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Nicht nur Schwimmmeister warnen: Immer mehr Nichtschwimmer in den Becken

Bei privaten Schwimmkursen wie hier in der Neuwieder Deichwelle beginnt es mit der Wassergewöhnung. Foto: Jörg Niebergall

Jörg Niebergall

Wenn Betriebsleiter Uwe Knopp seine Arbeit im Neuwieder Hallen- und Freibad „Deichwelle“ rekapituliert, dann hat sich aus seiner Sicht sehr viel verändert: „Der Anteil der Nichtschwimmer in den Becken steigt. Und immer mehr ältere Kinder beherrschen diese Grundtechnik nicht“, sagt der ausgebildete Schwimmmeister. Diese Beobachtung teilen auch Kollegen von Knopp, wie eine kleine RZ-Umfrage ergab, – und lassen etwa DLRG und Kreissportbund seit Jahren warnend den Finger heben.

Ein Grund von mehreren für diese Entwicklung ist: Längst nicht jede Grundschule im Kreis bietet Schwimmunterricht an. Dabei hat sich im Vergleich zum Jahr 2016 punktuell etwas getan. So können inzwischen die Grundschüler aus Melsbach in die Deichwelle zum Schwimmunterricht kommen. Vor zwei Jahren war das dort noch nicht möglich, und der Schwimmunterricht fiel mangels Hallenbad in der Nähe aus.

Ungeachtet dessen müssen nach wie vor Schüler der Grundschulen in Puderbach, Urbach und Windhagen gänzlich auf Schwimmunterricht verzichten. Während sich die Schulen im Puderbacher Land mittlerweile seit Jahren dem geschlossenen Hallenbad im Schulzentrum gegenübersehen, scheitert der Schwimmunterricht für die Kinder in Windhagen aus einem anderen Grund. Wie Rektorin Ursula Reiner im RZ-Gespräch angibt, mangelt es an einer entsprechend qualifizierten Lehrkraft. Wörtlich sagt sie: „Wir haben bis heute noch keinen Sportlehrer in unseren Reihen.“ Hallenkapazität würde es im Asbacher Schulschwimmbad aber geben und Eltern, die den Nachwuchs fahren, sicherlich auch.

Der Gedanke, die Schüler aus Puderbach und Urbach könnten doch im Dierdorfer Hallenbad unterkommen, ist kein neuer. Allerdings scheitert es in der Praxis laut Betriebsleiterin Judith Pittig daran, dass das „Aquafit“ ausgelastet ist. Da war die Grundschule Herschbach aus dem Nachbarkreis offenbar schneller, denn deren Schüler haben neben denen aus Dierdorf und Großmaischeid dort ihren Schwimmunterricht.

Ein wichtiger Faktor für das Schulschwimmen ist zudem das Wiedtalbad in Hausen. Dort lernen nicht nur die Schüler aus Waldbreitbach, Niederbreitbach und Breitscheid das Schwimm-ABC, sondern auch die aus St. Katharinen, Rheinbrohl, Vettelschoß und Straßenhaus. Betriebsleiter Harald Baumann hält es nicht nur deshalb für wichtig, dass der Hallenbadstandort im Wiedtal erhalten bleibt.

Auch die weiterführenden Schulen im Kreis können nicht alle Schwimmunterricht anbieten. Betroffen sind unter anderem die Realschulen plus in Neustadt und Puderbach. Vor zwei Jahren galt das auch noch für die Freie Christliche Realschule in Neuwied. „Da uns inzwischen wieder ein Betreuer zur Verfügung steht, genießen auch die Neuwieder Realschüler seit diesem Schuljahr Schwimmunterricht“, heißt es aus der Deichwelle.

Schwimmunterricht im eigentlichen Sinne gibt es auch am Wiedtalgymnasium Neustadt nicht. Schulleiter Wolfgang Latz, der in Kürze in den Ruhestand verabschiedet wird, hat bereits vor gut zwei Jahren betont, dass das für ihn angesichts von etwa 1600 Schülern am Schulzentrum ein schockierender Zustand ist. Immerhin kann das Wiedtalgymnasium dank noch verbliebener Kapazität im Wiedtalbad Hausen unverändert einen Leistungskurs Schwimmen anbieten. Mit Schwimmenlernen hat der freilich wenig zu tun.

Die Landesregierung schreibt den Schulen, Trägern und auch der Schulbehörde ins Stammbuch: „Ziel muss es immer sein, Schwimmunterricht anzubieten.“ Wenn es an Bädern mangelt, Kosten nicht getragen werden können oder der Transport schwierig sei, sollen sich alle Beteiligten vor Ort zusammensetzen. In den meisten Fällen würden sich dann auch Lösungen ergeben. Ralf Grün

Ein Bericht zu privaten Schwimmkursen und zur Rolle der Eltern beim Schwimmenlernen erscheint in einer der nächsten Ausgaben.

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