Dauerstaus nerven Autofahrer
Neue Ampel auf der B 42 Unkel stoppt den Verkehrsfluss
Die neue Ampel auf der B42 soll die alte Fußgängerbrücke ersetzen.
Sabine Nitsch

Auch die A3 wird in den kommenden Jahren saniert. Endlose Staus sind vorprogrammiert. Sie auch ein Problem für den Wirtschaftsstandort. Die IHK fordert eine schnelle Umsetzung von Baumaßnahmen und eine bessere Koordination. 

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Die neue Ampel auf der B 42 in Unkel soll laut dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) „den Verkehrsfluss optimieren, Staus reduzieren und insgesamt zu mehr Sicherheit auf diesem Streckenabschnitt beitragen“. So zumindest die Idee des LBM, der die neue Ampel im Kreuzungsbereich B 42 / L 252 bei Unkel, in wochenlanger Bauzeit installiert hat. Sie ersetzt die 50 Jahre alte Fußgängerbrücke, die wegen Einsturzgefahr abgerissen werden musste. Die Ampel ist seit rund zwei Wochen in Betrieb und es zeigt sich, dass die Intention des LBM den Verkehrsfluss zu optimieren, durch die Realität in den Bereich des Wunschdenkens verbannt wird.

Ständig springt die Ampel für die Autofahrer auf der B 42 auf Rot. Fußgänger sind dort jedoch nur sehr selten unterwegs und hatten auch die Brücke kaum genutzt. Falls sich ein Wanderer doch in den Kreuzungsbereich verirrt, sorgt auch der dafür, dass der Verkehr auf der Bundesstraße kurz zum Erliegen kommt. Eine Nervenzerreißprobe für Autofahrer.

Die B 42 ist eine der wichtigsten Strecken, die Neuwied mit dem Raum Bonn und Köln verbindet. Rund 27.000 Fahrzeuge, darunter über 800 Lastwagen, sind täglich dort unterwegs. Dauerstaus durch Baustellen sind Alltag. Ausweichstrecken gibt es nicht. Vor allem zur Rush Hour droht der eine oder andere Verkehrskollaps. Eine Katastrophe für Pendler, aber auch für Unternehmen, die zunehmend beunruhigt sind, im Hinblick auf die wirtschaftlichen Folgen der Dauerstaus.

„Für Unternehmen führen Baustellen zu logistischen Mehraufwänden, längeren Lieferzeiten und erschwerten Kundenkontakten.“
Kristina Kutting, IHK-Regionalgeschäftsführerin Neuwied und Altenkirchen

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz beobachtet die aktuellen und geplanten Baumaßnahmen auf der B 42 sowie auf den angrenzenden Autobahnen im Raum Bonn und dem nördlichen Rheinland-Pfalz, mit wachsender Sorge.

„Die B 42 ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in unserer Region – eine echte Lebensader, die nicht nur Neuwied mit Bonn verbindet, sondern auch als zentrale Verbindung in Richtung Köln und zum Knotenpunkt Heumarer Dreieck dient. Sie ist für Unternehmen, Pendler und Dienstleister unverzichtbar,“ sagt Kristina Kutting, IHK-Regionalgeschäftsführerin Neuwied und Altenkirchen auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Fußgängerbrücke wurde wegen Einsturzgefahr abgerissen.
Sabine Nitsch

Es habe sich herausgestellt, dass die zusätzliche Ampelanlage im Bereich Unkel bereits nach wenigen Tagen zu deutlich spürbaren Staus führe. „Zusammen mit den weiteren Baustellen, unter anderem auf der A 565 und der A 59, entsteht eine hohe Belastung, nicht nur für Pendler und Anwohner, sind auch für Betriebe und Kunden.“ Die IHK appelliert an die zuständigen Stellen, insbesondere den LBM und die Autobahn GmbH, die Belastungen so gering wie möglich zu halten. „Aus Sicht der regionalen Wirtschaft ist eine frühzeitige, transparente Kommunikation entscheidend. Es muss rechtzeitig über bevorstehende Maßnahmen, Zeiträume und Verkehrsänderungen informiert werden. Und Baustellen sollten vorausschauend geplant werden. Das heißt, Maßnahmen an parallel verlaufenden oder stark frequentierten Strecken sollten besser abgestimmt und wenn möglich entzerrt werden“, betont Kutting.

Verlässliche Umleitungen seien wichtig und vor allem gehe es bei den Maßnahmen um eine schnelle Umsetzung. „Für Unternehmen führen Baustellen zu logistischen Mehraufwänden, längeren Lieferzeiten und erschwerten Kundenkontakten. Eine Abwanderung von Unternehmen ist derzeit zwar noch nicht zu beobachten – dennoch gilt: Chronisch angespannte Verkehrssituationen beeinträchtigen auf Dauer die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts“, meint Kutting.

Seit Jahren nerven Baustellen und Dauerstaus 

Endlose Dauerstaus nerven seit Jahren die Autofahrer. Seit 2021 sorgt die Baustelle an der Drachenbrücke in Königswinter für Staus. Wenige Meter stoppt die Großbaustelle an den Tunnelbauwerken in Oberdollendorf den Verkehrsfluss. Wer auf der B 42 unterwegs ist, will meist nach Bonn oder Köln oder zur A 61. Die B 42 führt entweder auf die A 59. Dort geht es zum Flughafen, nach Köln, zur A3 und zum Heumarer Dreieck. In Gegenrichtung geht es über die A 565 und über die Nordbrücke nach Bonn und entweder auf die A 61 oder auf die A 555 nach Köln. Auf der A 565 und der A 59 sind es mehr als 100.000 täglich unterwegs. Tendenz steigend. Der Supergau für die ohnehin stressgeplagten Autofahrer in der Region: Wegen Brückenarbeiten ist die A 565 bei Bonn jetzt bis zum 12. Juni in beide Richtungen voll gesperrt. Die Autobahn ist in dem Bereich ohnehin seit Jahren ein Stresstest für Autofahrer. Immer wieder war sie dicht, weil das Brückenbauwerk „Endenicher Ei“ umfangreich seit 2023 saniert wird.

Damit nicht genug. Laut Bundesverkehrswegeplan soll die A 565, zwischen der Anschlussstelle Bonn-Endenich und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord, auf sechs Fahrstreifen ausgebaut werden. Staus sind über Jahre vorprogrammiert. Und: Die A 59, die zu den am stärksten frequentierten Autobahnen in Nordrhein-Westfalen zählt, wird zwischen den Anschlussstellen Spich und Flughafen in drei Bauabschnitten saniert. Laut Autobahn GmbH sind vier Bauabschnitte bis Anfang Dezember 2025 geplant. Dabei kann es immer wieder zu kurzzeitigen Sperrungen einzelner Auffahrten kommen. Ab 2026 ist dann die Sanierung der Fahrbahn in Richtung Köln geplant.

Verkehrsbelastung steigt noch weiter an

Für Unternehmen, für Autofahrer und die vielen Pendler, sind die Baumaßnahmen in den kommenden Jahren eine Katastrophe . Ein Ausweichen auf die A3 will auch gut überlegt sein. Die A3 zwischen Köln und Frankfurt ist eine bedeutende Transitroute im transeuropäischen Netz, auch für den Schwerlastverkehr und sie ist als Verbindung des Rheinlandes mit dem Rhein-Main-Gebiet von überregionaler Bedeutung. Mehr als 82.000 Fahrzeuge sind auf der A3 in diesem Abschnitt täglich unterwegs, darunter rund 12.000 Lastwagen. Die Prognose für 2030 zeigt, laut Autobahn GmbH, dass der Verkehr weiter zunimmt. Bis 2030 rechnen Experten mit einer Zunahme des Gesamtverkehrs auf dieser Strecke auf 100.000 bis 125.000 Fahrzeuge pro Tag.

Das Problem: Die A3 ist in die Jahre gekommen und die hohe Verkehrsbelastung hat der Autobahn zugesetzt. Rund 41 Kilometer Autobahn werden im Bereich Siebengebirge bis Köln in den kommenden Jahren komplett erneuert. Nicht nur Fahrbahnen, sondern auch Brücken müssen saniert werden. Dauerstaus sind auch auf der A3 vorprogrammiert.

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