Am kommenden Montag, den 11. März, endet eine Ära: Die Nabu-Ortsgruppe Waldbreitbach, die es seit 1979 gibt, fusioniert ab dann mit der Nabu-Ortsgruppe Rengsdorf. Eine entsprechende Mitgliederversammlung ist für diesen Tag in Niederbreitbach angesetzt. Für Waldbreitbachs Erste Vorsitzende Ursula Leonhardt ist dieser Schritt unvermeidlich: Unter den 400 Nabu-Mitgliedern der Waldbreitbacher Ortsgruppe sind derzeit keine zehn Aktiven mehr. Viel zu wenige, um das riesige Gebiet von der rheinland-pfälzischen Grenze zu Nordrhein-Westfalen im Norden an gen Süden entlang der rechten Rheinschiene inklusive der Höhenlagen bis runter nach Neuwied zu pflegen.
Die Arbeit der Nabu-Ortsgruppe Waldbreitbach konzentriert sich daher seit Jahren auf einige wenige Projekte. Das Vorzeigeprojekt ist die Hausener Au, ein 3,4 Hektar großes Gebiet an der Wied, das von den Mitgliedern durch Mäharbeiten renaturiert wird. Hier sind auch Streuobstwiesen mit alten Apfelsorten wie Rambur, Bohnapfel, Berlepsch, Boskop und Weinapfel angelegt worden. In der Hausener Au hat die Ortsgruppe auch einen wichtigen Beitrag zum Amphibienschutz geleistet, indem sie Gelbbauchunken aus einer Zucht dort angesiedelt hat, eine laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Art.
Gehen Sie mal an der Wied spazieren: Dort ist alles voller Algen. Wenn der Wasserstand sinkt, ist das nur noch eine klitschige, braune Brühe.
Ursula Leonhardt, Erste Vorsitzende Nabu Waldbreitbach
In Niederbreitbach kümmert sich der Nabu um die Pflege der dort vorkommenden seltenen Orchideenarten, wie beispielsweise das Kleine Knabenkraut, und betreibt damit aktiven Insektenschutz. Auch der Fockenbach wird vom Nabu gepflegt. So ist dieser ebenfalls von der Ortsgruppe renaturiert worden. Im Fockenbachtal betreut sie zudem Märzenbecherwiesen.
„Das gesellschaftliche Interesse am Naturschutz ist eigentlich da“, sagt Leonhardt. Doch wenn es ums Anpacken geht, kann sie meist nur auf den „harten Kern“ zählen. Daher ereilt die Nabu-Ortsgruppe nun das Schicksal vieler kleiner Vereine: Sie müssen sich mit anderen zusammentun, um nicht komplett von der Bildfläche zu verschwinden.
So geht die Waldbreitbacher Nabu-Ortsgruppe nun in der Rengsdorfer Ortsgruppe auf, die mit rund 800 Mitgliedern doppelt so groß ist. „Die haben auch viel mehr Aktive und junge Leute, die mithelfen“, berichtet Leonhardt. Die Mitglieder beider Ortsgruppen kennen sich bereits seit Jahren, daher sei in Rengsdorf die Idee einer Fusion auch „sehr positiv“ aufgenommen worden. Leonhardt und ihrem Vorstandsteam sei es ein wichtiges Anliegen, dass das Lebenswerk des langjährigen Waldbreitbacher Nabu-Vorstandsvorsitzenden Gerd Hasbach fortgeführt wird. Sie wirbt für das Ehrenamt im Naturschutz: „Sie bekommen so viel zurück.“
An Rhein und Wied gibt es auch viel zu tun: So bezeichnet sie den Zustand der Wied als „eine Katastrophe“. „Gehen Sie mal an der Wied spazieren: Dort ist alles voller Algen. Wenn der Wasserstand sinkt, ist das nur noch eine klitschige, braune Brühe“, so Leonhardt. Ein bisschen Hoffnung macht die Rückkehr der Nasen in der Wied. Die karpfenartigen Fische befreien als eine Art Putzkolonne den nährstoffreichen Fluss von Algen. Große Freude herrscht bei den Naturschützern auch über die Sichtung von Bibern an der Wied im Neuwieder Stadtteil Niederbieber (die RZ berichtete).
Als ein ganz großes Problem hat Leonhardt die Ausbreitung tierischer Neubürger ausgemacht. An der Wied ist der Waschbär auf dem Vormarsch. Er hat es auf kleine Fische, Krebse, Frösche, aber auch Vögel und Echsen abgesehen. Leonhardt schätzt die Population auf 5000 Tiere. Am Rhein wiederum verdrängen Nilgänse Schwäne und Stockenten.
