Bad Honnef – Nach dem Tod der neunjährigen Anna, die nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft durch ihre Pflegemutter in der Badwanne ertränkt wurde, ist die Stadt Bad Honnef weiter dabei, Konsequenzen zu ziehen. So hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen, in den Verträgen mit Pflegeeltern unangekündigte Hausbesuche durch Jugendamtsmitarbeiter zu vereinbaren.
Wie Fachbereichsleiterin Marion Kramer nun dem Ausschuss berichtete, hat sie bereits mit etlichen Pflegeeltern gesprochen und ist dabei meist auf großes Verständnis gestoßen. „Wir haben doch nichts zu verbergen“, sei eine typische Äußerung dabei gewesen. Allerdings beklagten sich auch etliche Betroffene darüber, dass sie nun in der Öffentlichkeit kriminalisiert würden. Jugenddezernentin Monika Oestreich warnte daher auch davor, nun eine Misstrauenskultur zu leben.
Interessant auch die Reaktionen einiger Pflegekinder, von denen Marion Kramer zu berichten wusste. Einige haben nun Angst, dass sie aus ihrer Pflegefamilie genommen werden, in der sie sich sehr wohl und geborgen fühlen. Kramer: „Der Fall Anna arbeitet in den Kindern.“
Unabhängig von der Frage, ob Pflegeeltern künftig mittels unangekündigter Hausbesuche kontrolliert werden, stehen Mitarbeiter des Bad Honnefer Jugendamts bereits jetzt öfter mal vor der Tür von Eltern und Pflegeeltern. Dies allerdings nur dann, wenn es den berechtigten Verdacht gibt, dass etwas nicht stimmen könnte und das Kind möglicherweise in Gefahr ist.
Im Rahmen einer verstärkten Präventionsarbeit weitet das Jugendamt zudem seine Angebote im Bereich der „frühen Hilfen“ aus. So gibt es nicht nur das Projekt „Hallo Baby“, bei dem junge Mütter bereits kurz nach der Entbindung im Krankenhaus besucht werden, sondern neuerdings auch ein Mutter-Kind-Café, das sich zunehmend großer Beliebtheit erfreut, wie Marion Kramer erwähnte. Hier können junge Eltern Kontakte knüpfen und erfahren, wo sie Hilfe bekommen können.
An einem Punkt haben sowohl Jugendhilfeausschuss als auch Jugendamt noch zu knabbern: Wie kann künftig verhindert werden, dass sich besorgte Bürger zwar im Rathaus melden, aber nicht das nötige Gehör finden. Der Vertreter des Stadtjugendrings erinnerte daran, dass es noch am Tag von Annas Tod den Anruf einer Nachbarin beim Bad Honnefer Jugendamt gab. Dieser sei dann mitgeteilt worden, sie solle sich nach Königswinter wenden, weil das dortige Jugendamt in diesem Fall zuständig sei. „Wenn sich ein Honnefer Bürger wegen eines Kinds, das in Bad Honnef lebt, an die Bad Honnefer Verwaltung wendet, erwartet ich, dass die Stadt Bad Honnef auch tätig wird“, betonte er. Dass diese Frau kein Gehör gefunden habe, sei für ihn ein schier unerträglicher Gedanke.
Mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wollten die Vertreter der Stadtverwaltung zu diesem Punkt allerdings noch keine Stellung beziehen.