Städtische Gemeinden wollen ihr Angebot in den öffentlichen Raum tragen - Gutes Timing für Tagung in Neuwied
Pfarrer Zupp und Fürstin begrüßen Citykirchen im Schloss: Ökumenische Tagung in Neuwied
Pfarrer Werner Zupp (links) freut sich über die vielen Gäste auf der Terrasse des Schlosses. Unter anderem mit dabei: Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, und Weihbischof Jörg Peters vom Bistum Trier sowie Fürstin Isabella zu Wied (3. bis 5. von links).ßen
Rainer Claaßen

Neuwied. Die 14. ökumenische Fachtagung des Netzwerks Citykirchenprojekte sollte eigentlich im vergangenen Jahr in Fulda stattfinden. Wie so viele Veranstaltungen fiel auch sie wegen der Corona-Krise aus. Und auch als Pfarrer Werner Zupp von der Marktkirchengemeinde in Neuwied vor einigen Monaten anbot, den Nachholtermin in der Deichstadt durchzuführen, war nicht abzusehen, ob das tatsächlich umsetzbar sein würde.

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Noch vor wenigen Wochen wäre kaum daran zu denken gewesen, eine Veranstaltung mit mehr als 50 Personen durchzuführen, die aus dem gesamten deutschsprachigen Raum anreisen. Doch Zupp und seine Mitstreiter blieben optimistisch – und wurden jetzt für ihre Ausdauer belohnt: Von Dienstag bis Donnerstagmittag läuft die Veranstaltung, bei der sich verschiedene Kirchenvertreter konfessionsübergreifend austauschen.

Bei den Citykirchen handelt es sich um eine bisher relativ lockere Verbindung von Gemeinden aus Städten unterschiedlicher Größe im deutschsprachigen Raum. Gemeinsam ist den Teilnehmenden, dass sie das Angebot der Kirche aus den Gemeinden heraustragen, und es so auch für Menschen zugänglich machen, die sonst wenig oder keinen Kontakt zum Glauben haben.

Carla Böhnstedt, Pastoralreferentin aus Berlin schildert ein typisches Projekt aus diesem Zusammenhang: „Wir versuchen mit unseren Aktionen an Orte zu gehen, wo niemand mit der Kirche rechnen würde. So hat etwa unser Bischof an mehreren Vorweihnachtstagen in verschiedenen Berliner Kaufhäusern Geschenke eingepackt. Das hat äußerst interessante Reaktionen bei den Besuchern hervorgerufen.“

In Neuwied fällt in dem Zusammenhang die Marktkirche auf – unter anderem mit den dort durchgeführten Theater- und Musikprojekten. Und auch wenn die Matthiaskirche dem Netzwerk nicht angehört, ist das dort durchgeführte Kunstprojekt ION ein Paradebeispiel für die Aktivitäten der Citykirchen. Die meisten teilnehmenden Gemeinden liegen im Rheinland, es gibt aber auch Mitglieder in Österreich und der Schweiz – und sogar der „Temple Neuf“ im französischen Strasbourg ist Teil der Organisation.

Obwohl die Fachvorträge, die während der Tagung gehalten wurden, auch über das Internet übertragen wurden, sind mehr als 60 Teilnehmer nach Neuwied gereist – unter anderem das gesamte Sprecherteam, dem auch Pfarrer Zupp angehört. Auf der Agenda stand unter anderem das Thema Vereinsgründung. Denn dank privater und öffentlicher Unterstützer steht der Vereinigung zum ersten Mal ein größeres Budget zur Förderung einzelner Projekte zur Verfügung – da müssen auch die Verantwortlichkeiten neu geregelt werden. Bei der Tagung standen neben diesen administrativen Elementen aber die Inhalte im Mittelpunkt. Von zentraler Bedeutung ist auch hier der Wandel der Gesellschaft und der Kirche. Das zeigt sich schon beim Motto der Tagung: „Und ob ich schon wanderte im Digi-Tal“. Vorträge und Workshops näherten sich diesem Thema aus unterschiedlichen Richtungen. Auch das Projekt „Offene Gemeinde Heilig Kreuz“ mit Foodsharing, Tauschregalen und dem offenen Garten fand Gelegenheit, sich überregional zu präsentieren. Auch sonst wurde die Gelegenheit genutzt, Neuwied und die Region in ein positives Licht zu stellen. So gab es am Dienstagabend unter dem Motto „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ eine biblische Weinprobe mit Weinen aus dem Weingut Sturm in Leutesdorf, bei dem Weinbotschafter und Pastoralreferent Kalle Grundmann mit speziell ausgewählten Bibelzitaten auf die Bedeutung des Weins für den Glauben hinwies.

Für die offizielle Begrüßung der Gäste – unter den Teilnehmern waren unter anderem der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, sowie Weihbischof Jörg Peters vom Bistum Trier – stand ein ganz besonderer Ort zur Verfügung: Auf der Terrasse des Neuwieder Schlosses hielt Fürstin Isabella zu Wied eine kurze Ansprache. Besonders viel Beifall erhielt bei diesem Anlass der neue Dechant Peter Dörrenbächer. Der äußerte sich nämlich ganz im Sinne der versammelten Vertreter der Citykirchen: „Vielleicht ist eine der Maßnahmen, mit denen wir der geringer werdenden Ausstattung der Kirchen und dem Schwund der Mitgliederzahlen begegnen können, eine Stärkung der ökumenischen Zusammenarbeit.“

Hier gab es lauten Applaus von den Teilnehmern – die sich in den anschließenden informellen Gesprächen am Blick auf den gepflegten Schlossgarten erfreuten, und auch das Tischfußballgerät im Schlosssaal intensiv nutzten.

Von unserem Mitarbeiter Rainer Claaßen

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