1 Ausgesprochen positiv bewertet der für den ÖPNV im Kreis Neuwied zuständige Kreisbeigeordnete Michael Mahlert die Kooperation mit der kommunalen Verkehrsgesellschaft des benachbarten Rhein-Sieg-Kreises. Mit der Übernahme des Linienbündels Linz stehen nun nicht nur zahlreiche neue Hauptlinien, sondern auch einige zuvor nicht verfügbare Wochenendangebote für Busfahrgäste zur Verfügung. Unter anderem ließ sich mit der Neustrukturierung des Liniennetzes auch die Lücke zwischen Asbach und Neustadt schließen. Laut Christoph Groneck, Verkehrsplaner des Rhein-Sieg-Kreises, befindet sich das Ganze aber noch in der „Umsetzungsphase mit einigen Baustellen“.
Nach dem Fahrplanwechsel gab es noch einmal Minutenverschiebungen.
Christoph Groneck, Verkehrsplaner des Rhein-Sieg-Kreises
Da hinein spielt zudem noch ein Fahrplanwechsel. Im Rahmen des „laufenden Prozesses“ habe die Verkehrsgesellschaft vor dem Fahrplanwechsel vor allem an Schulstandorten wie etwa Neustadt (unsere Zeitung berichtete), Waldbreitbach und Linz „Anpassungen im Minutenbereich“ vorgenommen. „Nach dem Fahrplanwechsel gab es noch einmal Minutenverschiebungen“, erklärte Groneck. Für den Schulstandort Neustadt bestünde die Aufgabe, die Abfahrtszeiten noch weiter zu optimieren.
Darüber hinaus prüft die Verkehrsgesellschaft an mehreren Stellen, ob sich das Angebot ausweiten lässt. Groneck nannte exemplarisch den Sonntagsverkehr zwischen Hennef, Buchholz und Asbach. „Am Ende wird das eine politisch-finanzielle Frage sein“, erklärte er im Ausschuss. Zwischen Bad Honnef, Unkel und Erpel geht es auch noch um ein verbessertes Angebot. Geprüft wird ferner, ob es auf der Strecke Linz-Roninger Hof eine Haltestelle am Knotenpunkt L 256/K 10 geben kann.
Pro Busfahrt liegen wir zwischen 15,2 und 18,5 Fahrgästen. Damit sind wir eigentlich zufrieden.
Christoph Groneck
Groneck äußerte sich zudem zum Fahrgastaufkommen, nachdem die Verkehrsgesellschaft den Busverkehr im Norden des Kreises sozusagen auf links gedreht hat. Demnach gebe es „enorme Zuwächse“ gegenüber den zuvor vom Verkehrsunternehmen Becker bedienten Linien. Und der Planer nannte Zahlen: „An normalen Werktagen haben wir zwischen 400 und 1000 Fahrgäste gezählt. Pro Busfahrt liegen wir zwischen 15,2 und 18,5 Fahrgästen. Damit sind wir eigentlich zufrieden.“
Die Auswertung rief das gesteigerte Interesse der Ausschussmitglieder hervor. Horst Rasbach (SPD) etwa äußerte den Wunsch, die Entwicklung von Fahrgastzahlen gern auch auf anderen Linien nachvollziehen zu können. Referatsleiterin Helga Zoltowski informierte dazu, dass der Kreis bereits Zählgeräte für das Deutschlandticket bestellt habe. „Eine Auswertung wird dann möglich sein“, sagte sie.
Wenn es um die Pünktlichkeit geht, kommen immer noch Beschwerden rein. Vor allem Baustellen zerschießen uns die Busfahrpläne für den Schülerverkehr.
Helga Zoltowski, Referatsleiterin beim Kreis
2 Anpassungen beim Schülerverkehr gab es auch im Hinblick auf die Linienbündel Wiedtal und Raiffeisenregion-Süd, wie Stephan Hajak, Verkehrsplaner von der BPV Consult GmbH Koblenz, informierte. So seien die Abfahrtszeiten an den Schulstandorten Neustadt, Niederbreitbach, Dierdorf, Großmaischeid, Neuwied und Puderbach neu fixiert worden. Zudem gibt es jetzt einen zusätzlichen Halt in Kurtscheid für die Buslinien von und nach Rengsdorf, so Hajak.
Wörtlich sagte Helga Zoltowski: „Wenn es um die Pünktlichkeit geht, kommen immer noch Beschwerden rein. Vor allem Baustellen zerschießen uns die Busfahrpläne für den Schülerverkehr.“ Beispielhaft zählte sie die Ampel an der B 413 in Dierdorf samt mitunter langen Rückstaus oder auch die Baustelle in Altwied mit der dazugehörigen Umleitung als Ursachen für Verspätungen auf.
Haltestellenschilder mit Fahrplan fehlen teils noch
Davon abgesehen würden auch noch nicht alle neuen Busse auf den Strecken unterwegs sein. „Die Beschaffung der Neufahrzeuge durch die Verkehrsunternehmen läuft noch“, sagte Zoltowski.
Planer Hajak verwies weiterhin darauf, dass noch nicht alle Haltestellenschilder inklusive Fahrplänen angebracht seien. Allerdings könnten sich Fahrgäste jetzt bereits mithilfe der App über die Fahrtzeiten informieren. Elektronische Anzeigen, wie sie aus größeren Städten bekannt sind, sind laut Hajak ebenfalls angedacht, „jedoch nur an wichtigen Knotenpunkten, weil das ansonsten auch eine Kostenfrage wird“.
Ab Ostersamstag ist der Radbus alle zwei Stunden im Zwischentakt zu den anderen Bussen unterwegs.
Stephan Hajak, Planer von der BPV Consult GmbH Koblenz
Davon abgesehen förderten die Neuplanungen der Strecken in den Linienbündeln neue Angebote zutage. Besondere Erwähnung fand dabei der „Radbus“ im Wiedtal. „Ab Ostersamstag ist der Radbus alle zwei Stunden im Zwischentakt zu den anderen Bussen unterwegs. Für 2 Euro zusätzlich zum normalen Ticketpreis oder zum Deutschlandticket lassen sich Plätze für Personen mit Fahrrad reservieren“, erläuterte Hajak. Der Radbus im Wiedtal sei für kurze Zeit Rheinland-Pfalz-weit das einzige Angebot seiner Art.
Ferner erwähnte der Planer noch die „Freizeitlinie“ (146) zwischen Bad Hönningen und Waldbreitbach. Die Busse dort verkehren nun auch an Wochenenden und an Feiertagen im Zweistundentakt. Nicht zu vergessen die sechs neuen Anrufverkehre wie etwa in Breitscheid, die nun laut Hajak auch in den Ferien fahren.
Neuwieder Stadtverkehr wird am 26. August neu vergeben
3 Neues kommt auch auf den Stadtverkehr in Neuwied zu. Laut Stephan Hajak werden die Linien dort am 26. August vergeben. Mehr Details zu den Plänen werde es zwar erst in der nächsten Ausschusssitzung geben, der Planer ließ sich dennoch ein Stück weit in die Karten schauen. So denken die Experten über ein Fahrplanheft nach. Davon abgesehen sollen in diesem Monat Messfahrten für etwaige Nachrüstungen laufen. Zudem hätten die Verkehrsunternehmen angeregt, an den Endhaltestellen mobile Toiletten für die Busfahrer zu berücksichtigen.
SPNV würde Regionalexpress gern schneller machen
Torsten Müller, Direktor des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, hat Schlaglichter auf den regionalen Verkehr geworfen. Dabei verwies er darauf, dass Kosten steigen und der Landesnahverkehrsplan gerade erarbeitet wird und es dabei zum mittlerweile dritten Rheinland-Pfalz-Taktes (2030 +) kommt. „Konkret würden wir auf der rechten Rheinseite gern den Regionalexpress schneller machen, indem wir Haltestellen sparen. Dafür ist eine zusätzliche Regionalbahn bis Linz angedacht. Die muss allerdings dort enden, weil sie nicht weiter in Richtung NRW durchkommt“, so Müller. rgr