Der Eiffelturm in Paris bleibt derzeit wegen Temperaturen um 40 Grad geschlossen, die Waldbrandgefahr ist europaweit maximal hoch: Die extreme Hitzewelle hält auch die Menschen im Kreis Neuwied fest im Griff. Mehr noch, die hohen Außentemperaturen, für Mittwoch prognostizieren die Wetterexperten mehr als 35 Grad für unsere Region, können sich bei vielen auf die Gesundheit auswirken.
Patienten mit Grunderkrankung leiden stärker
Die Notfallaufnahme im St.-Elisabeth-Krankenhaus in Neuwied erwartet für diese Woche die ersten Patienten mit schweren Krankheitsbildern wie etwa Hitzschlag, teilt Hanna Valentin von der Unternehmenskommunikation der Marienhaus-Gruppe auf Anfrage unserer Zeitung mit. Bereits zugenommen haben demnach die Fälle, bei denen es um die „rein auf die Hitze zurückzuführenden Erkrankungen“ geht. Valentin spricht da vor allem von Wasseransammlungen im Körper.
Doch damit nicht genug: In der Neuwieder Klinik sehen die Mediziner aktuell auch einen deutlichen Zuwachs an Fällen, bei denen Patienten bereits unter einer „Grunderkrankung“ leiden, die obendrein durch die Hitze noch verschlimmert wird. „Der allergrößte Teil dieser Patienten verbleibt in stationärer Behandlung“, informiert Valentin weiter.

Landen Patienten mit einem Hitzschlag in der Notaufnahme, ist meist eine intensivmedizinische Aufnahme erforderlich. Dabei geht es vor allem darum, die Atmung und den Kreislauf zu stabilisieren.
Doch was führt dazu, dass der menschliche Körper nicht gut mit übermäßiger Hitze umgehen kann? Dazu heißt es aus dem Elisabeth-Krankenhaus: „Das liegt an dem Versuch des Körpers, den Temperaturanstieg auszugleichen – eine deutliche Stressreaktion.“ Dazu lenkt er den Blutstrom weg von den Muskeln und den inneren Organen in die Haut. Gleichzeitig werden die Gefäße sehr weit gestellt. Das dient dazu, das Blut an der Körperoberfläche abzukühlen. Allerdings bedeutet das für das Herz Schwerstarbeit, da es in kurzer Zeit deutlich mehr Leistung erbringen muss, um das Blut durch den Körper zu bewegen. „Zusätzlich gibt der Körper Wasser in Form von Schweiß ab.“ Das wiederum führe zu einer Verdickung des Blutes und berge die Gefahr, dass das Blut verklumpt.
Von Schlafstörung bis Flüssigkeitsmangel
Auch die Hausärzte im Kreis wissen von hitzegeplagten Patienten zu berichten. Ärzteobfrau Anja Meurer zählt einige Symptome auf, mit denen Patienten zu kämpfen haben: „Das reicht von Schlafstörung über Flüssigkeitsmangel bis hin zu geringerer Flüssigkeitsausscheidung. Dabei wird Letzteres vor allem bei älteren Menschen problematisch, weil deren Durstgefühl oft nicht mehr so stark ausgeprägt ist. „Zumal das dann auch mit einer Harnwegsinfektion verbunden sein kann“, weiß Meurer. Ärzten bleibt da oft nur der Appell an Ältere, gerade bei Hitze eher zwei statt der üblicherweise empfohlenen anderthalb Liter Wasser am Tag zu trinken.
Die gesundheitlichen Auswirkungen der Hitze sind laut Meurer nicht nur bei Kindern und Senioren festzustellen. Sie ziehen sich vielmehr durch alle Altersgruppen. Problematisch kann es auch dann werden, wenn Medikamente eine Rolle spielen. Nehmen Menschen Blutdrucksenker ein, führt das laut Meurer bei hohen Außentemperaturen dazu, dass der Blutdruck zu sehr absackt und der Kreislauf versagt. „Dann kommt es häufig auch zu Stürzen“, sagt die Ärztin.
Allgemeine Infektionsgefahr steigt bei Hitze
Zu allem Überfluss steigt die Infektionsgefahr bei hochsommerlichen Temperaturen insgesamt an. Dann gedeihen Bakterien besonders gut. Wie Anja Meurer berichtet, kommt es so schneller als sonst zu Hautinfektionen. Dann würde der sogenannte „Rotlauf“ zunehmen, rote Stellen auf der Haut, die sich typischerweise auf den Unterschenkeln zeigen würden oder an Stellen, an denen die Haut etwa durch einen Mückenstich verletzt ist.
Der Mineralienverlust durch das Schwitzen führt zu weiteren Symptomen. So nennt die Ärzteobfrau Wadenkrämpfe und Muskelschmerzen als mögliche Beschwerden. Auch dagegen hilft, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Zudem rät die Medizinerin davon ab, Lebensmittel etwa bei einem Grillfest allzu lange ungekühlt stehen zu lassen.
Überdies empfiehlt Meurer, darauf zu achten, sich mit verschwitztem Körper nicht im „Durchzug“ aufzuhalten. Das gilt auch nachts beim Schlafen mit geöffneten Fenstern. „Da kann man sich leicht erkälten“, sagt sie. Den Körper einfach nur mit einem dünnen Laken zu bedecken, reiche schon.
„Immer noch stehen Patienten bei der DRK-Klinik vor verschlossener Tür.“
Ärzteobfrau Anja Meurer
Wenn es tatsächlich zu hitzebedingten Kreislaufzusammenbrüchen kommt, sind die Hausärzte in der Regel kein Anlaufpunkt. Was das betrifft, verspricht sich Meurer vor allem von der Bereitschaftspraxis am St.-Elisabeth-Krankenhaus positive Effekte und kürzere Wartezeiten für Patienten. Allerdings sei der Umzug der Bereitschaftspraxis von der ehemaligen DRK-Klinik zum Elisabeth-Krankenhaus längst nicht bei allen angekommen. „Immer noch stehen Patienten bei der DRK-Klinik vor verschlossener Tür“, weiß die Ärzteobfrau.