Wahl in der VG Puderbach
Neuer Bürgermeister: Sven Schür gewinnt enges Duell
Puderbachs amtierender VG-Bürgermeister Volker Mendel (links) gratuliert seinem Nachfolger Sven Schür. Schür wird am 1. Januar 2026 Puderbachs neuer VG-Bürgermeister sein.
Lars Tenorth

Immer wieder wendet sich das Blatt: Zeitweise liegt Sven Schür vorne, dann wieder Patrick Rudolph, aber am Ende gewinnt schließlich Schür das Kopf-an-Kopf-Rennen. Damit wird er Puderbachs neuer VG-Bürgermeister. Das sind die Stimmen zum Wahlergebnis.

Immer wieder erkundigen sich Mitarbeiter der Puderbacher Verwaltung im Rathaus nach dem aktuellen Stand. Auch die Wahlvorstände, die die ausgezählten Stimmzettel abgeben, erleben die Spannung im Rathaus hautnah mit. Einzelne schauen ständig auf ihr Smartphone, um online die neueste Entwicklung im Wahlkampf zwischen Sven Schür und Patrick Rudolph (beides freie Bewerber) zu verfolgen. Wer wird Puderbachs neuer VG-Bürgermeister? Das ist lange nicht klar, es wog hin und her. Doch am Ende gewinnt Sven Schür das Kopf-an-Kopf-Rennen.

Ein freudestrahlender Gewinner

Die Wahl hat Schür mit einem Stimmenanteil von 52,5 Prozent gewonnen, Rudolph kam dementsprechend auf 47,5 Prozent der Stimmen. In Stimmen ausgedrückt kam Schür auf 2518 und Rudolph auf 2274. Freudestrahlend und erleichtert nahm Sven Schür die persönlichen Gratulationen zu seinem Wahlerfolg im Puderbacher Rathaus entgegen. Zu seinem Wahlsieg sagte er: „Es war sehr eng.“ Er bedankte sich bei seinen Wahlhelfern und Wählern für die Unterstützung und den Zuspruch. Darüber hinaus bedankte er sich bei Patrick Rudolph für den fairen Wahlkampf. Seinen Sieg führte er kurz nach der Wahl auf Bürgernähe zurück. Der Wahlkampf, der insgesamt auch durch Unruhe und hochkochende Emotionen geprägt war (die RZ berichtete), war intensiv. Am Ende erreichte Schür 244 Wähler mehr – in einigen Ortsgemeinden war es deutlich.

Schür war besonders stark in Woldert

Am stärksten schnitt Schür in Woldert, Steimel und Niederhofen ab. In Woldert holte er 70,1 Prozent der Stimmen, in Niederhofen 67 Prozent und in Steimel 64,4 Prozent der Stimmen. In Steimel war mit einem hohen Ergebnis zu rechnen, da er derzeit noch Steimels Ortsbürgermeister ist, in Niederhofen wohnt sein Social-Media- und Kommunikationsmanager. Und auch zu vielen Woldertern pflegt Schür ein gutes Verhältnis. Dagegen war Rudolph besonders erfolgreich in Ratzert (70,5 Prozent der Stimmen), Urbach (62,7 Prozent) und Linkenbach (59,7 Prozent).

Besonders wichtig war zahlenmäßig unter anderem das Wahlergebnis in Puderbach, bei dem sich Patrick Rudolph, der durch die Parteien SPD, Grüne und CDU offiziell unterstützt wurde, ein besseres Ergebnis erhofft hatte. In Puderbach erzielte er insgesamt nur 41,1 Prozent der Stimmen, Schür dementsprechend 58,9 Prozent der Stimmen. In der Ortsgemeinde mit den meisten Einwohnern in der VG Puderbach wählten nur 344 Bürger Patrick Rudolph, aber 493 Bürger Sven Schür.

„Betroffen hat mich gemacht, wie deutlich Sven Schür in Puderbach gewonnen hat.“
Patrick Rudolph zeigte sich besonders über das Wahlergebnis in der Ortsgemeinde Puderbach enttäuscht.

„Betroffen hat mich gemacht, wie deutlich Sven Schür in Puderbach gewonnen hat“, nannte Rudolph kurz nach der Wahl einen ersten Grund für das Wahlergebnis. Als einen weiteren Grund führte er die Stimmungsmache an, bei der auch die FWG stark involviert gewesen sei. Schür trat zwar als freier Bewerber an, ist aber Mitglied der FWG. Rudolph habe Sven Schür kurz nach dem feststehenden Wahlergebnis nicht direkt telefonisch erreichen können, sprach ihm aber laut eigener Aussage auf die Mailbox, um ihm zu gratulieren und wünschte ihm alles Gute für die Führung der VG in Zukunft.

Nach der Wahlniederlage zeigte sich Rudolph gefasst: „Ich kann erhobenen Hauptes vom Platz gehen.“ Überdies sagte er unter anderem auch, dass er alles in allem mit seinem Wahlkampf zufrieden sei. Dafür, dass er seine Kandidatur als letzter Bewerber eingereicht hätte, sei es gut gelaufen. „Danke an alle Unterstützer. Der Wahlkampf hat schon auch Spaß gemacht.“ Er habe viele nette Menschen kennengelernt und persönlich eine bereichernde Zeit erlebt.

Patrick Rudolph verliert das zwischenzeitliche Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Sven Schür. Nach seiner Wahlniederlage zeigte er sich gefasst.
Daniel Dresen

Mit dem Ergebnis könne er nun gut leben. Er wird weiter seinem Job bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nachgehen. Aktuell ist er Abteilungsdirektor in der KfW für soziale Entwicklung in Europa und Asien sowie Leiter eines Projekts zur Verbesserung des KfW-internen Steuerungssystems. Und etwas Positives kann er dem Wahlergebnis in Bezug auf seine Familie abgewinnen: „Für die Familie ist der Job bei der KfW sicherlich die entspanntere Variante, weil man nicht so im öffentlichen Fokus steht.

„Ich wünsche Sven, dass er es schafft, einen guten Job zu machen. In den vergangenen Wochen sind Gräben aufgerissen worden. Sehr hoffe ich, dass die verschiedenen Akteure es schaffen, zueinanderzufinden.“
Patrick Rudolph wünscht sich ein Miteinander.

Mit Blick auf die Amtszeit von Sven Schür hob Rudolph hervor: „Ich wünsche Sven, dass er es schafft, einen guten Job zu machen. In den vergangenen Wochen sind Gräben aufgerissen worden. Sehr hoffe ich, dass die verschiedenen Akteure es schaffen, zueinanderzufinden.“ Zukünftig wünscht sich Rudolph generell wieder einen positiv ausgerichteten Wahlkampf.

Ein Miteinander hat auch Sven Schür im Blick. Für das Miteinander möchte er auf die Parteien und Menschen zugehen, um „zusammenzufinden“. Sein Amt als Puderbachs neuer VG-Bürgermeister wird Sven Schür am 1. Januar 2026 antreten. Mit dem ausscheidenden VG-Bürgermeister Volker Mendel, der Schür persönlich zum Wahlerfolg gratulierte, möchte er sich noch ausgiebig austauschen und auch Gespräche zu den Verwaltungsmitarbeitern suchen. Mendel sagte, dass er einen geregelten Übergang gewährleisten möchte.

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl in der VG Puderbach lag bei 40,4 Prozent, im ersten Wahlgang am 6. April waren es 44,8 Prozent. „Ich bin positiv gestimmt, dass wir immerhin noch eine Wahlbeteiligung von 40,4 Prozent hatten“, so Puderbachs amtierender VG-Bürgermeister Volker Mendel zum Wahlergebnis. Die aber insgesamt doch schlechte Wahlbeteiligung führt er vor allem auf die Wählermüdigkeit zurück. Die beste Wahlbeteiligung gab es in der Ortsgemeinde Ratzert mit 53,8 Prozent, die schlechteste in Dernbach mit 28,7 Prozent.

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