Restaurant in Neuwied
Nachbar von Dracula betreibt Gasthaus Velten in Irlich
Hoffen auf viele Gäste im Irlicher Gasthaus Velten (von links): Wirtin Roxana Alexandra Rozmalint mit Gaststättenbetreiber Sorin Wilhelm Pop, Koch Adrian Varga und Kellnerin Bianca Tudor in der Gaststätte Velten in der Rheinhöhenstraße 17 in Irlich.
Rainer Claaßen

Durch das Irlicher Gasthaus Velten wehen wieder Düfte leckeren Essens. Das Team um Sorin Wilhelm Pop biete rumänische und deutsche Hausmannskost an. Das halbe Hähnchen, für das Vorgänger Heinz-Günther Velten bekannt war, fehlt natürlich auch nicht.

Der 65. Jahrestag konnte nicht gefeiert werden – doch seit Februar geht es nun weiter im Irlicher Gasthaus Velten. Über fast vier Jahrzehnte hinweg war Heinz-Günther Velten Koch und Wirt im Gasthof Velten, den seine Eltern – basierend auf einem kleinen Getränkehandel – im Oktober 1958 eröffneten. Ein Brand des Gebäudes mit Wasserschaden durch die Löscharbeiten, eine Erkrankung sowie Personalmangel führten dazu, dass Velten das Restaurant Anfang 2022 schloss. Da er immer wieder in den Familienbetrieb investiert hatte, kam es dann noch dicker: Im Rahmen einer Zwangsversteigerung musste er sich von dem Gebäude trennen.

Velten hätte vermutlich nicht erwartet, dass sich dennoch sein Wunsch erfüllen sollte – der Weiterbetrieb des Restaurants. Aber der eigentlich im Speditionsgewerbe beheimatete Sorin Wilhelm Pop sah das Objekt nicht nur als eine günstige Investition, sondern bekam auch Lust, sich in einem weiteren Beruf zu probieren. Unterstützung gibt es für den Neu-Gastronomen von seiner Frau Roxana Alexandra Rozmalint, die sich um den Service kümmert.

„Ich bin bei Dracula in Transsylvanien aufgewachsen.“
Sorin Wilhelm Pop, Betreiber der Gaststätte

Pop wurde in Deutschland geboren, seine rumänischen Eltern zog es dann aber nach kurzer Zeit wieder in die Heimat im Zentrum Rumäniens. „Ich bin bei Dracula in Transsylvanien aufgewachsen“, erklärt der umtriebige Pop mit einem Augenzwinkern. Mangel an wirtschaftlichen Perspektiven führten ihn als jungen Mann dann wieder nach Deutschland und an den Rhein. In Irlich lebt er schon seit mehr als zehn Jahren. Vom Fahrer hat er sich in dieser Zeit zum Inhaber mehrerer Lkws hochgearbeitet – und dabei gut verdient. „Ich bin ein Geschäftsmann und nutze Gelegenheiten, wenn ich sie erkenne. So ging es mir auch mit dem Restaurant“, erklärt er.

Mehrere Köche getestet

Während Heinz-Günther Velten weiterhin in seiner Wohnung im Haus lebt, hat die Familie Pop, unterstützt von Koch Adrian Varga, die Speisekarte angepasst: Im Mittelpunkt stehen rumänische Spezialitäten wie Gulasch, Siebenbürgischer Eintopf oder Kohlrouladen. Aber auch ein breites Angebot an deutscher Hausmannskost findet sich auf der umfangreichen Karte. Auf Wunsch der Gäste werden auch die halben Hähnchen, die bei Heinz-Günter Velten sehr beliebt waren, angeboten. „Ich habe hier vor der Eröffnung mehrere Köche zur Probe kochen lassen – es war mir wichtig, dass die Qualität stimmt“, sagt Pop.

Vermutlich durch die unauffällige Lage in einem Wohngebiet und weil die Familie weitgehend auf Werbung verzichtet hat, verlief der Start bisher nicht wie gewünscht, der Andrang im Restaurant hält sich bislang noch in Grenzen. „Wir hoffen, dass sich unser Angebot herumspricht, denn etwas Vergleichbares gibt es bisher in der Region nicht“, sagt Roxana Rozmalint.

Bieten rumänische Köstlichkeiten an und das beliebte halbe Hähnchen, für das ihr Vorgänger Heinz-Günter Velten bekannt war.
Rainer Claaßen

Der Innenbereich wurde gründlich renoviert, aktuell steht noch die Wiedereröffnung der Terrasse an. „Leider ist die Stadt hier bisher nicht besonders kooperativ“, erklärt Pop und fährt fort: „Wir hatten gehofft, dass der Betrieb auf der Terrasse relativ schnell genehmigt wird, vielleicht auch erst mal mit einer vorübergehenden Genehmigung für einen Sommer. Auch hier haben wir schon einiges investiert, und die Saison beginnt ja schon bald.“

Immerhin gibt es auch im Innenbereich reichlich Platz: Der teilbare Saal kann auch von Gesellschaften bis zu 30 beziehungsweise bis zu 60 Personen genutzt werden. Und zu Ostern gab es für Gäste mit Reservierung ein speziell zubereitetes viergängiges Festtagsmenü, das vielleicht zur Bekanntheit des Restaurants beigetragen hat.

Quereinstieg in Gastrobranche macht sichtlich Spaß

Die Tage, an denen die Theke mit Männern besetzt war, die hier ihr Feierabendbier tranken, und an denen sich ein Stammtisch zusammenfand, sind vermutlich für immer vorbei. Aber Platz für ein ansprechendes Gastro-Angebot sollte in Irlich noch vorhanden sein.

Geöffnet ist das Restaurant dienstags bis donnerstags ab 16 Uhr und am Wochenende ab 12 Uhr. So bleibt zwar weniger Zeit für die beiden Söhne – doch dem Ehepaar ist anzumerken, dass es trotz des Quereinstieges mit Begeisterung bei der Sache ist.

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