Das „Schöppche“ wurde abgerissen. Fast 30 Jahren war es die Anlaufstelle für Wohnungslose in Neuwied. In der Caritas-Tagesstätte bekamen sie warme Mahlzeiten, konnten ihre Wäsche waschen und erhielten bei Bedarf neue Kleidung. Nun muss der in die Jahre gekommene Bau hinter der Caritas-Geschäftsstelle in der Heddesdorfer Straße 5 Platz für einen modernen Nachfolger machen.
Der Neubau geschieht in einer Kooperation des Caritasverbandes Rhein-Wied-Sieg, Besitzer des Grundstücks und offiziell Bauherr, mit den Jürgen und Stefan Wirtgen-Stiftungen, die die gesamten Planungs- und Baukosten von mehr als 1,2 Millionen Euro in vollem Umfang tragen und mit Expertise aus der Baubranche unterstützen.

Es gibt zwei Hauptgründe, die es nötig gemacht haben, zu handeln. Seit seiner Eröffnung 1996 sei der Bedarf größer geworden, so die Verantwortlichen. Fast 50 Menschen kämen täglich zur Tagesstätte. Aber es sei auch wichtig, dass die ehrenamtlichen Helfer, die den Großteil der Arbeit in der Tagesstätte leisten, einen möglichst geeigneten und attraktiven Arbeitsplatz dafür haben.
Wie der Leiter der Stiftungen, Daniel Wischmann, erklärt, engagierten sich diese schon länger auf Initiative ihrer Gründer in der Wohnungslosenhilfe in Neuwied, vor allem in dem Projekt „First Housing“. Auch sie sehen den gestiegenen Bedarf, der sich nicht allein durch das Projekt lösen lässt. „So haben wir uns entschieden, das ,Schöppche’ neu zu denken“, sagt Wischmann. Deshalb habe man sich zur Zusammenarbeit mit der Caritas entschlossen.
Das neue „Schöppche“ wird größer und besser
Zuerst sei die Renovierung des „Schöppche“ im Gespräch gewesen, so Caritasdirektor Eberhard Köhler. Doch schnell sei klar geworden, dass dies keinen Sinn ergebe. Schon 2023 hätten die Organisationen dies gemeinsam mit der Stadt Neuwied in einer gemeinsamen Absichtserklärung festgehalten.
Das neue „Schöppche 2.0“ soll etwa viermal größer sein als sein Vorgänger. In einer gemeinsamen Mitteilung der Organisationen und der Stadt Neuwied heißt es, dass es neben Toiletten und Waschräumen einen großen Aufenthaltsbereich und eine große Küche bekommen soll, in der Ehrenamtliche und Klienten gemeinsam Essen zubereiten können; zudem eine separate Spülküche, einen Lagerraum für Lebensmittelspenden, eine Kleiderkammer und ein Erste Hilfe-Zimmer. Im Obergeschoss soll ein separater Arbeitsbereich mit Beratungsbüros geschaffen werden. Auch der Außenbereich soll optisch aufgewertet werden.

Noch müssen die letzten Fundamentreste beseitigt werden. Aber schon Ende April ist der Spatenstich angesetzt, so Caritasdirektor Köhler. Im Februar nächsten Jahres soll der Neubau der Caritas übergeben werden und im April in den Betrieb gehen „Wir hätten uns das nicht leisten können“, so Köhler. Dabei habe man doppelt Glück gehabt. Nicht nur damit, dass die Wirtgen-Stiftungen die Caritas bei dem Projekt so umfangreich unterstützten, sondern auch, weil man für die Übergangszeit einen guten Standort gefunden habe.
Der Betrieb der Tagesstätte wird nun nur wenige Hundert Meter entfernt weitergeführt, in dem ehemaligen Gebäude des Luchterhand-Verlags, Heddesdorferstraße 31. Schon diese Zwischenlösung sei eine deutliche Steigerung gegenüber dem „Schöppche“, erklärt Köhler. Die Räume seien hell und frisch renoviert, und statt der 50 Quadratmeter des „Schöppche“ habe man in dem Verlagsgebäude nun fast 200 Quadratmeter zur Verfügung. So könne man jetzt schon eine größere Kleiderkammer einrichten und Beratungszimmer für Arzt- und Anwaltsgespräche anbieten. Nur auf einen Außenbereich muss verzichtet werden. Auch nach dem Umzug ist die Tagesstätte weiterhin wie gewohnt geöffnet: wochentags von 9 bis 12 Uhr, dienstags auch von 14 bis 16 Uhr.