Leubsdorf
Plakataktion für das Gymnasium Nonnenwerth: Eltern kämpfen bis zum letzten Tag
Haben ein Plakat für den Erhalt von Nonnenwerth an der B 42 in Linz aufgehängt (von links): Lydia Kalkofen, Stefanie Lange, Andrea Niering und Silas Kalkofen.

Leubsdorf. Lydia Kalkofen kämpft bis zur letzten Minute: Das Privatgymnasium Nonnenwerth, an dem sie selbst Abitur gemacht hat, an dem ihr Großer lernt und an dem ihr Jüngster nach den Ferien hingehen sollte, darf aus ihrer Sicht nicht schließen. Deswegen hat ihre Familie am Wochenende ein Plakat an der B 42 aufgehängt.

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Unter dem Motto „Wir sind Nonnenwerth“ sind darauf Ehemalige zu sehen. Es heißt bewusst nicht „Wir waren Nonnenwerth“, betont Kalkofen. „Nonnenwerth ist man für sein Leben lang.“ Diesen besonderen Geist der Schule heben viele hervor, die dort hingegangen sind oder noch hingehen. Es ist laut ihnen ein von großem gegenseitigen Respekt getragenes Miteinander. Umso größer war die Verzweiflung bei Schülern und Lehrern, als Schulträger Peter Soliman mit Verweis auf zu teure Brandschutzmängel die Schließung zum Schuljahresende ankündigte.

Kalkofens gehören mit zu den zahlreichen Eltern, die alles versuchen, um die Schule ihrer Kinder zu retten. „Es darf doch nicht sein, dass es aus Geldgründen zu Ende geht“, meint sie und hofft, mit dem Plakat noch einmal die Aufmerksamkeit auf das Problem zu lenken. „Diese Schule ist für die Region wichtig“, findet sie. Rund 200 Schüler aus dem Kreis Neuwied besuchen sie, viele aus der VG Unkel. So hatten auch Unkel und Remagen sowie eine private Gesellschaft angeboten, die Trägerschaft zu übernehmen – erfolglos. Seit Ende Januar plant Kalkofen die Plakataktion. Ihr Mann zeichnete einen Entwurf, sie gewann verschiedene ehemalige Schüler für ihr Projekt, auch um zu zeigen, dass diese sich „in alle Richtungen entwickelt haben“.

“Wir wollen nichts unversucht lassen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

Lydia Kalkofen

Kalkofen weiß, dass an der Privatschule immer auch ein bisschen der Ruf des elitären haftet. Finanziert haben sie alles selbst, erzählt Kalkofen. Von der Verbandsgemeinde und der Stadt Linz hat sie zunächst einmal die Genehmigung erhalten, dass das Plakat zwei Wochen lang an der Ampelkreuzung der B 42 in Linz hängen darf. „Wir wollen nichts unversucht lassen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“ Sie verweist auf ein anderes Privatgymnasium, dass auch kurz vor knapp noch gerettet wurde.

Es war schwierig für die Eltern, in den vergangenen Wochen zweigleisig zu fahren, erzählt die Leubsdorferin. Auf der einen Seite kämpften sie für den Erhalt von Nonnenwerth, auf der anderen Seite arbeiteten sie an einem Plan B für ihre Kinder. „Der Große sagt, er kann es noch gar nicht so richtig glauben.“ Einen Physikleistungskurs möchte der 15-Jährige nach den Sommerferien belegen, es war nicht einfach, eine Schule in der Region zu finden, die einen solchen anbietet, erzählt Kalkofen. Angemeldet ist er jetzt auf der ebenfalls privaten Christophorusschule in Königswinter. „Er verliert dann seine Schule, aber wenigstens nicht seinen besten Freund“, ist seine Mutter etwas erleichtert.

Plan B steht

Sein zehnjähriger Bruder „ist traurig, dass er nicht mit dem großen Bruder auf eine Schule geht“, sagt Kalkofen. Er hatte bereits das Aufnahmegespräch für Nonnenwerth bestanden. Aber die Schule in Königswinter ist überbucht, erzählt seine Mutter. Stattdessen besucht er ab Sommer das Siebengebirgsgymnasium im nordrhein-westfälischen Bad Honnef. „Wir sind dankbar, dass wir aus Rheinland-Pfalz dort aufgenommen werden.“

Plan B steht also. „Aber wir kämpfen bis zum letzten Tag“, sagt Kalkofen. Für sie verstößt die von Soliman geplante Schließung des Privatgymnasium gegen ihr „rechtliches und moralisches Empfinden“. Und sie beklagt, dass das Erbe der Franziskanerinnen damit untergehen würde. Derzeit fällt massiv Unterricht aus, weil Lehrern bereits gekündigt wurde, erzählt die Mutter. Der Stoff von dreieinhalb Monaten Physik und Naturwissenschaften wird ihrem Großen am Ende wohl fehlen. Dennoch will Kalkofen ihren Kindern auch zeigen, dass man für das, was einem wichtig sind, kämpfen muss: „Wir beten noch für ein Wunder auf der Insel. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Von Yvonne Stock

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