Trotz der Mehrheit von 62,7 Prozent der teilnehmenden Bürger, die bei der Einwohnerbefragung im Frühjahr für einen Vollsortimenter in Windhagen votiert hatte, hatte die SPD/Grünen-Fraktion den Antrag gestellt, das Projekt zu beenden, da die Kommunalwahlergebnisse gezeigt hätten, dass die Bürger den Parteien den Vorzug gegeben hätten, die dem Vorhaben kritisch gegenüberstehen. Brigitte Linke-Lotz (SPD/Grüne) warb für den Antrag mit dem Argument, dass nur knapp die Hälfte der Windhagener an der Einwohnerbefragung teilgenommen hätte. Mit einfacher Mathematik käme man daher darauf, dass nur ein Drittel der Bevölkerung das Projekt begrüßt.
Supermärkte eine „Idee der Vergangenheit“?
Außerdem meinte sie, dass das Projekt massive Einschnitte in die Natur sowie eine Vergrößerung des CO2-Fußabdrucks bedeuten würde. Und: Der Ortskern würde durch den Supermarkt aussterben, „das ist doch völlig klar“. Ein Vollsortiment-Supermarkt sei „rückständig“ und eine „Idee der Vergangenheit“. Auch Rolf Kahmann, Fraktionssprecher der SPD/Grünen-Fraktion, stieß in dasselbe Horn und fügte hinzu, dass eine Nahversorgung im Ortskern von Windhagen höhere Priorität genießen solle als ein Supermarkt beim Ortsteil Frohnen.
Ebenfalls für eine Beendigung des Verfahrens argumentierte Andreas Hoferichter von Gemeinsam – Bürger für Windhagen (G-BfW). Man müsse beachten, dass der Supermarkt neben der Kita Wiesenwichtel gebaut würde und dadurch „den Kindern Schadstoffe ins Gesicht geblasen“ würden. Außerdem bemängelte er an der Einwohnerbefragung, dass dort keine Alternativen angeboten worden seien. „Wenn wir einem Großinvestor die Tür öffnen, schließen wir damit die Tür für einen Investor für den Innerort“, mahnte Hoferichter.
G-BfW möchte Prüfung durch Behörden abwarten
Wie sich zeigte, war sich die Fraktion von G-BfW in der Sache uneins. Während Hoferichter pro Antrag argumentierte, äußerte sich Fraktionssprecher Wolfgang Probandt sehr differenziert. Zwar sei G-BfW in der Vergangenheit skeptisch gegenüber dem Projekt Vollsortimenter gewesen, jedoch geschah dies auch aus naturschutzrechtlichen und raumordnungstechnischen Bedenken, so Probandt. Und um diese aufzulösen, bedarf es einer eingehenden Prüfung, wie sie im Bauleitverfahren von den Behörden vorgenommen wird. Außerdem habe sich die Welt weitergedreht, im Wahlkampf habe man mit vielen Bürgern gesprochen und erfahren, dass viele in Windhagen einkaufen möchten, so Probandt. „Wir laufen damit Gefahr, dass es in Zukunft keine Einkaufsmöglichkeit mehr in Windhagen geben wird“, mahnte Probandt an, sollte der Antrag durchgehen.
Wie zu erwarten, lehnte die CDU/FDP-Fraktion den Antrag geschlossen ab und fand scharfe Worte gegen einen Stopp der Planungen. Fraktionssprecher Martin Buchholz führte als Argumente den klaren Auftrag durch die Einwohnerbefragung an und nannte den Antrag „nicht nachvollziehbar“. Am Ende stimmten vier Ratsmitglieder für einen Stopp der Planungen, 13 stimmten dagegen, zwei enthielten sich.
G-BfW will parallel Realisierungsmöglichkeiten im Ortskern prüfen
Nach der Sitzung hat sich die Fraktion von G-BfW in einer Presseerklärung weiter positioniert: In der kommenden Ratssitzung werde man einen Antrag einbringen, in Sachen Nahversorgung parallel Realisierungsmöglichkeiten im Ortskern zu prüfen. „G-BfW hat bereits frühzeitig deutlich gemacht, dass wir statt eines Vollsortimenters im
Grünen nicht nur eine Grundversorgung, sondern den Erhalt der bisherigen Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeit, Bäckerei, Postagentur) im Ortskern anstreben“, so die Presseerklärung. Die überwältigende Mehrheit der Bürger möchte auch in Zukunft in Windhagen einkaufen können, habe man durch Gespräche erfahren.
Es sei also umgehend zu prüfen, unter welchen Voraussetzungen eine Grundversorgung unter Aufrechterhaltung der bisherigen Infrastruktur im Ortskern möglich ist. Aus diesem Grund werde die G-BfW-Fraktion in der nächsten Ratssitzung einen Antrag einbringen, der darauf gerichtet sein wird, die Gemeindeleitung aufzufordern, umgehend in eine entsprechende Prüfung einzutreten. „Der Ausgang dieser Prüfung ist aktuell nicht vorhersehbar, an ihrem Ende könnte stehen, dass trotz aller Bemühungen eine Realisierung im Ortskern nicht möglich ist“, so G-BfW.
Aus diesem Grund habe man dem Antrag der SPD/Grünen-Fraktion mehrheitlich nicht zugestimmt. „Wir sind nicht bereit, eine Variante, die den Windhagenern ermöglichen würde, auch in Zukunft in ihrem Ort einkaufen zu können, zu stoppen, solange es keine nachweislich belastbare Alternative im Ortskern gibt“, betont die Fraktion in der Presseerklärung. Wenn es eine belastbare Alternativplanung für den Ortskern gebe, würde man sich dafür einsetzen, diese zu realisieren und für den Stopp der derzeitigen Planung für den Vollsortimenter votieren. Wenn es keine Realisierungsmöglichkeiten im Ortskern gebe und die Behörden dort keinen Einspruch einlegten, würde man die Planung zum Supermarkt bei Frohnen bejahen. red