Es war ein Schock, als er den brennenden Lokschuppen sah, erinnert sich Ansgar Schunkert an die Silvesternacht in Engers. „Wir haben alles verloren“, sagt der Präsident der Großen Engerser Karnevalsgesellschaft von 1855 (GEK). Vermutlich hatte ein Feuerwerkskörper die Wagenbauhalle und Heimat des Vereins in Brand gesteckt. Auch vier weitere Karnevalvereine sowie der Bürgerverein Engers und der Nussknackermarkt hatten dort ihre Wagen und Inventar gelagert.
„Aufgeben ist keine Möglichkeit“, entschied Schunkert noch in der Nacht. Mit großer Unterstützung aus Engers, Neuwied und der Region ging es in den Karneval. Ein Wirt stellte seine Kneipe für den Kölschen Abend zur Verfügung, und das Bühnenbild für seine Sitzung bekam der GEK vom Möhnenverein Engers. Schnell wurden auch Spenden für den Bau einer neuen Halle gesammelt.
Der Neubau soll eine einfache Industriehalle mit etwa 800 Quadratmetern werden, nur ein Drittel der ursprünglichen Fläche. Trotzdem soll Platz für zehn Prunkwagen und das Inventar der Vereine sein. „Der halbkreisförmige Lokschuppen hatte viele Stellen, die man nicht nutzen konnte“, so Schunkert.
Aktuell sind die Engerser Narren in Nachbarorten untergekommen. So baut die GEK in Mülhofen (Bendorf) an dem Wagen für Ihr Dreigestirn. „Die Plattform, Unterbodenschutz und TÜV – erst mal müssen wir die technischen Voraussetzungen an den Wagen schaffen“, so Schunkert. In Heimbach arbeiten die Engerser Möhnen an dem neuen Gefährt für ihre Obermöhn. Und auch der Kirmesjahrgang 2024/25 bastelt in Weis an der Kirmeskrone für die Eröffnung der Engerser Kirmes am 27. Juni.
Aber die Vereine werden sich nicht an diese Ausweichlösung gewöhnen müssen. Rechtzeitig für die Karnevalssession 2026/27 soll die neue Halle fertig sein „Wir haben den ersten Bauantrag bei der Stadt eingereicht und das erste Gutachten ist durch.“
Mittlerweile ist der Abriss abgeschlossen. Nachdem geklärt werden musste, welche Materialien in den Überresten des fast 150 Jahre alten Baus stecken und wo diese entsorgt werden können, soll das Gelände nun in den kommenden Wochen geräumt werden. Dann können Statiker und Gutachter für die Bodenanalyse auf die Fläche.
Die Sitzung könnte als eine der kürzesten in der Geschichte des Neuwieder Stadtrats eingehen: In knapp 20 Minuten waren sieben Tagesordnungspunkte verabschiedet. Einer davon betraf einen Zuschuss für einen Neubau anstelle des Lokschuppens in Engers.Neuwied schießt 400.000 Euro für neuen Lokschuppen zu
Die Stadt Neuwied bezuschusst den Bau mit 400.000 Euro. Etwa die Hälfte davon stammt aus der Versicherungssumme, die die Stadt als Begünstigte der Feuerversicherung erhielt, da der Verein das städtische Gebäude in Erbpacht hatte. Nach Fertigstellung will der Verein die Halle wieder in den Besitz der Stadt übergeben und ein angepasster Erbpachtvertrag soll aufgesetzt werden.
Bei Bruttobaukosten von etwa 700.000 Euro werde der Verein wohl trotzdem eine Finanzierungslücke schließen müssen, erklärt der Präsident. Wie groß diese ist, wird sich bald zeigen. Am 16. Mai sollen dem Verein die Einnahmen von zwei großen Benefizveranstaltungen übergeben werden. „Das ist die größte Einzelspende“, so Schunkert. Auch bis in den Winter soll bei weiteren Veranstaltungen für die Halle gesammelt werden.