Jan Einig im Amt bestätigt
Neuwieder OB ist erleichtert, Herausforderer enttäuscht
Jan Einig (6. von links) freut sich inmitten von Familie und Freunden, dass die Wähler ihn im Amt des Oberbürgermeisters von Neuwied bestätigt haben.
Jörg Niebergall

Schon früh zeigte sich eine Tendenz bei der Oberbürgermeisterwahl in Neuwied – zur Freude des einen und großen Enttäuschung des anderen. Nur ein Kandidat blieb nach eigener Aussage tiefenentspannt.

Spannend war der Wahlabend in Neuwied. Doch nicht nur die Bewegungen der Bundestagswahl verfolgten die Deichstädter: Für viele waren die Ergebnisse der Oberbürgermeisterwahl mindestens genauso spannend.

Im Raiffeisenzimmer des Rathauses hatte das Presseteam der Stadt zwei Fernseher aufgebaut. Während auf dem einen erst die Prognosen, dann die ersten Ergebnisse der deutschlandweiten Wahl präsentiert wurden, ließen die Auszählungen aus der OB-Wahl zunächst auf sich warten. In leisen Gesprächen vertrieben sich die Anwesenden die Zeit. Conrad Lunar, der dem Amtsinhaber Jan Einig (CDU) als parteiloser Kandidat mit Unterstützung der Bürgerinitiative „Ich tu’s“ herausgefordert hatte, hatte sich mit Ich-tu’s-Stadtratsmitglied Patrick Simmer schon früh eingefunden.

Gemeinsam verfolgen Conrad Lunar (links) und Jan Einig die Wahlergebnisse.
Jörg Niebergall

„Ich bin tiefenentspannt“, antwortete Lunar auf die Frage, wie es ihm gehe. Den Tag habe er auf dem Rad verbracht, berichtete der Engerser. Den Abend wolle er mit dem engagierten Team von „Ich tu’s“ verbringen. Nach der Bekanntgabe des Endergebnisses gehe die Wahlparty im „Bistro Turm“ weiter, das extra für diesen Anlass geöffnet hatte. Doch die Kandidaten sollten die Ergebnisse zusammen erfahren und dem Sieger dann gratulieren, stellte Lunar im Rathaus fest.

Zunächst war er hier der einzige OB-Kandidat. Die Wahlkämpfer der SPD hatten sich am Abend in der „Gaststätte zur Reithalle“ in Oberbieber verabredet. Ab 18 Uhr warteten OB-Kandidat Sven Lefkowitz und seine engsten Mitarbeiter auf die Parteigenossen, von denen viele Dienst in den Wahllokalen machten. Ihm war die Nervosität anzumerken. Während sich einige der nach und nach eintreffenden SPD-Mitglieder Abendessen bestellten, hatte der SPD-Kandidat keinen Appetit. Ungeduldig wartete er auf die ersten Resultate der Auszählungen.

Erste Ergebnisse erst gegen 19 Uhr

Die sah sich Familie Einig noch in den eigenen vier Wänden an. Am Morgen der Kirchgang, am Nachmittag die Seniorenfeier in Engers und dann erst einmal nach Hause: So hatte sich der Wahlsonntag für den Stadtchef gestaltet. Als die jüngeren Söhne im Bett waren, fuhren der Kommunalpolitiker, Ehefrau Rebecca und der älteste Sohn ins Rathaus. Dort wurden sie von Kollegen, Familie und Freunden erwartet. Einigs Vater Ernst, selbst drei Jahrzehnte Kommunalpolitiker in Mendig, hatte sich bereits im Raiffeisenzimmer den ersten Ergebnissen gewidmet.

Die trafen kurz vor 19 Uhr ein. Die Briefwahl in Block lieferte für SPD-Mann Sven Lefkowitz gerade mal 23 Prozent – kein guter Auftakt. Schnell zeichnete sich ab, dass die von ihm erhoffte Stichwahl nicht zustande kommen würde. Insbesondere die Resultate aus Heimbach-Weis, wo Jan Einig viel Rückhalt hat, machten klar, dass kein Wunder mehr geschehen würde. Immerhin: In seiner Heimat Heddesdorf gab es einige Prozentpunkte mehr für Lefkowitz.

„Bescheiden bis zur letzten Stimme!“
Rebecca Einig will sich nicht vor dem Endergebnis freuen.

Jan Einig räumte dagegen ab. Dass er mehr als 50 Prozent erreichen und es keine Stichwahl geben würde, war schnell klar. Freuen wollten sich aber weder er noch seine Frau, bevor nicht alle Bezirke ausgezählt waren. „Bescheiden bis zur letzten Stimme!“, erklärte Rebecca Einig.

Zurück in Oberbieber: Als mehr als die Hälfte der Bezirke ausgezählt waren, wandte sich Lefkowitz an die Anwesenden, darunter die Landtagsabgeordnete Lana Horstmann und SPD-Urgestein Fredi Winter. Lefkowitz dankte den vielen Helfern, die den Wahlkampf mit großem Einsatz unterstützt hatten. Die Enttäuschung darüber, dass selbst das Ziel, mindestens 30 Prozent der Stimmen zu holen, nicht erreicht worden war, war ihm anzumerken.

SPD-Herausforderer Sven Lefkowitz (rechts) hatte auf eine Stichwahl gehofft. Um Jan Einig zu gratulieren, war er extra von seiner Wahlparty in Oberbieber ins Rathaus gekommen.
Jörg Niebergall

Erleichterung und Freude dagegen im Rathaus. Dort fühlte sich Jan Einig „grad gut“. Über das ganze Gesicht strahlend nahm er die Glückwünsche für den Sieg mit 54,96 Prozent entgegen. Conrad Lunar gratulierte – und war selbst ganz zufrieden mit seinem Ergebnis von 17,94 Prozent. Auch Sven Lefkowitz, dem die Wähler 27,10 Prozent zugestanden hatten, schüttelte Einig die Hand. Er sei enttäuscht, gab der SPD-Mann zu. Seine Arbeit als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und als Ortsvorsteher in Heddesdorf will Lefkowitz fortsetzen.

Top-News aus der Region