Stadtbürgermeister nennt weiteres Vorgehen - Gesamtkonzept schon länger angedacht
Planungen in Dierdorf: Was passiert mit dem Areal um den Schlossweiher?
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Rund um den Schlossweiher in Dierdorf soll ein attraktiver Mittelpunkt entstehen. Dafür soll laut Stadtbürgermeister Thomas Vis ein Gesamtkonzept verfolgt werden. Einige Schritte dafür wurden eingeleitet, noch ist aber nichts umgesetzt. Fotos: Archiv Lars Tenorth
Archiv Tenorth Lars. Lars Tenorth

Dierdorf. Der Stadtbürgermeister nennt das weitere Vorgehen. Ein Gesamtkonzept ist schon länger angedacht.

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Rund um den Schlossweiher in Dierdorf soll ein attraktiver Mittelpunkt entstehen. Dafür soll laut Stadtbürgermeister Thomas Vis ein Gesamtkonzept verfolgt werden. Einige Schritte dafür wurden eingeleitet, noch ist aber nichts umgesetzt. Fotos: Archiv Lars Tenorth
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Die Gewässerqualität des Dierdorfer Schlossweihers ist schlecht. Stadtbürgermeister Thomas Vis befürchtet durch einen übermäßigen Koteintrag der Kanadagänse (die RZ berichtete) ein Umkippen. Während die Gänsethematik in Dierdorf weiter nicht nur in dieser Hinsicht diskutiert wird und sich der Tierschutzbund nun auch eingeschaltet und an die Behörden gewandt hat, stellt sich auch immer noch die Frage: Was passiert insgesamt mit dem Areal rund um den Schlossweiher?

Zum Hintergrund: Die Stadt Dierdorf ist seit Ende 2020 neuer Eigentümer des Schlossparks, Isabelle Fürstin zu Wied hatte das Weihergelände an die Stadtspitze übergeben. Damit sicherte sich die Stadt neue Gestaltungsmöglichkeiten. Denn die Stadt beabsichtigte ein Gesamtkonzept für das Gelände Schlosspark, den alten Sportplatz und das Hallenbad Aquafit zu erstellen. Vis sagte damals: „Hier soll ein attraktiver Mittelpunkt für die Stadt entstehen.“ Der damals schon längst fertiggestellte Mehrgenerationenplatz, etwa mit Multifunktionsplatz und Fitnessgeräten, war im September 2021 offiziell eingeweiht worden. Seitdem ist in Sachen Gesamtkonzept aber noch nicht viel mehr geschehen. Zwischenzeitlich, vom 1. Oktober bis zum 30. November 2021, konnten sich Bürger via Onlinebefragung an einem Stadtentwicklungskonzept beteiligen. Es wurden auch einige kleine Gestaltungsanregungen zum Schlossparkareal gemacht.

Der aktuelle Stand und so geht es weiter

Zum aktuellen Stand bezüglich der Stadtentwicklung in Dierdorf und konkret dem Schlosspark erklärt Thomas Vis auf RZ-Anfrage: „Die Stadt Dierdorf hat sich beim Land Rheinland-Pfalz für das Programm Städtebauförderung beworben. Hier ist der Bereich Schlosspark mit dem Gewässer ein wesentlicher Punkt für weitere Maßnahmen, die dann hoffentlich finanziell gefördert werden.“ Er ergänzt: „Hierbei wurden auch die Ergebnisse der Onlinebürgerbefragung mitberücksichtigt.“ Weitere Anregungen, so Vis, können dann im weiteren Verfahren mit in die Beratungen einfließen und diskutiert werden.

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Der Dierdorfer Mehrgenerationenplatz soll planungsmäßig beim Gesamtkonzept des Areals berücksichtigt werden.
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Mit der Entscheidung des Landes sei dann im Jahr 2024 zu rechnen. Von daher sei man sich im Rat laut Vis einig, dass die konkreten Maßnahmen, wozu auch die Neugestaltung des Schlossparks gehöre, nach der Kommunalwahl durch die neuen Gremien nach einer erfolgreichen Bewilligung umgesetzt werden sollen. „Hier wird dann die fachliche Begleitung eines erfahrenen Städteplaners notwendig sein. Auch weitergehende Bürgerbeteiligungen sollen dann folgen“, unterstreicht Vis.

Gewässerqualität und Verkotung

Derweil war auch der Schlossweiher an sich ein Aspekt bei den Diskussionen rund um die Gänsejagd (die RZ berichtete mehrfach). Zum Thema schlechte Wasserqualität erklärt Vis, dass es neben dem Kot-Problem auch eine natürliche Verschlammung gebe. „Es besteht kein direkter Zulauf vom Holzbach, sondern der Weiher wird von einem anderen Bach, dem Dernbach, gespeist. Ein direkter Zulauf vom Holzbach könnte sicherlich dazu beitragen, die Wasserqualität zu verbessern, ist aber aus wasserrechtlicher Sicht nicht zulässig“, sagt Stadtbürgermeister Thomas Vis.

Info: Die Gänsejagd und die Sicht des Tierschutzbundes

Eine Großmaischeiderin hat sich nach der Gänsejagd in Dierdorf und der Berichterstattung an den Deutschen Tierschutzbund gewandt, der vor Kurzem laut eigener Aussage das Gespräch mit der Stadtverwaltung und auch dem Kreisjagdmeister Kurt Milad gesucht hat. „Wir haben darauf verwiesen, dass man tierschutzfreundlichere Maßnahmen erwägen sollte“, erklärt James Brückner, der beim Deutschen Tierschutzbund die Wildtierabteilung leitet und bei dem das Jagdthema ein sehr großes ist. Immer wieder hat er auch mit der Gänsejagd zu tun und bringt sich hierzu mit Stellungnahmen ein.

Aus seiner Sicht sagt er ganz klar, dass die Bejagung nur kurzfristig helfe und keinen nachhaltigen Nutzen bringe. Im Gespräch mit dem Kreisjagdmeister Kurt Milad thematisierte er auch weitere Punkte, die vor Kurzem ein Jäger aus dem Westerwald aus seinen Erfahrungen anbrachte (die RZ berichtete) und die Brückner anzweifelte. Ganz deutlich erklärt Brückner beispielsweise, dass die Kanadagans nicht als invasive Art eingestuft ist. Laut Bundesamt für Naturschutz wird sie momentan als potenziell invasive Art gesehen und steht unter Beobachtung. Auch der Aspekt, Kanadagänse würden andere Vogelarten vertreiben, stellte Brückner infrage. So hatte es der Westerwälder Jäger beschrieben, der auch mal an einer Jagdaktion am Schlossweiher teilnahm. Brückner dazu: „Da gibt es bislang auch keine ausreichenden Belege für. Die würde ich gern vorgelegt bekommen.“ Er glaube nicht so sehr daran, dass die Kanadagänse andere Vogelarten hier so stark verdrängen.

Generell ist für ihn ein möglicher Hebel, etwas gegen die Vermehrung, also Fortpflanzung, der Kanadagänse zu tun. In Dierdorf am Schlossweiher ist es aber nicht so leicht, da die Brutstätten meist woanders im Westerwald sind und man dann dort handeln müsste. Er bringt das Eingreifen beim Gelege ins Spiel, aber: „Eine konkrete Lösung kann ich noch nicht anbieten, weil ich noch nicht am Ort war und weil das Thema sehr schwierig ist“, so Brückner.

Grundsätzlich wünscht er sich umfassende Untersuchungen, auch etwa dazu, ob beispielsweise die Verkotung ausschlaggebend für die schlechte Wasserqualität des Schlossweihers ist und wie diese ansonsten mit der Verwitterung oder auch dem Frischwasser zusammenhänge. Finanziell sei das Thema aber schwierig. Mit dem Kreisjagdmeister ist er nun so verblieben, Vorschläge von Fachleuten einzuholen und dann noch mal auf die Stadt und den Kreisjagdmeister zuzukommen. Zeitlich rechnet er damit, dass die Informationssammlung bis Ende des Jahres beziehungsweise Anfang nächsten Jahres andauert. ten

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