Unfallstatistik für Neuwied
Neun Menschen haben auf den Straßen ihr Leben verloren
Im Kreis Neuwied hat es auch im Jahr 2024 viel zu oft gekracht. Das zeigt die Unfallbilanz der Polizei.
Jörg Niebergall

Einmal im Jahr veröffentlicht die Polizei die Unfallstatistik für den Kreis Neuwied. Im vergangenen Jahr gab es leider mehr negative Vorfälle als positive Entwicklungen.

Die Unfallstatistik 2024 für den Straßenverkehr im Kreis Neuwied fällt ernüchternd aus: Wie die Polizei mitteilt, haben sich im vergangenen Jahr mehr Unfälle als 2023 ereignet, bei denen es auch mehr Verletzte zu verbuchen gab. Obendrein war eine höhere Zahl an Todesopfern zu beklagen. Allerdings gab es an der einen oder anderen Stelle der Unfallauswertung auch positive Entwicklungen zu beobachten.

Unfallentwicklung regional unterschiedlich

Seit dem Ende der Corona-Pandemie steigt laut Polizei unverändert das Verkehrsaufkommen. Das führt – statistisch gesehen – auch zu mehr Unfällen, argumentiert die Polizei. Konkret ist Zahl der Unfälle im Vergleich zum Jahr 2023 kreisweit von 6148 auf 6315 angestiegen. Dass es wieder häufiger gekracht hat, macht die Polizei neben dem höheren Verkehrsaufkommen vor allem an der Tatsache fest, dass Fahrer nicht genügend Platz zum Vordermann lassen, nun schon im vierten Jahr nacheinander die Unfallursache Nummer eins.

Das ist aber nur eine von mehreren Erkenntnissen, die aus der Unfallbilanz hervorgehen. Unabhängig davon liegt die Unfallzahl erneut über dem Fünfjahresschnitt von mehr als 6000 Unfällen. Das Niveau von 2019 ist aber glücklicherweise noch nicht erreicht: Damals zählten die Beamten kreisweit noch 6354 Unfälle. Viel fehlt aber nicht mehr.

Beim Blick in Details fällt auf: Die Polizeiinspektionen (PI) Neuwied (2839, plus 4,8 Prozent) und Straßenhaus (2270, plus 2 Prozent) verzeichnen steigende Unfallzahlen. Die PI Linz registrierte mit 1206 Unfällen einen minimalen Rückgang von 0,5 Prozent.

Mehr Verletzte verzeichnet

Tödliche Unfälle: Nachdem es im Jahr 2023 an Rhein und Wied mit vier Opfern vergleichsweise weniger Unfalltote zu beklagen gab, weist die Statistik für 2024 – wie die Statistik für 2022 – neun Todesopfer aus. Anders als im Jahr 2023 war im Vorjahr kein Kind unter den Unfallopfern. Die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der PI Straßenhaus (4), gefolgt von der PI Neuwied (3) und der PI Linz (2).

Unfälle mit Verletzten: Einen leichten Anstieg bilanziert die Polizei bei den Verletzten – von 803 auf 805 Personen. Dabei ist die Zahl der Schwerverletzten von 131 auf 139 gestiegen, die Zahl der Leichtverletzten von 668 auf 657 gefallen. Unverändert bleibt die Erkenntnis, dass sich Unfälle mit schwer verletzten Personen eher außerhalb von Orten ereignen.

Weniger verletzte Kinder

Unfallbeteiligte: Es haben sich 61 Unfälle ereignet, an denen Kinder beteiligt waren, exakt ein Unfall weniger als 2023. Bei 45 Unfällen (drei Unfälle weniger als 2023) wurden die Kinder in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der verletzten Kinder sank ebenfalls – und zwar um 7 auf 48. In etwa 40 Prozent aller Fälle können sich Kindern den Unfallfolgen als „passiv Beteiligte“ nicht entziehen. Häufig verunglücken Kinder zudem, wenn sie mit dem Fahrrad oder dem Pedelec unterwegs sind sowie beim Spielen oder Rollerfahren, heißt es. Die Polizei reagiere vor allem in Sachen Sicherheitspflicht beim Transport von Kindern etwa in Autos mit Sicherheitskontrollen im Straßenverkehr.

Was die Unfälle betrifft, bei denen Senioren und jüngere Menschen beteiligt waren, entwickeln sich die Zahlen unverändert nach oben. Heißt: Gab es 2023 noch 1266 Unfälle mit Beteiligung junger Menschen (15 bis 24 Jahre), weist die Statistik für das Vorjahr 1300 Unfälle aus. Ursachen sind laut Polizei meist mangelnde Fahrerfahrung und zu große Risikobereitschaft. Etwa ein Fünftel aller Unfälle im Kreis Neuwied geht auf das Konto dieser Altersgruppe.

Mehr betagte Senioren an Unfällen beteiligt

Bei den betagteren Unfallbeteiligten bis 75 Jahre sieht es wie folgt aus: An 1447 Unfällen (nicht ganz ein Fünftel aller Unfälle) waren Senioren beteiligt. Das sind 51 Unfälle mehr als 2023. Die Zahl der verletzten Senioren ist ebenfalls gestiegen von 108 auf 112 Betroffene. Davon abgesehen stuft die Polizei die Unfallzahl weiterhin auf einem hohen Niveau ein. Eine ähnliche Entwicklung gibt es laut Statistik auch bei den mehr als 75 Jahre alten Unfallbeteiligten: Demnach stieg die Unfallzahl von 633 auf 679. Und auch hier waren mehr Verletzte zu verzeichnen. Die Statistik weist bei den älteren Senioren einen Anstieg von 44 auf 55 Verletzte aus.

Zweiradunfälle: Kreisweit gab es 138 Unfälle mit motorisierten Zweirädern, exakt so viele wie im Jahr davor. Dabei zogen sich aber mehr Beteiligte Verletzungen zu – und 102 Fahrer (2023: 83). Bei den Zweiradunfällen spielen auch Radfahrer eine wachsende Rolle. Im Jahr 2023 bilanzierte die Polizei 124 Unfälle mit Fahrradfahrern, für das Vorjahr 148 Unfälle. Dabei zogen sich 110 Personen Verletzungen zu, neun Personen mehr als 2023.

Unfallursache Nummer eins: Zu geringer Abstand

Unfallursachen: Das zu dichte Auffahren auf andere Verkehrsteilnehmer ist nach wie vor die Unfallursache Nummer eins. Mehr als ein Drittel aller Unfälle geht auf dieses Fehlverhalten zurück, gefolgt von Fehlern beim Vorwärts- und Zurückfahren sowie Wenden und auf unangepasste Geschwindigkeit, sprich Rasen. Die Zahl der Unfälle wegen eines zu geringen Sicherheitsabstandes liegt mit 2603 noch einmal deutlich über dem Wert für 2023 (2491). Im Fünfjahresvergleich ist das dann der höchste Wert, so die Polizei. Zu hohes Tempo war bei 416 Unfällen die Ursache (2023: 428). Entgegen den Entwicklungen in den Vorjahren geht hier die Fallzahl zurück, wenngleich diese Unfälle vermehrt zu Verletzten und eben auch Todesopfern führen.

Die Zahl der Alkoholunfälle ist mit 88 (2023: 89) relativ konstant geblieben. Bei den sogenannten Drogenunfällen ist allerdings ein Anstieg von 20 auf 31 Fälle zu verzeichnen. In beiden Kategorien ziehen Unfälle häufig auch Verletzte nach sich.

Zahl der Unfallfluchten ist gestiegen

Davon abgesehen gab es 341 Unfälle, bei denen Verkehrsteilnehmer die Vorfahrtsregeln missachteten. Im Jahr 2023 waren es mit 385 sogar noch mehr Unfälle. Unfälle, bei denen die Fahrer etwa durch eine illegale Handynutzung abgelenkt waren, gab es 44, zwei weniger als im Jahr 2022. Und es gab auch mehr Wildunfälle. Lag deren Zahl 2023 noch bei 749, tauchen nun 768 in der Statistik auf. Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren führten ebenfalls zu mehr Unfällen (2024: 1017; 2023: 924).

Unfallflucht: Die Zahl der Unfälle, bei denen der Verursacher flüchtete, ist erneut gestiegen. Kreisweit registrierte die Polizei 1436 Unfallfluchten, ein Plus von 38 Fällen. Heißt unverändert: Etwa jeder fünfte Unfallbeteiligte flüchtet von der Unfallstelle. Bei 569 aufgeklärten Fällen (2023: 590) sinkt die Aufklärungsquote auf 39,6 Prozent (2023: 42,2 Prozent).

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