Flächen nördlich von Monrepos stehen zur Debatte - Im Engerser Feld könnte eine große Fotovoltaikanlage entstehen
Neuwied prüft Standorte für Windräder: Flächen nördlich von Monrepos stehen zur Debatte
Stehen in einigen Jahren auch Windräder auf Neuwieder Stadtgebiet? Die Stadtwerke und die WPD AG aus Bremen prüfen derzeit, ob sich Windenergieanlagen westlich von Altwied realisieren lassen.
picture alliance/dpa/Jens Büttne

Neuwied. Die Stadt Neuwied möchte unter Federführung der Stadtwerke Neuwied (SWN) die Energiewende vorantreiben. Dabei setzt sie auf Windkraft- und Fotovoltaikanlagen. Dass das Stadtgebiet dafür Potenzial bietet, hat eine Untersuchung bereits ergeben. Neben dem Aufsichtsrat der SWN beschäftigt sich auch die Politik mit dem Thema, das nächste Mal an diesem Mittwoch im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität.

In einer Pressemitteilung der SWN erklärt Geschäftsführer Stefan Herschbach, warum auch in Neuwied kein Weg an der Energiewende vorbeiführt: „Es ist nicht mehr eine Frage des Sollens oder des Wollens: Das Bundesverfassungsgericht hat 2021 unmissverständlich die staatliche Pflicht der Klimaneutralität und das Grundrecht auf Klimaschutz festgestellt.“ Bis der Weg zu diesem Ziel vom Gesetzgeber konkretisiert wird, müssten die SWN „schon einen Teil der Strecke gehen“, sagt Herschbach.

Was das bedeutet, erläutert Oberbürgermeister Jan Einig: „Wir müssen technologieoffen und ohne Scheuklappen ausloten, was möglich ist, und wir müssen es jetzt machen.“ Und Beigeordneter Ralf Seemann ergänzt: „Unsere Möglichkeiten für Fotovoltaik und Wind sind begrenzt, aber diese müssen wir nutzen.“ Die RZ gibt einen Überblick zum aktuellen Stand der Planungen.

1Windkraft: Für den Bau von Windkraftanlagen kommen im Neuwieder Stadtgebiet sechs Standorte infrage, auf denen solche Anlagen grundsätzlich errichtet werden könnten. Das hat eine Potenzialanalyse ergeben, bei der unter anderem Mindestabstände zu Siedlungsgebieten und bestehende Schutzzonen wie Naturschutzgebiete berücksichtigt wurden. Alle möglichen Standorte liegen nördlich von Monrepos beziehungsweise westlich von Altwied, wie aus den Sitzungsunterlagen für den Klimaschutzausschuss hervorgeht. Die Standorte sollen nun dahin gehend geprüft werden, ob sich die Anlagen dort realisieren lassen.

Bei zwei potenziellen Standorten im Wald auf Segendorfer Gemarkung ist die Stadt bereits Eigentümerin der Grundstücke. Die vier weiteren Waldgrundstücke, die für den Bau einer Windkraftanlage infrage kommen, sind in privater Hand.

Bei dem Windenergie-Projekt arbeiten die SWN mit der WPD AG aus Bremen zusammen, die nach eigenen Angaben in 29 Ländern weltweit tätig ist und bereits mehr als 2600 Windenergieanlagen errichtet hat. Für Neuwied sind Anlagen vom Typ Vestas V-172 Envetus im Gespräch. Sie haben eine Nabenhöhe von 175 Metern, einen Rotordurchmesser von 172 Metern und somit eine Gesamthöhe von 261 Metern.

Dass diese Anlagen „nicht den Charme alter Windmühlen“ haben, ist OB Einig bewusst. „Wir werden abwägen müssen.“ Denn der Ertrag der Anlagen sei enorm und liege pro Windrad bei knapp 20 Megawattstunden im Jahr, heißt es in der Pressemitteilung der SWN. Könnte man alle sechs Standorte realisieren, wäre die Hälfte des aktuellen Stromverbrauchs von Neuwied selbst erzeugt, erklärt SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach. „Das entspricht der Menge, die in den privaten Haushalten aller Neuwieder verbraucht wird.“

„Das entspricht der Menge, die in den privaten Haushalten aller Neuwieder verbraucht wird.“

SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach zur Stromproduktion, wenn ale sechs Windräder realisiert werden könnten.

Bis die Anlagen tatsächlich in Betrieb genommen werden können, wird es aber noch Jahre dauern. Das Verfahren steht noch ganz am Anfang. Sollte die Stadt den eingeschlagenen Weg weitergehen, müssten im nächsten Schritt die erforderlichen Gutachten erstellt werden. Mit einer Ausschreibung für den Bau der Windräder sei laut Sitzungsvorlage für Anfang 2026 zu rechnen. Erst danach geht es in die Realisierung. Die Inbetriebnahme könnte dann im ersten Quartal 2027 erfolgen.

2Fotovoltaik: Auch in Sachen Fotovoltaik möchte Neuwied vorankommen. SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach ist laut Pressemitteilung seines Unternehmens zuversichtlich: „Es gibt genügend große Flächen in unserem Versorgungsgebiet. Die Randparameter sind jetzt abzuklären.“

Im nächsten Schritt sollen zwei Potenzialflächen, auf denen größere Fotovoltaikanlagen errichtet werden könnten, mit einer Standortanalyse eingehend auf ihre Eignung geprüft werden. Dabei handelt es sich laut Sitzungsvorlage für den Klimaschutzausschuss um den Sportplatz in Segendorf mit einer Fläche von rund 1 Hektar sowie das Engerser Feld mit bis zu 350 Hektar.

SWN sieht einen großen Vorteil

Wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht, handelt es sich beim Fotovoltaik-Vorhaben im Engerser Feld um eine „erste Idee mit vielen Restriktionen im Bereich der Genehmigungsverfahren“. Allerdings könnte sich der Aufwand lohnen. Als Vorteile sehen die SWN etwa, dass es sich um eine zentrale Lösung für die Stadt handele, die das Potenzial habe, zu seinem Leuchtturmprojekt zu werden. Davon könnten in der Zukunft auch andere Kommunen profitieren, wenn die Genehmigungsverfahren entsprechend vereinfacht würden.

Auch bei der Fotovoltaik wird es noch eine Weile dauern, bis Neuwied den Strom aus einer solchen Anlage im Engerser Feld nutzen kann. Von der Planung bis zum Betrieb müsse man bei großflächigen Fotovoltaikanlagen derzeit von vier Jahren ausgehen, heißt es in der Pressemitteilung der SWN

Info: Was die Energiewende in Neuwied bringen soll

Der Bau von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen in Neuwied ist für die Stadt eine Chance, unabhängiger von den bisherigen Energieträgern und den schwer kalkulierbaren Preisen an den Energiebörsen zu werden. Das erklärt Oberbürgermeister Jan Einig in einer Pressemitteilung der Stadtwerke Neuwied (SWN): „Es wäre fahrlässig, wenn wir das nicht für die Menschen in der Stadt prüfen würden.“

Falls an allen sechs Standorten für Windenergieanlagen, die jetzt geprüft werden sollen, tatsächlich Windräder errichtet werden, könnte das laut SWN die Hälfte des aktuellen Stromverbrauchs von Neuwied decken. Die Betonung liegt auf aktuell, wie SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach in der Pressemitteilung des Unternehmens erläutert. Denn: „Bis 2035 könnte sich der Bedarf verdoppeln.“ Der massive Anstieg sei vor allem durch die Wärmewende verursacht, wenn Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Auch die Elektromobilität forciere den Bedarf.

Ein weiterer Ausbau der regenerativen Energien, wie Neuwied ihn jetzt in den Blick genommen hat, scheint da sinnvoll zu sein – zumal sich die SWN vorgenommen haben, bis zum Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostroms aus erneuerbaren Energien zu generieren. Das geht aus einer Vorlage für den Klimaausschuss hervor. hrö

Der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität tagt am Mittwoch, 8. März, um 17.30 Uhr in der Cafeteria der Stadtwerke Neuwied. Die Sitzung dient der Vorberatung. Eine Entscheidung wird erst im Stadtrat fallen. Die Tagesordnung und die Vorlagen zur Ausschusssitzung gibt es unter www.ku-rz.de/44vh

Top-News aus der Region