Es ist 7 Uhr morgens, und die Temperatur im Kreis liegt unter 0 Grad. Das Auto ist bereits freigekratzt, doch was, wenn man den Schlüssel steckt und der Motor nicht zündet? Dann machen sich Pannenhelfer wie Norbert Graef auf den Weg, um zu helfen.
Von unserer Reporterin Jennifer de Luca
Kreis Neuwied – Über ein Display in seinem Wagen bekommt er Name, Fahrzeugtyp, Standort und Problem des Kunden mitgeteilt. Nimmt er den Auftrag an, überlegt er sich schon während der Fahrt eine möglichen Vorgehensweise. „Durch meine jahrelange Erfahrung kann ich mir schon ein bisschen was aus dem Fahrzeugtyp und der Problembeschreibung zurechtbasteln“, sagt Graef auf dem Weg in die Engerser Landstraße in Neuwied.
Er ist seit 21 Jahren beim ADAC, und nicht nur einer von 25 Straßenwachtfahrern im Bereich Koblenz/Limburg, sondern auch technischer Ausbilder. Viermal im Jahr werden seine Kollegen – in der Region gibt es übrigens nur eine Frau in der Pannenhilfe – geschult. Denn „die Technik in den Autos verändert sich so schnell, da muss man dranbleiben“, sagt Graef.
Am Einsatzort angekommen, schildert der Kunde – der den ADAC schon 22-mal um Hilfe gerufen hat – dem Gelben Engel von seinen Startversuchen. „Bei den Temperaturen liegt es oft an der Batterie. Das ist keine große Sache, hier kann ich schnell mit der aus meinem Kofferraum helfen“, sagt Graef. Gesagt, getan. Innerhalb von zehn Minuten kann der Kunde weiterfahren. „Wir wollen die Mobilität der Kunden sicherstellen. Sie sollen weiterfahren können, ob zur Arbeit oder in die nächste Werkstatt“, erklärt er. Und laut Statistik liegt die Quote der an Ort und Stelle behobenen Pannen bei 85 Prozent. Ihm ist außerdem viel daran gelegen, dem Hilfesuchenden auch zu erklären, woran es gelegen hat. Diese Zeit hat er allerdings nicht immer. Denn an sehr kalten Wintertagen hat er pro Achtstundenschicht bis zu 15 Einsätze, im Normalfall etwa einen pro Stunde. Und meistens sind es die Batterien, die schlappmachen.
Genauso wie zwei Stunden später beim nächsten Kunden in der Neuwieder Pfarrstraße. Der Senior ist schon seit mehr als 40 Jahren Mitglied im ADAC und ruft ihn zum dritten Mal. Er berichtet Graef, dass er fast eine Stunde lang in seinem Auto gesessen und die Sitzheizung angehabt hatte. Klar, dass da die Batterie ihren Geist aufgibt, doch wenigstens ist der Kunde einsichtig. Denn „manche wollen ihre Fehler nicht zugeben, und dann muss ich nach dem Problem suchen, das kostet Zeit“, sagt Graef. Insgesamt ist der Straßenwachtfahrer begeistert von seinem Job. „Jede Panne ist wie ein Überraschungsei, man kommt viel rum und erlebt einiges.“ Aber auch wenn er länger an einer Panne tüfteln muss, ist er zufrieden, denn „man lernt nie aus“. In einer Kfz-Werkstatt hätte er nicht alt werden wollen, sagt er.