Die RZ hat mit Landrat Achim Hallerbach darüber gesprochen, wie die Verantwortlichen im Kreis Neuwied die aktuelle Lage rund um Corona – auch mit Blick auf den Winter – einschätzen.
1Ist das Aus für die Impfzentren nachvollziehbar? Der Vorstoß des Landes, die Impfzentren zum Jahresende zu schließen, kam für Landrat Achim Hallerbach und seine Mitarbeiter „doch ein wenig überraschend“. Beim Kreis sei man davon ausgegangen, und so sei es von Mainz auch bis zur jüngst getroffenen Entscheidung kommuniziert worden, dass das System mit den Impfzentren noch über den Winter bis Ende März weiterlaufe. „Ich persönlich hätte mir das gewünscht“, sagt Hallerbach und verweist auf zweierlei: Zum einen müsse man auch mit einer Corona-Winterwelle rechnen. Zum anderen sei das Impfzentrum in Niederbieber ganz gut angenommen worden, wenngleich der angestrebte 40-Prozent-Wert nicht erreicht wurde. Dabei hätten die Verantwortlichen gemerkt, dass Hausärzte, die nicht impfen, ihre Patienten durchaus ins Impfzentrum des Kreises geschickt haben.
Zudem nennt der Landrat Zahlen: Demnach sind in Niederbieber bislang 1360 Boosterimpfungen verabreicht worden. „Etwa 80 Prozent davon waren Viertimpfungen. Es gab 21 Erst- und Zweitimpfungen und erstaunlicherweise nur 8 Impfungen bei Kindern“, informiert Hallerbach.
Die Bilanz vor Augen tippt er, dass sich bei den Bürgern eine gewisse Impfmüdigkeit breitgemacht haben könnte. Als Problem sieht Hallerbach das Ganze allerdings nicht: „Die Ärzte und Apotheker impfen flächendeckend.“
Sowohl in Hachenburg, wo das Land ein Impfzentrum für die drei Landkreise im geografischen Westerwald finanziert hat, als auch in Niederbieber ist am 31. Dezember definitiv Schluss.
Landrat Achim Hallerbach
2 Wie läuft die Abwicklung des Impfzentrums in Neuwied? Grundsätzlich gilt laut Landrat: „Sowohl in Hachenburg, wo das Land ein Impfzentrum für die drei Landkreise im geografischen Westerwald finanziert hat, als auch in Niederbieber ist am 31. Dezember definitiv Schluss.“ Dass letztlich die aufwendigen Strukturen lediglich für vier Monate aufgebaut worden sind, hält Hallerbach für bedenklich. Für das Personal im Impfzentrum Niederbieber kommt das Aus nur zum Teil überraschend. Denn wie Kreissprecher Ulf Steffenfauseweh erklärt, hatten die vier medizinischen Fachangestellten ohnehin nur einen befristeten Arbeitsvertrag bis zum Jahresende: „Allerdings hatte das Land bis zuletzt Hoffnung gemacht, dass die Verträge noch bis März verlängert werden. Das dann so kurzfristig mitzuteilen, dass dem nicht so ist, ist für die Angestellten nicht so optimal gelaufen.“ Da die Fachangestellten aber zu den gefragten Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt zählen würden, sollten die Betroffenen schnell wieder Arbeit finden, vermutet Steffenfauseweh. Die sechs von der Kreisverwaltung entsendeten Mitarbeiter des Impfzentrums kehren jedenfalls auf ihre angestammten Plätze in der Verwaltung zurück, heißt es.
Ein ausdrückliches Lob erhalten alle Mitarbeiter vom Verwaltungschef: „Es gab von Bürgerseite nur positive Rückmeldungen und keinerlei Klagen.“ Das Gebäude in Niederbieber, dass der Kreis zum Teil von der Stadt Neuwied angemietet hatte, werde am Januar wieder von der Stadt genutzt, so Hallerbach.
3 Die Winterwelle ist sehr wahrscheinlich: Heißt es dann wieder rein in die Kartoffeln, und es muss ein Impfzentrum aus dem Boden gestampft werden? Davon geht der Landrat nicht aus: „Das Impfen können die Ärzte und Apotheker schaffen.“ Hinzu kommt, dass die Impfbusse erhalten bleiben, und auch die mobilen Impfteams weiterhin im Einsatz sind, sodass etwa Senioreneinrichtung diese jederzeit anfordern können, weiß der Landrat und sagt: „Wir haben genügend Kapazitäten für das Impfen.“
Andererseits liegt die Hospitalisierungsinzidenz, die aus meiner Sicht der entscheidende Wert ist, sehr niedrig. Ein Zeichen dafür, dass die Pandemie abebbt.
Landrat Achim Hallerbach
4 Wie sinnvoll ist der Wegfall der Isolationspflicht aus Sicht des Landrates? Einerseits sieht Hallerbach den Wegfall der Isolationspflicht kritisch, da sich kaum mehr Leute testen lassen. „Andererseits liegt die Hospitalisierungsinzidenz, die aus meiner Sicht der entscheidende Wert ist, sehr niedrig. Ein Zeichen dafür, dass die Pandemie abebbt.“ Hilferufe aus Schulen und Pflegeheimen ereilen den Kreis derzeit nicht. „Die Grundimmunisierung trägt sicher auch ihren Teil zur stabilen Lage bei“, so Steffenfauseweh. Vor diesem Hintergrund hält Hallerbach es für die richtige Entscheidung, ab jetzt vor allem auf die Eigenverantwortung bei den Bürgern zu setzen: „Die Ärzte schreiben ja weiterhin krank, auch elektronisch, sodass da keiner bei der Arbeit erscheinen muss, schon gar nicht mit Symptomen.“ Das haben die meisten verstanden, meint er.