Plötzlich benötigen Angehörige viel Unterstützung und müssen gepflegt werden. Sie sind nicht mehr selbstständig genug. So ein Szenario stellt eine große Herausforderung dar. Nur was ist zu beachten, wenn ein solcher Fall eintritt? Die Pflegestützpunkte im Kreis Neuwied raten generell zur frühzeitigen Vorbereitung auf eine mögliche Pflegebedürftigkeit. Auf dem Tag der offenen Tür der Pflegestützpunkte im Kreis Neuwied am kommenden Montag können sich Betroffene, aber auch grundsätzlich Interessierte von 10 bis 14 Uhr über wichtige Pflegethemen informieren.
In den Pflegestützpunkten Neuwied, Linz, Asbach und Puderbach können sich Bürger zu folgenden Themen beraten lassen: Organisation der Pflege und regionale Leistungsanbieter, Finanzierung der Pflege, Leistungen und deren Beantragung, Hilfsmittel, Umbaumaßnahmen und Wohnformen im Alter, Entlastungsangebote für Angehörige, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, gesetzliche Betreuung und weitere Hilfsangebote im Haushalt. Achim Krokowski, Pflegeberater beim Pflegestützpunkt in Puderbach, gibt erste Einblicke, was auf die Menschen zukommt, die plötzlich mit der Pflege eines Angehörigen konfrontiert werden. Näher geht er auch auf seine subjektiven Erfahrungen ein und was er in einer solchen Situation für besonders wichtig hält.
Wie wird die Pflegebedürftigkeit ermittelt?
Ein plötzlicher Pflegefall wirft einige Fragen auf. Einen Erfahrungswert gibt Krokowski wieder: „Viele Menschen wissen nicht Bescheid, wie man einen Antrag auf Leistung der Pflegeversicherung stellt.“ Hilfe können sich Betroffene direkt bei den Pflegestützpunkten holen – etwa beim Tag der offenen Tür. Wenn ein Angehöriger unselbstständiger wird und Pflege benötigt – etwa aufgrund von Alterungsprozessen, chronischen Erkrankungen, nachlassenden Kräften oder einem plötzlichen Unfall – kann ein Handeln nötig werden. Viele Menschen können die Situation nicht mehr allein bewältigen.

Doch um Leistungen von der Kasse zu bekommen, muss erst die Pflegebedürftigkeit ermittelt werden. Mithilfe eines umfangreichen Fragenkatalogs schätzt ein Gutachter ein, wie selbstständig die Person noch ist. Eine Beeinträchtigung kann sowohl physische als auch psychische oder geistige Bereiche betreffen. Die fünf verschiedenen Pflegegrade zeigen an, wie viel Selbstständigkeit noch vorhanden ist: Pflegegrad 1 bedeutet geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit, Pflegegrad 2 erhebliche Beeinträchtigungen, Pflegegrad 3 schwere Beeinträchtigungen, Pflegegrad 4 schwerste Beeinträchtigungen und Pflegegrad 5 schwerste Beeinträchtigungen mit besonderen Anforderungen an die Pflege. „Je nach Pflegegrad stehen einem Betroffenen bestimmte Leistungen zu, darüber beraten wir auch“, betont Krokowski.
„Das ist auch nervenaufreibend.“
Pflegeberater Achim Krokowski zum Thema Demenz bei Angehörigen.
Ein großes Thema bei der Pflege von Angehörigen ist das Thema Demenz. Hier dreht es sich laut Krokowski etwa darum, wie man wertschätzend mit den Erkrankten umgehe und Demenzkranke beschäftigen könne. „Das ist auch nervenaufreibend“, sagt Krokowski.

Darüber hinaus ist ein weiteres Thema häufig, wie man das Handling der Pflege richtig erlernen kann, dafür werden Pflegekurse angeboten. „Viele Menschen haben Angst, etwas verkehrt zu machen“, sagt Krokowski. Auf dem Tag der offenen Tür gibt es auch zu diesem Thema die passende Beratung – genau wie beispielsweise zum Hausnotruf: „Wo gibt es Unterstützung, wenn ein Pflegebedürftiger allein lebt?“ Dienstleister bieten etwa Haushaltshilfe an oder Essen auf Rädern.
Schwierige Beziehungsebene
Krokowski, der in seiner eigenen Familien mehrere Pflegefälle erlebt, spricht außerdem im Zusammenhang mit der Pflege über die nicht immer einfache Beziehungsebene und zwischenmenschliche Komponente. Wenn man seine Angehörigen pflegt, hält er es für wichtig, zu zeigen, dass man sie aus Dankbarkeit pflegt und etwas zurückgibt und nicht aus einem Gefühl der reinen Verpflichtung. Grundsätzlich sagt er aber, dass die Pflege natürlich auch zeitlich etwa mit dem Beruf zu vereinbaren sein müsse. „Viele Menschen sind durch eine Pflegesituation belastet.“
Tag der offenen Tür am 12. Mai
Die Pflegestützpunkte im Kreis Neuwied informieren am Montag, 12. Mai, von 10 bis 14 Uhr an den verschiedenen Standorten im Kreis über das Thema Pflege. Im Pflegestützpunkt, Heddesdorfer Straße 18, wird zu den allgemeinen Beratungen von 11 bis 12 Uhr ein Vortrag gehalten zum Thema „Auf Pflege vorbereiten“. Auch in Puderbach, Barentoner Straße 2, erfolgt ein Vortrag neben dem allgemeinen Beratungsangebot ab 13 Uhr über die Leistungen der Pflegeversicherung. Allgemeine Beratungen gibt es am Montag darüber hinaus noch in den Pflegestützpunkten Linz, Am Sändchen 3, und in Asbach, Hospitalstraße 8.
Die Kontaktdaten aller rheinland-pfälzischen Pflegestützpunkte sind zu finden auf der Intersetseite des Sozialportals Rheinland-Pfalz unter www.pflegestuetzpunkte-rlp.de oder https://sozialportal.rlp.de/aeltere-menschen/pflegestuetzpunkte/