Abseits von ausgesprochenen Reise-Anziehungspunkten fällt es den Menschen oft schwer, die eigene Heimat als verlockend für Touristen wahrzunehmen. Das wird sicher auch einigen Neuwiedern so gehen. Doch sowohl die Stadt als auch die Region haben einiges zu bieten – und dafür soll nun mit einem neu erstellten Tourismuskonzept intensiver geworben werden. Profitieren sollen davon auch die Einwohner der Stadt.
Gemeinsam mit der Agentur BTE - Tourismus und Regionalberatung wurde das Konzept innerhalb eines Jahres erarbeitet. Oberbürgermeister Jan Einig ist mit dem Resultat zufrieden: „Mit diesem Konzept setzen wir neue Maßstäbe für die strategische Entwicklung des Tourismusstandorts Neuwied. Es ermöglicht uns, über Einzelmaßnahmen hinaus eine langfristige und nachhaltige Perspektive zu schaffen", erklärt er bei der ersten Präsentation des Konzeptes.
Planungen für Schiffsanleger laufen
Ein Wunsch der Neuwieder steht dabei ganz oben auf der Agenda: Vor dem Deich sollen wieder Schiffe anlegen. Die Stadt verfolgt dabei einen zweigleisigen Ansatz: Während das Amt für Stadtmarketing schon seit einiger Zeit in intensivem Kontakt mit Unternehmen steht, die Hotelschiffe auf dem Rhein betreiben, arbeiten die Stadtwerke (SWN) als städtisches Tochterunternehmen daran, die Infrastruktur für den Tagestourismus zu schaffen.
So sollen einerseits Reisende in die Stadt gelockt werden. Andererseits können aber auch maßgeschneiderte regionale Angebote – etwa Tagesausflüge zu beliebten Veranstaltungen – angeboten werden. Die Planungen für entsprechende Anleger im Bereich der neu gestalteten Deichuferpromenade laufen bereits.

Dass die Zeit ohne Schifffahrt in Neuwied schon so lange anhält, liegt laut Jan Einig nicht zuletzt an komplexen Regeln – im Bereich von Wasserstraßen sind Genehmigungen unterschiedlicher Behörden einzuholen. Und das dauert. Nun sieht es aber so aus, dass alle Voraussetzungen geschaffen wurden, und auch die Gespräche mit den Betreibern konkretisieren sich.
Stärken, Schwächen und Potenziale der Stadt wurden zunächst in enger Zusammenarbeit mit Bürgern und lokalen Akteuren in Workshops, Expertenbefragungen und einer Onlinebefragung gesammelt. Seit einem Jahr beschäftigt sich die eigens eingestellte Tourismusexpertin Lena Höver mit dem Thema, die zuvor in Oberwesel eine ähnliche Position ausgefüllt hatte.
Digital, familienfreundlich, vernetzt
Fünf Leitlinien wurden für die Strategie ermittelt:
• Digitale Angebote stärken
• Familienfreundlichkeit fördern
• Kultur erlebbar machen
• Vernetzung innerhalb der Region
• Strategische Förderung
Laut Stadtmarketingleiterin Julia Kloos-Wieland will die Stadt auf zwei Hauptzielgruppen setzen: Kultur- und Landschaftsliebhaber sowie die „Vielseitig Aktiven", zu denen vor allem Familien zählen. Aber auch aktive Naturgenießer und Reiseveranstalter sollen direkt angesprochen werden.
Zu den elf Schlüsselmaßnahmen, die erarbeitet wurden, zählen unter anderem Pläne für Eventwochenenden, an denen die verschiedenen touristischen Ziele der Stadt per Bus-Shuttle miteinander verbunden werden. Neben einem modernen Gästemagazin mit Informationen zum Freizeit- und Kulturangebot sowie den Unterkunftsmöglichkeiten wird noch in diesem Frühjahr ein Podcast veröffentlicht, in dem Persönlichkeiten aus der Stadt Besonderheiten schildern und erläutern.
Ganze Region touristisch vermarkten
Nicht nur die Zusammenarbeit mit dem Verein „Deichstadtzeit“, in dem sich kürzlich die Anbieter von Kultur- und Freizeitangeboten der Stadt zusammengefunden haben, soll ausgeweitet werden – der OB will auch die begonnene Kooperation, die unter dem Begriff „Regiopolregion Mittleres Rheinland“ steht, in diesem Zusammenhang intensivieren. Ein griffiger Name für die touristische Vermarktung der gesamten Region wird noch gesucht.
Im April erwartet die Stadtspitze die Zustimmung des Stadtrates zu dem vorgelegten Konzept – und dann soll es zügig umgesetzt werden. Einen konkreten Termin, an dem erstmalig wieder ein Schiff in Neuwied anlegen wird, kann momentan allerdings noch niemand nennen.