Von unserer Redakteurin Christina Nover
Ein hell-dunkles Schokoladengemisch fließt aus den Düsen in eine Form – eine Reihe nach der anderen füllt sich mit der süßen Flüssigkeit. Dann geht es für etwa 45 Minuten auf die Kühlstrecke, um am Ende von Modedesignerin Andrea Droemont in Augenschein genommen zu werden. Mit einem Happs ist das marmorierte Schokoladentäfelchen im Mund – dabei ist der Geschmack für das, was Droemont damit vorhat, eigentlich unerheblich. Ein Kleid aus Schokolade zu kreieren, das ist das Ziel der Kölnerin, die sich für diese Aufgabe mit dem Bad Honnefer Chocolatier Coppeneur zusammengetan hat. „Ich arbeite seit 30 Jahren als Designerin, aber Schokolade ist ein Material, das ich noch nie verarbeitet habe. Das wird eine Herausforderung“, meint Droemont.
50 Kilo Schokolade verarbeitet
Rund 50 Kilo an weißer und Zartbitterschokolade werden an diesem Tag in kleine Täfelchen, sogenannte Napolitains, verarbeitet. Die Modedesignerin rechnet damit, dass sie etwa 1500 der Täfelchen für ihr Kleid braucht, rund 30 000 Stück hat sie zur Verfügung – genug Überschuss also, falls die Schokolade nicht ganz so will, wie sich Droemont das vorstellt. Im Vorfeld hat sie vieles getestet. „Die Schokolade ist stabiler, als sie aussieht“, meint die Modeschöpferin. Die Napolitains sollen durchbohrt und an den Stoff genäht werden. Etwaige Macken, die dabei entstehen könnten, machen ihr nichts aus: „Es ist immer noch Schokolade, das sollte man auch sehen dürfen.“
Droemont schwebt ein elegantes Abendkleid vor, das sich an den Körper anschmiegt. Und da liegt zugleich die größte Gefahr, denn bei 28 Grad fängt die Schokolade an, sich zu verflüssigen. Egal, wie „cool“ das Model bleibt, bei 37 Grad Körpertemperatur und Wärmeeinwirkungen wie Scheinwerfern, sind Probleme programmiert. „Das ist auch für uns interessant – zu sehen, wie die Designerin diese Herausforderung meistert“, meint Martin Grölz, Produktionsleiter von Coppeneur. Das Unternehmen befindet sich gerade in der Hauptsaison – die Maschinen laufen ohne Unterlass, zehn Tonnen an fertiger Schokolade werden dabei pro Woche produziert. Die Täfelchen für das Kleid sind aus Produktionssicht nur ein Zuckerschlecken.
Kleid soll für den roten Teppich taugen
Damit das Kleid wirklich ein Hingucker wird, hat sich Oliver Coppeneur etwas Besonderes einfallen lassen: Die Napolitains werden bronziert. Der Geschäftsführer lässt es sich nicht nehmen und bepinselt die ersten Exemplare selbst mit dem Pulver. „Das verleiht dem Ganzen noch etwas mehr Glamour – das wird Roter-Teppich-tauglich“, ist sich Andrea Droemont sicher, als sie die fertigen Schokoladenstücke betrachtet.
Etwa eine Woche hat die Designerin Zeit, aus den kleinen Täfelchen ein „Kunstwerk“ zu schaffen, wie sie sagt. Präsentiert wird das Kleid nämlich beim „Salon du Chocolat“, einer internationalen Messe, die in Köln gastiert. Nur einige wenige deutsche Schokoladenhersteller zeigen Kleider auf der Messe. Ingesamt zwölfmal gibt es süße Mode auf dem Laufsteg zu sehen.
Coppeneur nimmt am Salon du Chocolat teil
Die Teilnahme von Coppeneur steht erst seit Kurzem fest. „Mit dem Neubau und dem anstehenden Umzug war uns das eigentlich zu viel – aber wenn die Messe schon mal nach Deutschland kommt, dann will man ja schon auch mitmischen“, erklärt Coppeneur. Das Unternehmen baut gerade im Gewerbegebiet Dachsberg nahe der Kreisgrenze ein neues Domizil (wir berichteten). Ob dort dann auch das Schokokleid ausgestellt wird, steht noch nicht fest. Coppeneur; „Am Werksverkauf würde es aber sicher am besten stehen.“
Weitere Informationen zum Salon du chocolat unter www.salonduchocolat.de