Es war ein großer Schock für die SPD im Kreis Neuwied, als Martin Diedenhofen kurz nach dem Auftakt des Bundestags-Wahlkampfes seinen Rückzug als Kandidat bekanntgab. Der mittlerweile 30-Jährige stand für eine Verjüngung der Partei in der Region und war seit 2021 auch Kreisvorsitzender. Seinen Rückzug erklärte er mit gesundheitlichen Gründen. Auch von der Position des Kreisvorsitzenden trat er zurück – der Partei wolle er so einen Neuanfang ermöglichen, erklärte er. Der wurde nun im Rahmen einer Kreiskonferenz vollzogen.

Die Mitglieder der SPD-Ortsverbände aus dem Landkreis kamen für ihre Kreiskonferenz am Samstagvormittag, 31. Mai, im Amalie-Raiffeisen-Saal in der Volkshochschule (VHS) Neuwied zusammen. Zunächst hatten sie die Aufgabe, eine Satzungsänderung zu beschließen. Die war nötig, um den Weg für die designierte neue Führung freizumachen, die fortan aus einer Doppelspitze bestehen soll.
Nach der Änderung, die ohne große Diskussionen beschlossen wurde, heißt es in der Satzung in Paragraf 7 zukünftig: „Der geschäftsführende Kreisvorstand besteht aus dem/der Vorsitzenden oder zwei gleichberechtigten Vorsitzenden, davon eine Frau.“ Bisher endete der Satz nach „Vorsitzenden“. Grundsätzlich kann also weiterhin eine Einzelperson zum Kreisvorsitzenden gewählt werden. Wird eine Doppelspitze aufgestellt, muss darunter zwingend eine Frau sein.
Marie-Christin Ockenfels und Philipp Rasbach als neue Spitze
Nach einem knapp gehaltenen Bericht des scheidenden Vorsitzenden, der der Partei weiterhin treu bleiben will, stellten sich die beiden Kandidaten für die Doppelspitze vor: Der Erste Beigeordnete des Landkreises, Philipp Rasbach aus Kleinmaischeid, sowie die bisherige Geschäftsführerin der Kreis-SPD Marie-Christin Ockenfels, die im gleichnamigen Ort lebt – die Apothekerin dürfte vielen noch unter dem Namen Schlüter bekannt sein, da sie erst Anfang Mai geheiratet hat.
„Wir wollen unseren Kreisverband lebendig, sichtbar und nah an der Basis mit konkreten Formaten und einem klaren inhaltlichen Ziel.“
Marie-Christin Ockenfels, neue SPD-Co-Vorsitzende im Kreis Neuwied
„Wir wollen unseren Kreisverband lebendig, sichtbar und nah an der Basis mit konkreten Formaten und einem klaren inhaltlichen Ziel“, erklärte Ockenfels. Beide haben sich vorgenommen, vermehrt jüngere Menschen für die Mitarbeit in der Partei zu gewinnen und Strukturen offener zu gestalten, ohne dabei die Tradition der SPD aufzugeben. Wahlleiter Markus Eulenbach konnte das erwartete Resultat der Wahl verkünden: Rasbach erhielt 62 Ja-Stimmen, Ockenfels 61 – der Neuanfang ist vollzogen. Als stellvertretende Kreisvorsitzende wurden Lana Horstmann, Petra Jonas und Michael Mahlert gewählt. Geschäftsführer ist Aghid Al-Masalmeh, Pressereferent bleibt Sebastian Lück. Von 86 Stimmberechtigten waren 71 anwesend.

Bei der Veranstaltung gab es über die Wahl der neuen Doppelspitze hinaus Berichte aus der Parteiarbeit. Etwa von Petra Jonas für die Kreistagsfraktion und die SPD-Frauen, von Günter Behr für die AG 60 Plus und von Aghid Al-Masalmeh für die Jusos.

Martin Diedenhofen verabschiedet sich aus der Politik
Martin Diedenhofen galt als Hoffnungsträger der SPD im Kreis Neuwied. Als Bundestagsmitglied vertrat er in Berlin die Interessen der Region. Ende 2024 zog er seine erneute Kandidatur zurück. Auch im Kreistag und als SPD-Chef ist für ihn nun Schluss.