Die vereinzelten Regenschauer der vergangenen Tage haben nicht viel geändert: Wochenlang war es im Kreis Neuwied viel zu trocken. In ganz Deutschland ist von Anfang Februar bis Mitte April so wenig Regen gefallen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 1931. Und das bekommt die Natur zu spüren.
Der Wald: „Der Regen der letzten Tage war im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Privatwaldbesitzer Uwe Werner aus St. Katharinen, Vorsitzender des Kreiswaldbauvereins Neuwied. Die Forstbetriebsgemeinschaft vertritt die Interessen von 18.000 Privatwaldbesitzern im Landkreis. Für die Aufforstung neuer Bäume haben die Schauer zumindest etwas gebracht, sagt er, aber nicht für die Trockenheit in der Tiefe.
„Der Regen der letzten Tage war im wahrsten Sinne des Wortes ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Privatwaldbesitzer Uwe Werner
„Das vergangene Jahr war sehr nass, und der Grundwasserspiegel hat sich etwas erholt – aber er ist bei Weitem nicht so, wie er sein soll.“ Von der Fichte habe man sich im Kreis Neuwied inzwischen komplett verabschiedet, „die nächste Baumart ist jetzt die Buche“, vermutet Werner. Hitze und Trockenheit macht dieser zu schaffen, Rindenbrand breitet sich aus. Vor Wochen schon hätte die Natur Regen gebraucht.
„Wir sind voll und ganz im Klimawandel, auch wenn ich lieber Naturveränderung sage“, betont Werner. Egal wie: So wie heute war das Wetter früher nicht. Und auf der Webseite des Kreiswaldbauvereins wird groß vor der aktuellen Waldbrandgefahr gewarnt, die in anderen Kreisen bereits zu Feuern geführt hat.

Gewässer, Flora und Fauna: Die Trockenheit wirkt sich aber nicht nur auf den Wald aus. Der Wasserstand von Gewässern wie dem Rhein ist sehr niedrig, was sich auch auf die dortigen Lebewesen auswirkt. Betroffen sind letztlich alle Lebensräume. Das reicht vom Wald über Rasen und Wiesen bis hin zu jeder Art von Anpflanzungen, teilt die Kreisverwaltung mit. Im Bereich Artenschutz gibt es im Kreis Neuwied für Amphibien und Schwalben derzeit keine Probleme.
Die Landwirtschaft: Auswirkungen bekommt die Landwirtschaft besonders zu spüren, so der Kreis. Getreide leidet noch nicht besonders, die Bedingungen sind sogar gut, da es durch geringen Niederschlag keinen Unkrautdruck und wenig Pilzbefall gibt. Grünland und Raps könnten hingegen mehr Wasser gebrauchen. Diese Kulturen sind gerade in der Ertragsbildung.
Für Kartoffeln und Rüben ist der Regen in der vergangenen Woche genau passend gekommen. Das gilt auch für Freilandbereiche von Gärtnereien, Floristikbetrieben und Obstanbauern, die allerdings meistens über eigene Bewässerungsmöglichkeiten verfügen.
Hitze und Trockenheit in der Innenstadt
Die Stadt: Auch in der Stadt ist die Trockenheit ein riesiges Thema. „ Man bekommt die Trockenheit in der Regel überall zu spüren“, sagt der Neuwieder Kl imawandelanpassungsmanager Daniel Ragonese. I n stark verdichteten Innenstadtbereichen kommt noch die Hitze hinzu - und das in diesem Jahr nicht im Hochsommer, sondern bereits im zeitigen Frühling.
Hier ist die relative Luftfeuchte geringer, und die mittleren Temperaturen liegen über denen der unbebauten Umgebung, erklärt Ragonese. „Zudem speichern die Materialien von Bodenbelägen und Gebäuden die Wärme und geben sie am Abend wieder an die Umgebung ab.“
„Man bekommt die Trockenheit in der Regel überall zu spüren.“
Der Neuwieder Klimawandelanpassungsmanager Daniel Ragonese
Dies führt auch zu einem erhöhten Wasserbedarf der innerstädtischen Bepflanzung. Und: Die Wasserverfügbarkeit ist bei Pflanzen im Innenstadtbereich meist geringer. Kleine Baumscheiben und versiegelte Umgebung reduzieren diese, da ein großer Teil der Niederschläge direkt in die Kanalisation fließt.
Eine Auswirkung der Trockenheit ist, dass Pflanzen anfälliger für Schädlingsbefall sind, wenn sie nicht ausreichend Wasser zur Verfügung haben. Bei den Servicebetrieben Neuwied, die für die Grünpflege in der Stadt zuständig sind, werden Neuanpflanzungen besonders gepflegt und sind mit Bewässerungssäcken ausgestattet.
Generell ist es so, dass häufigere Hitze und Trockenheitdie lokalen Wasserkreisläufe destabilisieren. Hydrologisch optimierte Baumstandorte, Versickerungsmulden oder Zisternen zur Speicherung von Regenwasser sollen deshalb für Neuwied entwickelt werden.