Thomas Beckert kam vom Steigenberger als neuer Betriebsleiter in die Jugendherberge
Neuer Betriebsleiter der Jugendherberge: Der Blick auf den Rhein hat ihn überzeugt
Thomas Beckert (rechts) ist seit Sommer Betriebsleiter in der Jugendherberge in Leutesdorf. Vorher hat er im Steigenberger gearbeitet. Sein Motto: „Gastronomie lebt man.“ Das hört Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen Rheinland-Pfalz/Saarland, natürlich gerne.
Yvonne Stock

Leutesdorf. Der Blick auf den Rhein von der Terrasse der Jugendherberge, der hat es Thomas Beckert direkt angetan. Da hatte er sich im Prinzip schon für den neuen Job als Betriebsleiter in Leutesdorf entschieden. Eine Umstellung für jemanden, der vorher im Steigenberger gearbeitet hat. Aber Beckert meint: „Das Bedürfnis des Gastes ist überall gleich. Es ist wichtig, dass er eine tolle Zeit hat und sagt, er kommt wieder.“

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Mit Jugendherbergen hatte Beckert bis dato nur in seiner Kindheit zu tun und verband mit ihnen den alten Charme von großen Mehrbettzimmern mit WC über dem Gang. In Leutesdorf überzeugte er sich davon, dass dieses Bild mit der heutigen Realität wenig zu tun hat. „Die Zimmer stehen manchem Hotel in nichts nach“, meint er. Für 37 Zimmer mit etwa 151 Betten ist er zuständig. „Bis zu vier Klassen bekommen wir gleichzeitig unter“, erläutert Beckert.

Auf Gruppen ausgerichtet

Schulklassen sind die wichtigste Zielgruppe der Jugendherbergen, gefolgt von anderen Gruppen wie Vereinen oder größeren Familienverbänden. Und am Wochenende und in den Ferien kommen noch einzelne Familien dazu, aber auch Radfahrer oder Wanderer. Die Familien schätzen an der Jugendherberge, dass Kinder Kinder sein dürfen und sie diese nicht ständig ermahnen müssen: „Sei nicht so laut“, erzählt der Betriebsleiter.

Großer Vorteil der Leutesdorfer Jugendherberge ist der kurze Fußweg zum Bahnhof. Die Schulklassen buchen nämlich ein Rundrum-Sorglos-Programm mit pädagogischem Anspruch. Dafür arbeitet Beckert zum Beispiel mit der Römerwelt in Rheinbrohl, der Deichwelle und dem Zoo in Neuwied und dem Geysir in Andernach zusammen. Derzeit ist er in Gesprächen mit dem Schloss Arenfels in Bad Hönningen über eine Kooperation. Zudem arbeitet er an einem Angebot für Fußballtrainingslager und daran, für Gäste und Leutesdorfer freitags- und samstagsabends ein Grillbüfett mit Livemusik anzubieten.

Herausforderungen von Beginn an

Als er im Juli vergangenen Jahres anfing, startete er direkt mit einer 95-prozentigen Auslastung bis Herbst, als die nächsten Einschränkungen griffen. „Die Personalsituation war schwierig, wie überall in der Gastronomie“, erzählt Beckert. Deswegen war er besonders froh, dass er sein Team mit Mitarbeitern aus Leutesdorf ergänzen konnte. „Wir sind hier mit der größte Arbeitgeber“, betont der Betriebsleiter stolz, der auch Mitglied einer der Nachbarschaften geworden ist. Mit Kurt Schröder vom Dorfmuseum ist er bereits in die Geschichte des Weinortes eingetaucht, allerdings fehlt aus Zeitgründen noch die intensive Beschäftigung mit den teilweise alten Mauern, in denen er jetzt tätig ist.

Dass der gebürtige Thüringer hier landen würde, war nicht absehbar. Der ausgebildete Koch war lange in der Sternegastronomie im Allgäu tätig, bevor ihn eine Knieverletzung zum Umsatteln zwang. Er bildete sich kaufmännisch weiter und arbeitete sich im Steigenberger nach oben. Denn das Hotel- und Gaststättengewerbe hat „mich einfach nicht losgelassen“. Am Ende organisierte Beckert Veranstaltungen mit bis zu 1000 Menschen aus Politik, Wirtschaft und Sport. „Meine Frau und ich wollten aber nicht in Thüringen alt werden“, erzählt der 45-Jährige.

Tausendsassa-Qualitäten sind gefragt

Sein neuer Job ist quasi ein Rund-um-die-Uhr-Job, er kümmert sich um Buchhaltung, Mitarbeiter, dreht auch mal eine Schraube fest, backt einen frischen Kirschkuchen für eine Trauerfeier oder kocht abends à la carte für zehn Personen. „Es macht Spaß nicht auf eins fixiert zu sein und alles von meinem Lebensweg einbringen zu können“, sagt Beckert. „Gastronomie lebt man, entweder man ist durch und durch Gastgeber oder man sollte sich anders orientieren.“ Das Marketing läuft zentral über den Zusammenschluss der Jugendherbergen Rheinland-Pfalz und Saarland. Ein gutes Online-Buchungsystem über die Internetseite ist heute das A und O, sagt Vorstandsvorsitzender Jacob Geditz. Für Leutesdorf liegen derzeit Buchungen von größeren Gruppen bis ins Jahr 2024 vor.

Im letzten Vorcoronajahr kam das Haus laut Geditz auf 29.118 Buchungen, für dieses Jahr liegen bereits 23.676 vor. „Januar und Februar standen noch sehr unter Coronaeinfluss“, meint Geditz. Deswegen gehen die beiden Männer davon aus, dass das Vorcoronaniveau erst wieder 2023 erreicht wird. „Die Familien haben uns in der Coronazeit die Treue gehalten, die Gruppen- und Klassenfahrten fanden eher nicht statt“, sagt der Vorstandsvorsitzende, dem aber auch völlig klar ist, dass wenn die nächste Virusvariante im Anflug ist, „die Buchungen wieder Schall und Rauch sind“.

Von unserer Redakteurin Yvonne Stock

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