Im kommenden Jahr könnte endlich Bewegung in das vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz lange geplante Millionenprojekt Ortsumgehung Straßenhaus kommen. Entsprechende Pläne sollen dann offengelegt werden. Wenn niemand dagegen klagen sollte, könnten die ersten Baumaßnahmen 2026 angegangen werden. Doch das ist nicht zu erwarten: Der BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) will gegen die Pläne klagen. Unterstützt wird er dabei von der Bürgerinitiative „Zukunft für Straßenhaus“.
„Aus Sicht der IHK ist es daher dringend erforderlich, die Planungen zügig voranzutreiben und das bestehende Nadelöhr auf der wichtigen Verkehrsachse zwischen Neuwied und der Autobahn A3 zu beseitigen.“
IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting
Die IHK Koblenz verfolgt seit Jahren die Entwicklung in Straßenhaus mit Bedauern. Sie hat nun ihre Forderung nach einer schnellen Realisierung der geplanten Ortsumgehung erneuert. Diese ist in den Augen der IHK-Regionalgeschäftsführerin Kristina Kutting ein „zentrales Projekt für die Sicherung und Stärkung der Standortqualität im Raum Neuwied“. Die Ortsumgehung sei für die regionale Wirtschaft von „erheblicher Bedeutung“. „Das Vorhaben ist bereits im Bundesverkehrswegeplan 2030 mit der höchsten Prioritätsstufe gelistet und finanziell hinterlegt. Aus Sicht der IHK ist es daher dringend erforderlich, die Planungen zügig voranzutreiben und das bestehende Nadelöhr auf der wichtigen Verkehrsachse zwischen Neuwied und der Autobahn A3 zu beseitigen“, fordert Kutting.
Bereits im Jahr 2020 habe der IHK-Regionalbeirat Neuwied eine Beschleunigung des Verfahrens gefordert und die Wichtigkeit des Projekts für die heimische Wirtschaft und die Bevölkerung betont. Die Entlastung der Ortsdurchfahrt in Straßenhaus würde nicht nur die Verkehrssicherheit und Lebensqualität für die Anwohner deutlich erhöhen, sondern auch die Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz optimieren. Davon würden sowohl die ansässigen Unternehmen als auch Pendler im gesamten Kreis Neuwied profitieren.
Selbst im Wirtschaftsforum der VG gibt es Bedenkenträger
Doch nicht überall herrscht Einigkeit in der Causa Ortsumgehung Straßenhaus. Das gilt auch für den Vorstand des Wirtschaftsforums der Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach. Das Ergebnis einer internen Umfrage zeigt laut der Ersten Vorsitzenden Peggy Stüber ein geteiltes Meinungsbild – ein Spiegelbild der komplexen Gemengelage rund um das Vorhaben. Der Befürworterblock im Vorstand führe insbesondere die angespannte Verkehrssituation an: Ein hohes Verkehrsaufkommen, insbesondere durch den Schwerlastverkehr, führe zu gefährlichen Situationen im Ort – vor allem für Kinder – sowie zu erheblichem Lärm und Abgasbelastung. Mögliche Alternativen wie die Einrichtung von Kreisverkehren oder ein Lkw-Durchfahrverbot im Dorf würden als unzureichend oder unrealistisch eingeschätzt. Die von der Bürgerinitiative vorgeschlagene Tunnelvariante gelte als schwer umsetzbar.
Bezogen auf mögliche wirtschaftliche Auswirkungen für den Einzelhandel, betonten mehrere Vorstandsmitglieder, dass sich eine Umgehung nicht zwingend negativ auswirken müsse. Gerade weil der örtliche Einzelhandel stark um zentrale Anlaufpunkte gruppiert sei, werde dieser auch künftig gezielt angesteuert. Einige Mitglieder äußerten sogar die Hoffnung, dass eine Verkehrsberuhigung durch die Umgehung die Aufenthaltsqualität verbessern und so langfristig den Einzelhandel stärken könnte. Andere Mitglieder äußern Zweifel: Sie fürchten durchaus negative Folgen für die Gewerbetreibenden an der B256/Raiffeisenstraße für den Fall, dass die Ortsumgehung gebaut werden sollte.
Die für Straßenhaus geplante Ortsumgehung soll für eine Verkehrsentlastung im 2000-Seelen-Dorf sorgen. Doch wenn der Durchgangsverkehr nicht mehr über die jetzige B256 führt, fürchten einige Gewerbetreibende negative Auswirkungen für ihr Geschäft.Umgehung Straßenhaus: Was Gewerbetreibende davon halten