Studie zum Heimathaus
Neuwieder hören sich Planvorschläge für Stadthalle an
Rege Beteiligung bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur Zukunft des Heimathauses im Amalie-Raiffeisen-Saal.
Rainer Claaßen

Die angedachte Sanierung des Heimathauses in Neuwied scheint in weite Ferne zu rücken. Experten plädieren zumindest in ihrer Machbarkeitsstudie klar für einen Neu- oder Umbau. Interessierte Neuwieder hörten sich jetzt die Details an.

Das Thema „Heimathaus“ beschäftigt die Neuwieder wie kaum ein anderes: Seitdem bekannt ist, dass aus Brandschutzgründen eine kostspielige Sanierung nötig wäre, um die Halle weiter zu betreiben, werden unterschiedliche Lösungsansätze diskutiert. Nun wurde eine von der Stadt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie den zuständigen Gremien präsentiert. Beteiligt waren der Planungsausschuss und der Bauausschuss des Stadtrates.

Raiffeisensaal gut gefüllt

Wegen des massiven Interesses hatte die Verwaltung aber vor der nicht öffentlichen Sitzung die Bürger zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Es dürften etwa 50 Personen gewesen sein, die zusätzlich zu den Ratsmitgliedern an der Veranstaltung teilnahmen.

Oberbürgermeister Jan Einig und Beigeordneter Ralf Seemann erläuterten, dass bisher noch keine Entscheidung über die Zukunft der beiden Gebäudeteile gefällt wurde. Aktuell ist die Aufgabenstellung, eine solide Basis für eine zukunftsträchtige Entscheidung zu schaffen. Jan-F. Kobernuß und Katja Stefanis von der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus Köln referierten dann etwa eine halbe Stunde lang über das von ihnen erstellte Gutachten.

Mit Hoteliers und Hallenbetreiber gesprochen

Dafür wurde seit dem vergangenen Sommer zunächst eine Standort-, Markt-, Wettbewerbsanalyse durchgeführt. Dafür wurden der Einzugsbereich Neuwied und das aktuelle Veranstaltungs- und Übernachtungsangebot überprüft. Das beinhaltete unter anderem Gespräche mit Hotelbetreibern und dem bisherigen Pächter der Halle, Jens Becker.

Danach erstellte das Unternehmen eine regionale Marktübersicht für den Bereich Veranstaltungen und erarbeitete im Anschluss mehrere Varianten von Standortkonzepten. Warum der Vorgang deutlich länger gedauert hat als angekündigt, wurde nicht thematisiert. Die Studie hätte eigentlich schon Ende des vergangenen Jahres vorliegen sollen.

Blick ins Neuwieder Heimathaus - hier beim CDU-Neujahrsempfang mit Gordon Schnieder Anfang dieses Jahres.
Jörg Niebergall

Trotz der ländlichen Lage birgt das Einzugsgebiet Potenzial: Etwas mehr als vier Millionen Menschen könnten die Deichstadt innerhalb von weniger als einer Autofahrstunde erreichen. In diesem Bereich liegen allerdings auch die Städte Bonn und Koblenz, die aktuell mit Abstand die meisten Touristen in die Region locken. Bei den Übernachtungszahlen befindet sich Neuwied im Vergleich mit anderen Städten der weiteren Region auf dem letzten Platz.

Experten raten von Sanierung ab

Die Bewertung der bestehenden Halle klingt nahezu vernichtend: Nicht zeitgemäß, großer Sanierungsbedarf, schlechte Aufteilung – und die Reihe geht noch weiter. Alle vergleichbaren Hallen in der Umgebung seien da deutlich besser aufgestellt. Von einer reinen Sanierung raten die Experten ab. Eine Konzeptvariante sieht vor, die Halle in Richtung der Luisenstraße zu erweitern, und die Bühne in diesen Bereich zu verlagern. Ein neues Foyer mit Eingang würde dann seitlich in Richtung des jetzigen Parkplatzes angebaut.

Zwei Varianten für einen Neubau unterschiedlicher Größe wurden ebenso präsentiert wie eine ganz große Lösung: Diese sieht neben dem Neubau der Halle ein Hotel vor, das im Bereich der aktuell als Parkplatz genutzten Fläche zwischen Langendorfer Straße und Stadthalle platziert würde.

Für diese Variante sieht das Beratungsunternehmen ein gewaltiges Potenzial – für das dritte Betriebsjahr rechnet die Studie mit mehr als 25.000 Übernachtungen, woraus sich ein Betriebsergebnis von fast einer halben Million Euro ergäbe. Verlockende Zahlen, die aber erst einen Realitätstest bestehen müssten.

Ausschüsse und Stadtrat entscheiden

Anschließend hatten die Bürger Gelegenheit, Fragen zu stellen, wovon sie rege Gebrauch machten. Thematisiert wurden unter anderem die Parkplätze, die durch eine Erweiterung der Gebäude wegfallen würden, und die Positionierung im Vergleich zu den vielen Angeboten, die in der näheren Umgebung bereits bestehen.

Auch die Attraktivität der Stadt Neuwied wurde bezweifelt. Da wies OB Jan Einig darauf hin, dass die Stadt viel unternimmt, um diese zu verbessern. Über die nächsten Schritte haben nun die Ausschüsse und der Stadtrat zu entscheiden. Eine große Lösung wäre aber auf jeden Fall nur mit der Unterstützung eines Investors machbar.

Top-News aus der Region