Niederbreitbach – Bürgermeister Werner Grüber und seine Mitarbeiter in der Verwaltung haben auf das Tempo gedrückt und in kurzer Zeit ein Finanzierungskonzept für den Touristikverband „Mittleres Wiedtal“ erarbeitet. In der jüngsten Ratssitzung in Niederbreitbach stand die erste Nagelprobe an. Grüber dürfte ein Stein vom Herzen gefallen sein, denn die Mehrheit im Gremium bewertete das Konzept als akzeptabel und gab grünes Licht. Dennoch bleibt es spannend. Das Konzept muss die Hürde auch in den übrigen fünf Gemeinden nehmen.
Zur Erinnerung: Gutachter Professor Dr. Heinrich Lang hatte empfohlen, den Etat des Touristikverbandes um 25 000 auf 105 000 Euro aufzustocken. Nur so ließen sich die Aufgaben rund um den Tourismus wie vom Land gefordert erfüllen. Zudem regte er an, den Verband in die Hände der Verbandsgemeinde zu legen und unter anderem über eine Umlage zu finanzieren. Die Verwaltung hat nun ihrerseits auf der Suche nach einer gerechten Lösung ein Konzept vorgelegt, dem folgendes Finanzierungsmodell zugrunde liegt:
66 500 Euro soll über die Verbandsgemeindeumlage in die Kasse fließen. Zudem ist beabsichtigt, dass die Fremdenverkehrsabgabe A, die die vier Fremdenverkehrsgemeinden Waldbreitbach, Hausen, Roßbach und Niederbreitbach erheben, komplett an den Verband geht. Das heißt: Die Verkehrsvereine verzichten auf diesen Beitrag, im Gegenzug gehören sie dann nicht mehr zu den Finanziers. Das Gastgewerbe steuert 5000 Euro bei, und die Gemeinde Waldbreitbach, als Hauptnutznießer der Tourismusförderung, legt 10 000 Euro zusätzlich in die Kasse.
Niederbreitbachs Ortsbürgermeister Bruno Hoffmann bezeichnete das Konzept als „ausgewogenen Vorschlag“, der sich auf die Gemeinde wie folgt auswirken würde: Zahlen die Niederbreitbacher bislang 11 979 Euro für den Touristikverband, wären es nach neuer Lesart 14 335 Euro. Der prozentuale Anteil an der Gesamtsumme würde allerdings von 14,23 auf 13,65 Prozent sinken. Unterm Strich steht für Hoffmann fest: „Kirchturmdenken ist hier in der Tat fehl am Platze. Allerdings wollen wir auch die Kirche im Dorf lassen.“ Er konkretisierte zugleich: Ursprünglich sei wohl angedacht gewesen, auch den Fremdenverkehrsbeitrag B an den Verband abzutreten. Doch das ging offensichtlich nicht nur Hoffmann zu weit. Dieser sagte in der Sitzung: „Diese Geld brauchen die Verkehrsvereine, die dafür ein Vielfaches an Leistung für die Gemeinde erbringen.“
Bürgermeister Werner Grüber warb unterdessen für Zustimmung, „vor allem, was den Fremdenverkehrsbetrag B betrifft“. Er zeigte aber auch Verständnis für Breitscheid und Datzeroth, die die keine Fremdenverkehrsgemeinden sind. Gleichwohl hofft er inständig, dass die Räte dort mitziehen. Grüber: „Es ist das einzige, was wir in der Wirtschaft selber in der Hand haben. Darum sollten wir den Tourismus auch fördern.“
Karl-Heinz Lay (FWG) sprach von einem „guten Vorschlag“ und sah keinen Grund, warum seine Fraktion dem nicht zustimmen sollte. Aus den Reihen der CDU-Fraktion gab es ebenfalls keine Kritik, aber auch kein Zeichen der Zustimmung. Offenbar bestanden zwar Vorbehalte, aber kein Redebedarf. Bei der Abstimmung zählte Ortsbürgermeister Hoffmann fünf Enthaltungen.