Statt stundenlanger Anrufe kommen Nutzer mit wenigen Klicks ans Ziel
Pflegeplatzbörse erleichtert den Bürgern im Kreis Neuwied die Suche: Start ist am 1. Oktober
Wer im Kreis Neuwied einen Pflegeplatz sucht, kann über die Pflegeplatzbörse ab 1. Oktober schneller fündig werden. Foto: dpa

Kreis Neuwied. Die Pflegelandschaft im Kreis Neuwied ist um ein sinnvolles Instrument reicher. Die Rede ist von der Pflegeplatzbörse, die zum 1. Oktober nach relativ langer Vorbereitungszeit an den Start gehen wird. Sie liefert nicht nur Bürgern, die sich in der Familie mit dem Thema Pflege beschäftigen müssen, einen sinnvollen Service. Ein Klick auf die Internetseite der Kreisverwaltung – und schon wird anhand eines Ampelsystems klar, wo sich ein Anruf in Sachen Pflegeplatz lohnt.

Nicht nur, dass derjenige, der schnell Hilfe sucht, einen Überblick über die Pflegeeinrichtungen im Kreis erhält. Er kann mit Suchkriterien auch schnell herausfiltern, wo der gewünschte Pflegeplatz frei ist. Dann reicht im besten Fall ein gezielter Anruf. Das gilt für die Langzeitpflege genauso wie für die Kurzzeit- und die Tagespflege im Einzel- oder Doppelzimmer. Laut Sozialamtsleiterin Agnes Ullrich beteiligen sich 35 stationäre und teilstationäre Einrichtungen. „Das sind so gut wie alle im Kreis“, sagt sie.

Den lang ersehnten Termin am kommenden Donnerstag vor Augen gibt es laut Landrat Achim Hallerbach nur Gewinner. Allen voran sind die Bürger zu nennen. Denn ihnen bleibt künftig nervenaufreibendes Herumtelefonieren erspart, wenn es darum geht, zu erfahren, wo sie einen Pflegeplatz für einen Angehörigen finden können. „Das kann derzeit noch in eine regelrechte Ochsentour ausarten“, weiß der Landrat. Das schnell überblickbare Ampelsystem spart Zeit und liefert auf einer Internetseite komprimiert noch eine Reihe weiterer wichtiger Infos.

Dass es zunächst darum ging, die Verantwortlichen der Einrichtungen von einer Pflegeplatzbörse zu überzeugen und möglichst viele zum Mitmachen zu animieren, ist inzwischen Geschichte. Das trifft auch auf die anfängliche Skepsis gegenüber der Ampel zu. Doch da die Börse keine Aussage darüber trifft, wie viele Plätze frei oder belegt sind, tritt der Konkurrenzgedanke zugunsten des Servicegedankens bei den am freien Markt agierenden Betreibern der Pflegeeinrichtungen in den Hintergrund. Dezernent Michael Mahlert berichtet dazu passend, dass inzwischen die Einrichtungen das „Tool“ als ausgesprochen hilfreich ansehen – und sich aktiv mit Vorschlägen in den Entwicklungsprozess eingebracht haben.

Davon abgesehen profitieren auch die Krankenhäuser und die sozialen Dienste von der Pflegeplatzbörse. „Da geht es häufig um die Weiterverlegung von Patienten aus der Klinik in eine Pflegeeinrichtung“, erklärt Achim Hallerbach. Dass man auch dort lieber Zeit spart und Ärger vermeidet, liegt auf der Hand.

Schließlich sind auch die Kreispolitiker und die Verwaltung froh. Denn die beschäftigen sich seit Jahren mit der Pflegestrukturplanung für den Kreis. Die Pflegeplatzbörse bietet nach ihrem Dafürhalten dem Bürger endlich den Service, den sie als ideal ansehen. „Unser Ansinnen war immer, den etwas statisch wirkenden Pflegestrukturplan mehr in Richtung interaktives Werkzeug zu entwickeln. Das ist uns mit der Börse gut gelungen“, sagt Michael Mahlert dazu. Handeln ist in Sache Pflege auch gefordert, beobachten doch Experten seit Längerem einen tendenziellen Anstieg des Pflegebedarfs. Die Alterspyramide mit Blick auf die Bevölkerung lässt grüßen.

Für weiterhin offene Fragen rund um die Pflege bietet die Pflegeplatzbörse keine Antwort. Exemplarisch seien hier Engpässe bei der Kurzzeitpflege genannt. Laut Mahlert wächst der Bedarf weiter, sei es, weil in Familien Frau und Mann als Doppelverdiener unterwegs sind oder aus einem anderen Grund. „Die Zahl der benötigten Pflegeplätze erhöhen können aber nur die Einrichtungen, dem Kreis sind da die Hände gebunden“, sagt der Landrat.

Von unserem Redakteur Ralf Grün

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