Herr Born, Sie bringen jahrzehntelange kommunalpolitische Erfahrung mit. Was war denn nun ausschlaggebend dafür, dass Sie für den Puderbacher Ortsbürgermeisterposten kandidieren?
Das hat mehrere Gründe. Zunächst bin ich der Überzeugung, das Amt des Bürgermeisters von Puderbach geht nicht nebenbei. Der Zeitaufwand ist enorm, da habe ich ja als Beigeordneter der Orts- und der Verbandsgemeinde schon Erfahrung sammeln können. Zudem ist mir die Präsenz im Ort wichtig. Die Entscheidung zu kandidieren, ist in den vergangenen zwei Jahren langsam gewachsen, auch durch die Entscheidungen, die im Gemeinderat getroffen und auf den Weg gebracht werden.
Können Sie dies näher erläutern?
In den vergangenen Jahren ist vieles geplant und auch schon umgesetzt worden. Hier ist das Gewerbegebiet, der Kreisverkehrsplatz oder das Baugebiet „In der Lanebach“ zu nennen. Das Gewerbegebiet läuft, Stand jetzt, sehr gut an. Beim Kreisverkehrsplatz laufen bereits die Vorarbeiten. Das geplante Baugebiet „In der Lanebach“ ist im Moment aber ein Knackpunkt. Hier gibt es von Anliegern großen Widerstand. Ich kann jeden Anlieger verstehen, der sich übergangen fühlt. Möglicherweise würde ich ähnlich reagieren. Aber ich bin wirklich davon überzeugt, dass wir das Baugebiet brauchen. Im Gewerbegebiet entstehen neue Arbeitsplätze, dann muss es auch Möglichkeiten geben, um Wohnraum zu schaffen. Nur so entwickelt sich eine Gemeinde. Durch den Zuzug auch von jungen Familien wird die Finanzkraft von Puderbach gestärkt, denn das ist von existenzieller Bedeutung für Puderbach. So lässt sich auch die Überalterung verlangsamen.
Gibt es weitere Gründe?
Wichtig für meinen Entschluss und die endgültige Entscheidung für die Kandidatur war unter anderem der von vielen Seiten positive Zuspruch. Besonders der Rückhalt von Familie und Freunden haben mir die Entscheidung zu kandidieren, leicht gemacht. Außerdem fühle ich mich fit genug, um mit anzupacken.
Was würde Ihnen die kommunalpolitische Erfahrung nützen, wenn Sie möglicherweise gewählt werden sollten?
Die über Jahre gesammelten Erfahrungen auch als Beigeordneter sind schon sehr hilfreich, bei vielen Fragen wie etwa zum Haushalts- oder Baurecht. Viel wichtiger ist aber das Gespräch mit Entscheidungsträgern. Dafür braucht man ein über Jahre aufgebautes Netzwerk. Diese guten Kontakte sind in vielen Situationen sehr hilfreich. Ich weiß, wann ich wen ansprechen kann.
Was könnten Leute, die Sie nicht kennen, von Ihnen als Ortsbürgermeister erwarten?
Ich bin Puderbacher mit Leib und Seele. Das ist das Erste. Darüber hinaus ist das Wichtigste für mich die Öffentlichkeitsarbeit. Die Kommunikation nach außen und innerhalb des Rates ist ein Grundbestandteil einer weitestgehend reibungslosen Arbeit. Hier möchte ich das Beispiel Baugebiet anführen: Man muss mit den Anwohnern reden, nicht jeder ist zu überzeugen, doch es muss besser erklärt werden. Selbstkritisch muss ich sagen, dass wir im Rat hier vielleicht auch Fehler gemacht haben.
Außerdem ist für mich entscheidend, dass wir mindestens einmal im Jahr zu einer Einwohnerversammlung einladen. Die Politik muss viel transparenter werden. Dazu braucht man Medien. Was ich hier nutzen möchte, ist auch eine Dorfapp.
Abseits der Kommunikation, welche Kernpunkte möchten Sie vorantreiben?
Wir müssen die Finanzkraft erhöhen, dafür habe ich ein paar Ideen. Die Frage ist, wie ich mehr Geld in die Gemeinde hereinbekomme. Eine Möglichkeit ist, sich am Energiepark Urbach zu beteiligen. Hier gilt es zu prüfen, ob sich das für Puderbach lohnen würde und ob es möglich ist.
Davon abgesehen haben wir eine Fotovoltaikanlage für den Alten Bahnhof geplant. Doch die rechnet sich nicht, wenn ich nur einspeise. Wir müssen viel mehr überlegen, ist es für die Ortsgemeinde lohnend und machbar oder lassen wir die Finger davon. Nicht jedes Pferd, wo ein Zuschuss draufsteht, muss geritten werden.
Näher zum Thema Freiflächenfotovoltaik: Sehen Sie andere Möglichkeiten?
Ich bin sehr für Freiflächenfotovoltaik, wenn am Ende etwas für die Gemeinde hängen bleibt. Wäre es zum Beispiel eine Möglichkeit, dass man den produzierten Strom in das Ortsnetz der Straßenlampen einspeist, das wäre zu prüfen.
Von erneuerbaren Energien zum Thema Klimaschutz – welche Pläne haben Sie hierfür?
Hier möchte ich die Biotopvernetzung zum einen etwas forcieren. Zum anderen sind wir beim Thema Wald sehr gebeutelt. Hier möchte ich auf eine Mischung zwischen Neuanpflanzung setzen und auch dem Wald die Möglichkeit geben, sich selbst zu verjüngen. Sollte es hier Zuschüsse geben, ist es mir auch wichtig, dass man diese auch nutzt.
Was wären weitere inhaltliche Punkte?
Das Thema Ortsentwicklung, das heißt für mich nicht nur Bau- oder Gewerbegebiet, sondern grundsätzlich die Sicherstellung der Lebensqualität.
Woran denken Sie da zum Beispiel?
Es gibt einfache Dinge, die man machen kann. Eine Idee sind Beetpatenschaften und Bürger zu motivieren, auch die Gehwege und Rinnen sauber zu halten. Dazu gehört auch die Sanierung von Straßen.
Haben Sie noch einen weiteren wichtigen Schwerpunkt?
Wir müssen in den nächsten Jahren mit dem Gewerbeverein und dem Handel gut zusammenarbeiten, damit man den innerörtlichen Gewerbetreibenden so gut, wie es geht, helfen kann. Darüber hinaus wollen wir aktiven Gemeinschaften wie den Verkehrs- und Verschönerungsverein weiter unterstützen.
Zum Abschluss ein wichtiges Thema, das in Puderbach in der jüngeren Vergangenheit nicht mit nachhaltigem Erfolg gekrönt war. Es wurde zwar ein Jugendrat ins Leben gerufen, der hat sich aber inzwischen wieder aufgelöst. Wie möchten Sie die Jugend mehr für die Kommunalpolitik begeistern?
Nach Möglichkeit über Ausschüsse. Ich habe ja vorgeschlagen, Jugendlichen in den Jugend- und Kulturausschuss als Gast mit Sprachrecht einzuladen. Hier können die Jugendlichen auch Ideen vorbringen. Wenn sie gut sind, können wir sie umsetzen. Doch wie bekomme ich die Jugendlichen dazu, mitzumachen? Da sehe ich den Jugendpfleger, der viel mit den Jugendlichen zu tun hat und die Schulen als gute Ansprechpartner.
Das Interview führte Lars Tenorth
Info: Biografische Daten
Hans-Martin Born ist 69 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er wurde in Puderbach geboren und ist dort auch zur Schule gegangen. Im Alter von 14 hat er seine erste Lehre begonnen und anschließend seinen Wehrdienst absolviert. Mit 32 Jahren hat er sich umentschieden und zum Krankenpfleger umschulen lassen, schließlich hat er noch eine Ausbildung zur Fachpflege OP und Qualitätsmanagement absolviert. 28 Jahre lang war er im evangelischen Krankenhaus Dierdorf tätig, 18 Jahre lang als Bereichsleiter Operation/Sterilisation. ten