Zufahrten stärker gesichert
Narren in Heimbach-Weis nehmen Politik auf die Schippe
Närrisches Finale beim Veilchendienstagszug in Heimbach-Weis
Jörg Niebergall

Mit einem scharfen Blick auf die Bundes- und Weltpolitik und viel fröhlicher Buntheit feierten die Karnevalisten beim diesjährigen Umzug in Heimbach-Weis den Ausklang der närrischen Tage. Die Sicherheit war nach der Tat in Mannheim ein Thema.

Der Wettergott meinte es am Veilchendienstag gut mit den Narren in Heimbach-Weis. Bei Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen schlängelte sich einer der schönsten Karnevalszüge zwischen Mainz und Köln durch die schmalen Straßen des Neuwieder Stadtteils. Bunt und in Richtung Politik bissig präsentierten sich etwa 70 Wagen und Fußgruppen den um die 30.000 Zuschauern. Die gute Laune war ein wenig überschattet von der Amokfahrt in Mannheim am Rosenmontag, die zu stärkeren Sicherheitsmaßnahmen führte als schon 2024.

„Ja, wir haben die Vorkehrungen noch einmal angepasst“, erklärte Ulf Steffenfauseweh, Pressesprecher der Stadt Neuwied. In Absprache mit dem Komitee der Heimbach-Weiser Karnevalisten und den städtischen Servicebetrieben seien diesmal auch die Nebenzufahrten mit Lkw zugestellt worden. Die Polizei hatte in Absprache mit der Stadt noch einmal besonderen Fokus auf den Schutz der Zufahrten gelegt und ihre Präsenz verstärkt, so ein Polizeisprecher. „Aus unserer Sicht sind alle menschenmöglichen Sachen gemacht worden“, sagte Michael Kley, Präsident der KG Weis, dazu.

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Jörg Niebergall

So geschützt konnten die Narren auf Einladung der beiden Karnevalsgesellschaften (KG) Heimbach und Weis fröhlich feiern. Und das taten sie, laut und ausgelassen. Und bunt! In den schillerndsten Farben präsentierten sich die Fußgruppen aus bunten Paradiesvögeln, allerlei Meeresvolk wie Wassernixen, Meerjungfrauen, Froschköniginnen und Quallen, Löwenzähnen und Pusteblumen, Strickliesel, Discorocker, Drahteseln und viel Fantasievollem. Sie und die vielen, vielen Zuschauer, die die Strecke säumten, wurden von den zahlreichen Musikvereinen, die den Zug bereicherten, in Schwung und zum Tanzen gebracht.

Dass das kleine Heimbach-Weis politisch Haare auf den Zähnen hat, zeigten die diesjährigen Motive der großen Wagen. Zu „Grönlands neues Trumpeltier“ sahen die Narren blonde Perücken hier, einen übergroßen Elon Musk dort und zwischendrin ein Liebessofa, auf dem sich der amerikanische Präsident und Russlands Staatschef unentwegt die Hand schüttelten. Der Wagen von Rico Nink als fellbemütztem Wladimir Putin und Michael Bledt als Donald Trump war vergangenen Freitag und Samstag entstanden, verrieten die beiden Karnevalisten. Der Eklat beim Besuch der ukrainischen Präsidenten in Washington habe ihnen da in die Hände gespielt, gaben sie zu.

Närrisches Finale beim Veilchendienstagszug in Heimbach-Weis
Jörg Niebergall

„Spontanfasenacht war immer ein Thema bei uns“, erklärte Michael Kley, Präsident der KG Weis. Der Zug sei auch 2025 politisch, aussagekräftig und bunt: „Er hat wieder all das, was uns Heimbach-Weis hat werden lassen“, sagte der Karnevalist stolz.

Sein Fett bekam Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz weg, mit einer SPD-Axt als Zerstörer der Ampel und als Direktor eines Zirkusses, in dem jeder macht, was er will, „The worst Showman“. Kritik mussten auch die selbst ernannte „Volkspartei“ und deren Wähler einstecken: „Politik wie im 3. Reich, die Köpfe neu, die Ideen gleich“ war eine AfD-Hydra untertitelt, die einer blauen Fußgruppe folgte. Deren Motto: Lieber blautrinken als Blau wählen.

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Jörg Niebergall

Ob KI, Gendern, die Vorschriften zu Karneval oder blinde Schiedsrichter – trotz „Video und Trallala“ –, die Wagenbauer nahmen sich die großen Themen Deutschlands und der Welt vor. Lokal wurde an die Eingemeindung von Heimbach-Weis erinnert, die gerade fünf mal elf Jahre zurückliegt. „Ganz schön veräppelt“ befanden die Pärdshesdreder und zeigten einen Wagen voller Pferdeäpfel und Sehenswürdigkeiten der Stadt Neuwied.

Standesgemäß fuhren die Prinzenpaare Sven I. mit Sarah und Sebastian I. mit Luca-Maria bei den Kindern sowie die Komitees in ihren Wagen voller Superhelden, Märchen- und Fernsehfiguren. Gar nicht so wenige Narren hatten die Motivwagen schon vor 13.44 Uhr in Ruhe in Augenschein genommen, Andrea und Rainer Bersch aus Boppard zum Beispiel. „Das ist einfach einer der schönsten Umzüge hier“, schwärmte das Ehepaar, bevor es sich zu den Zuschauern an der Strecke gesellte.

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