Hoffnung, dass sich zumindest in der VG Linz durch die Smart City der ÖPNV entscheidend modernisiert. Er brachte die Idee eines E-Bike-Verleihs ein, den die Kommune realisieren könnte.
Kommunal gar nicht so weit voneinander weg
Bei der Veranstaltung wurde eines klar: So weit weg voneinander sind die Parteien auf kommunaler Ebene nicht. Dies betonten alle drei Gäste auch im Schlusswort: Vor Ort gehe es darum, miteinander gut auszukommen und gemeinsam für eine stärkere Region zu arbeiten – etwas, das auf den Ebenen Bund und Land ins Hintertreffen gerate, so Fischer, Groothuis und Thieme.