Kreis Neuwied – Der Kreis Neuwied wird auf absehbare Zeit wohl ohne Trinkwasser aus der Wahnbachtalsperre in NRW auskommen müssen. Wann die vereinbarten 500 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr in den Kreis fließen, steht in den Sternen. Schlimmer noch: Die als Absicherung für Notfälle geplanten Wasserlieferungen laufen inzwischen sogar Gefahr, unerwartet im Stadium der Planungsverfahren zu versanden.
Schon jetzt gibt es eine Verzögerung, die nicht nur bei Landrat Rainer Kaul, sondern auch im Kreis Altenkirchen für Verärgerung sorgt. Ursprünglich sah der im Jahr 2007 mit den Bonner Stadtwerken geschlossene Vertrag vor, dass spätestens in diesem Jahr das erste Wasser aus dem Rhein-Sieg-Kreis in den Leitungen des Neuwieder Kreiswasserwerkes und im Nachbarkreis ankommen sollte. Doch daraus wird erst einmal nichts. Denn die etwa 30 Kilometer lange Leitung, die das kostbare Nass von der Talsperre bis zum Hochbehälter Eichholz – 2,5 Kilometer von der Neuwieder Kreisgrenze entfernt – transportieren soll, liegt noch nicht in der Erde. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass die Bauarbeiten in Kürze beginnen. Das verdeutlicht Frank Preißmann, Geschäftsführer der Bonner Stadtwerke, wenn er sagt: „Für die Auswahl der Trasse läuft derzeit ein umfassendes Sondierungsverfahren. Mit dessen Abschluss ist nicht vor Sommer 2011 zu rechnen.“ Wie Landrat Kaul informiert, muss unter anderem in einem Umweltgutachten geklärt werden, ob die Leitung unter der Wied hindurch verlegt werden darf.
Die Verzögerung erklärt Preißmann so: Bei der Vertragsunterzeichnung mit den Kreisen Neuwied und Altenkirchen sei der damalige Projektleiter davon ausgegangen, dass sowohl die Trassenauswahl als auch die Genehmigung zum Bau in einem vereinfachten Verfahren zu haben seien. Auf dieser Grundlage sei auch schon Material beschafft worden. Im Moment fehlt es aber schlicht am Baurecht. Die Stadtwerke Bonn wollen nun abwarten, welche Trasse infrage kommt und welche Auflagen zu erfüllen sind. Danach muss das Projekt laut Preißmann neu kalkuliert und mit den Vertragspartnern abgestimmt werden.
Die Kosten für die geplante Trasse sind im Laufe der Jahre ohnehin schon gestiegen. War laut Kaul zunächst von neun Millionen Euro die Rede, so sind nun 14 Millionen im Gespräch. Davon abgesehen hängt von den Auflagen für den Trassenbau letztlich auch ab, ob dieser überhaupt realisiert werden kann, sagt Preißmann.
Landrat Kaul pocht jedoch auf den Vertrag. Er möchte nicht auf das Wasser verzichten. Immerhin handelt es um zwölf Prozent des gesamten Wasserverkaufs durch das Kreiswasserwerk (3,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr). Diese Haltung hätten beide Kreise auf rheinland-pfälzischer Seite jüngst bei einem Spitzengespräch deutlich gemacht. Das Leitungsprojekt müsse endlich angegangen werden. Kaul: „Wir erwarten, dass die Vereinbarung erfüllt wird. Wir gehen aber davon aus, dass wir bestenfalls im Jahr 2014 Wasser aus der Wahnbachtalsperre erhalten.“ Sollten Mehrkosten unabdingbar sein, wird über die Neuverteilung der Kosten zu reden sein. Das Land habe jedenfalls schon signalisiert, dass es für diesen Fall höhere Zuschüsse zahlen würde.