ProBahn-Landesvorsitzender rät
Neuwied muss beim Bahnhof dranbleiben
Da der Neuwieder Bahnhof auf einem Grundstück der Bahn steht, hat die Stadt nur begrenzten Einfluss darauf, wie es Rund um den Bahnhof aussieht. Eine Maßnahme ist das Aufstellen von Blumenkübeln.
Jörg Niebergall

Noch mehr als ein Jahr soll es dauern, bis die Deutsche Bahn das gesperrte Neuwieder Bahnhofsgebäude abreißen will. Noah Wand von Pro Bahn erklärt, was Neuwied tun muss, damit der Prozess nicht ins Stocken gerät.

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„Kaum ein Ort ist so zentral wie der Bahnhof. Hier geht jeder durch“, sagte Noah Wand, Landesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn Rheinland-Pfalz/Saarland beim Rundgang mit unserer Zeitung am Neuwieder Bahnhof. Mit dem Zustand des Bahnhofs verschenke man Potenzial. Doch was kann Neuwied tun?

Das Bahnhofsgebäude und Grundstück sind im Besitz der DB. Auch die Zuständige, die Aufsichts- und Genehmigungsbehörde für den Bahnhof ist das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn. Dadurch kann Neuwied offiziell wenig tun. „Wenn die Stadt wollte, hätte sie ihren Einflussbereich“, ist Wand sicher.

„Aber die Bahn kann offen sein, wenn man sie beackert.“
Noah Wand, Landesvorsitzender von Pro Bahn RLP/Saar

Das Hauptproblem, mit dem die Kommunen umgehen müssten, sei vor allem Desinteresse bei der Bahn. Die Situation an den einzelnen Bahnhöfen sei für die Entscheidungsebene der Bahn kaum relevant. Auch die Kommunikation habe niedrige Priorität, da dies aus Sicht der Bahn Prozesse verzögere. „Aber die Bahn kann offen sein, wenn man sie jahrelang beackert“, so der Pro Bahn-Vorsitzende. Das zeigten die Bahnhofsrenovierungen in Jünkerath und Gerolstein. Wenn Kommunen geschlossen hinter ihren Forderungen stünden und dranblieben, könne man auch beim Unternehmen etwas bewegen.

Die Kommunikation mit der Deutschen Bahn sei anfangs schleppend gewesen, heißt es von der Stadtverwaltung. Doch mittlerweile verliefe der Dialog zwischen Stadtbauamt und der Bahn konstruktiv. Im Stadtrat seien bisher die Fraktionsvorsitzenden zu den Entwicklungen des Bahnhofs informiert worden. Sobald die weiteren Planungen klar seien, sollen die zuständigen weiteren Gremien einbezogen werden.

Noah Wand von Pro Bahn rät der Stadt Neuwied vor allem eins: Dranbleiben. Dann könne man auch bei bei der Deutschen Bahn Dinge in Bewegung bringen.
Justin Buchinger

Auch selbst arbeite die Stadt daran, das Bahnhofsumfeld attraktiv zu halten. Etwa werde man Platz vor Bahnhof und Busbahnhof (ZOB) weiterhin mit Blumenschmuck bestücken. Auch werde man das Gelände inklusive der Fahrradstände aufräumen und pflegen. Ebenfalls kontrolliere die Stadt, ob Infotafeln und Stadtpläne vor dem Bahnhof in einem akkuraten Zustand seien.

Zusätzliche Angebote für Besucher oder Touristen, bis das neue Bahnhofsgebäude fertig sein wird, sind dagegen nicht geplant. Mit dem Neubau ergeben sich jedoch auch Möglichkeiten, so könnte die – aktuell zurückgestellte – Einrichtung einer Mobilitätstation mit digitalen Informationen wieder eine Option werden. Auch soll die neue Bahnhofshalle nach den Plänen der Stadt kleiner werden, als die bisherige, was auch mehr Raum für Grünflächen lasse.

Könnten die Stadtbetriebe für Sauberkeit am Bahnhof sorgen?

Die mangelhafte Sauberkeit am Bahnhof war ein weiterer Kritikpunkt des Pro-Bahn-Vorsitzenden. Auch hier vermutet er vor allem Desinteresse bei der Bahn. Hier müsse die Stadt zumindest in die Diskussion gehen, bei diesem Thema sei die Bahn in der Vergangenheit kooperationsbereit darin, dass Bahnsteige durch städtische Mitarbeiter mitgereinigt werden. Das sei nicht ausgeschlossen, so die Stadt Neuwied. Grundsätzlich sei es jedoch nicht Aufgabe der Stadtbetriebe, Privatgelände wie den Bahnhof zu reinigen. Das ist Aufgabe des jeweiligen Eigentümers.

Anders ist es bei der mangelhaften Sauberkeit der städtischen Toiletten am Busbahnhof, die Wand ebenfalls monierte. Die Stadt teilte hierzu mit, dass diese zweimal täglich durch die Stadtbetriebe gereinigt werden. Jedoch werde das Personal sehr häufig mit starken Verschmutzungen konfrontiert.

Noah Wands größte Befürchtung sei, dass die Deutsche Bahn den Bahnhof bis zum Abriss dem Verfall überlasse. Auch wenn es nicht auszuschließen sei, sieht die Stadt darin kein besonderes Risiko. Nach Informationen der Stadt würden die Pläne relativ schnell vorangehen – mit dem Abriss im kommenden Jahr. Dass es etwa durch zu größeren Problemen durch Vandalismus kommt, erwarte man nicht. Erfahrungsgemäß seien davon vor allem abseits liegende Gebäude betroffen. Rund um den Bahnhof sei die „soziale Kontrolle“ dagegen relativ hoch.

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