Neuwied. Für die Raiffeisendruckerei zeichnet sich eine Lösung ab, die zumindest für etwa 30 Beschäftigte eine Perspektive bieten könnte. Diese Informationen unserer Zeitung bestätigte Dr. Manfred Biehal, Vorsitzender der Geschäftsführung der Raiffeisendruckerei. Biehal berichtete, er befinde sich aktuell in Verhandlungen mit einer Druckerei aus der Region, mit der es eine Kooperation geben könnte.
„Wir reden zurzeit über Umsatz und Menschen“, deutete Biehal an. Eine denkbare Lösung würde sich allerdings nicht am Standort Neuwied abspielen. Ihm sei jedoch daran gelegen, für möglichst viele der Beschäftigten eine Lösung zu finden. Für die restlichen werde dann über einen Sozialplan verhandelt.
Die Mitarbeiter der Raiffeisendruckerei wollen unterdessen selbst aktiv werden und verhindern, dass die Raiffeisendruckerei ausschließlich auf die Produktion von Bankkarten reduziert wird. Nach Angaben von Betriebsratsvorsitzendem Klaus Morsch wollen Gewerkschaft und Betriebsrat nun ein Konzept entwickeln, mit dem möglichst viele Arbeitsplätze gerettet werden können.
Wie berichtet, ist die Belegschaft des Traditionsunternehmens in Sorge, seit bekannt wurde, dass die Geschäftsführung den Plan verfolgt, eine sogenannte Teilbetriebsschließung vorzunehmen. Der Druckbereich mit seinen aktuell 95 Mitarbeitern schreibt nach Angaben von Dr. Manfred Biehal seit mehreren Jahren rote Zahlen, während das andere Standbein, die Herstellung von Bank- und Kreditkarten, seit jeher profitabel ist. Diese Entwicklung zwinge die Geschäftsführung zum Handeln, auch wenn die Raiffeisendruckerei als Unternehmen insgesamt Gewinne erwirtschaftet.
Im Rahmen einer Betriebsversammlung stand Geschäftsführer Biehal Rede und Antwort. Er schilderte die Strategieoptionen, die er geprüft habe und nicht weiter verfolge, wie etwa den Verkauf oder eine Restrukturierung. Die bisher eingeschlagenen Wege zu einer Optimierung hätten die defizitäre Ertragslage nicht signifikant verbessert. Er bestätigte, dass derzeit eine Teilbetriebsschließung angedacht ist. Diese Nachricht nahmen die Druckereimitarbeiter mit großer Betroffenheit zur Kenntnis. Wie viele Mitarbeiter genau von einer solchen Schließung betroffen wären, ist noch offen. Biehal: „Es sind noch keine Entscheidungen gefallen.“ Der Aufsichtsrat des Unternehmens tagt Ende Oktober.
Nach Ansicht von Klaus Morsch handelt es sich bei der Raiffeisendruckerei insgesamt um ein gesundes Unternehmen. „Das Potenzial zur Restrukturierung ist vorhanden, wurde aber bisher nicht konsequent genutzt“, beklagt der Betriebsratsvorsitzende. Darüber hinaus verweist der Arbeitnehmervertreter auf den Genossenschaftsgedanken. Immerhin gehört die Raiffeisendruckerei zur genossenschaftlichen Familie und rekrutiert die meisten Aufträge aus dem Bereich der Volks- und Raiffeisenbanken sowie deren Verbänden. „Gerade deshalb stellen die Mitarbeiter Erwartungen an das Management, die über rein marktwirtschaftliche Betrachtungen hinausgehen“, erklärt Klaus Morsch.
Der Betriebsrat will nun gemeinsam mit Verdi alle Anstrengungen unternehmen, um die beabsichtigte Schließung der Druckerei und die Entlassung von rund 100 Mitarbeitern zu verhindern. Gemeinsam mit der Technologieberatungsstelle TBS, einer Tochter des Deutschen Gewerkschaftsbunds, soll ein Konzept erarbeitet werden, wie die Druckerei wieder profitabel arbeiten kann. Das letzte Wort haben aber Geschäftsführung und Aufsichtsrat. Dr. Biehal jedenfalls sagte zu, ein solches Konzept von Betriebsrat und Verdi sachlich zu prüfen.