Die Idee für den Kids-Bus hatte Sascha Neudorf, Vorstandsmitglied des Vereins Hoffnungswerks, im Januar nach einem Gespräch im Café-Bus. Damals unterhielt er sich mit einem Mädchen, das von der Flutkatastrophe betroffen ist. Neudorf berichtet, dass sie ihm erzählte, im März Geburtstag zu haben und 14 Jahre alt zu werden. Daraufhin fragte Neudorf sie: „Wo feierst du denn deinen Geburtstag?“ Sie antwortete traurig, dass zu Hause alles kaputt ist und eine Geburtstagsparty wohl ausfällt, erinnert sich das Vorstandsmitglied. Spontan bot er ihr an, im Café-Bus zu feiern: „Im Nachgang kam mir der Gedanke, einen Bus extra für Kindergeburtstage umzubauen.“
Der Kids-Bus und der Trailer sind nun fast fertig. Das Team aus Helfern des gemeinnützigen Vereins Hoffnungswerk und Mitarbeitern des Tischlereiunternehmens Weßler in Wienau nimmt letzte Feinschliffe vor. Im Trailer fehlen noch die Toilette und eine Schranktür, den Kids-Bus reinigen und räumen sie auf. Bald ist es so weit: Die mobilen Begegnungsorte, die komplett über Spenden finanziert werden, werden am kommenden Samstag von 13 bis 17 Uhr im Ahrtal eingeweiht.
In Wienau umgebaut
„Wir machen eine Einweihung mit Hüpfburg und Grillen“, sagt Sascha Neudorf. Das Einweihungsfest in der Schulstraße in Altenburg, Ortsteil von Altenahr, möchte der Verein gemeinsam mit den von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen feiern. Dort präsentiert das Hoffnungswerk die zwei neuen Fahrzeuge, die beim Tischlereiunternehmen in Wienau entstanden sind. Nach zwei schon umgebauten Café-Bussen (RZ berichtete) erfüllen der Trailer und der Kids-Bus andere Zwecke.
Laut Sascha Neudorf soll der Kids-Bus, der über die Internetseite des Hoffnungswerkes reserviert werden kann, vor allem dazu dienen, in dem Doppeldeckerbus ausgelassen Kindergeburtstage zu feiern. Während im unteren Teil des Gefährts eine Küchenzeile und klassische Bussitze installiert sind, ist die obere Etage vollständig für die Kinder ausgelegt. Wie Jonas Weßler vom Tischlereiunternehmen Weßler erklärt, gibt es dort eine eingerichtete Spielecke, einen Bastelbereich und einen Legotisch. Auch eine Konsole und ein Tischkicker sollen noch dazukommen.
Eine besondere Idee hatte er zudem, um von der zweiten Etage nach unten zu gelangen anstatt die Treppe nutzen zu müssen: „Wir wollten eine Rutsche einbauen. Aber das ist nicht genehmigt worden“, bedauert Jonas Weßler. Unter anderem wäre der Auslauf der Rutsche zu klein gewesen, sagt er. dazu
Die Umbauvorhaben begannen Anfang des Jahres. Auch dieses Mal wurde wieder das Unternehmen Weßler angefragt, das schon beim Umbau der ersten beiden Café-Busse geholfen hatte. Für die Planung und Umsetzung ist Weßler Gold wert, erklärt Kinder- und Jugendreferent Adrian Schuler vom Hoffnungswerk. Es waren viele Schritte bis zum fertigen Kids-Bus nötig. Viele Helfer entkernten erst den Bus, nach und nach wurden Böden eingebaut, Wasser- und Stromleitungen verlegt, beschreibt Jonas Weßler verschiedene Umbauphasen. „40 bis 50 Helfer waren insgesamt im Einsatz“, sagt Weßler.
Beim Trailer war es ähnlich. Dieser soll nun im Ahrtal universell eingesetzt werden, hier ist extra wenig eingebaut. Den Trailer kann sich Neudorf für Feste vorstellen, für eine Spieltherapie durch eine Traumapädagogin und auch für Kinderbetreuung.
Ein weiterer Café-Bus entsteht
Darüber hinaus ist aktuell ein weiterer Café-Bus geplant, der derzeit ebenfalls in Wienau entsteht. Hier dauert es voraussichtlich noch einige Wochen bis zur Fertigstellung. Dieser soll laut Hoffnungswerk dann in Dernau stehen. Seit Ende des vergangenen Jahres waren zwei Café-Busse im Ahrtal unterwegs, einer ist gestaltet und umgebaut von den Youtubern The Real Life Guys (RZ berichtete). Ein Café-Bus davon ist inzwischen nicht mehr im Einsatz, der andere lädt an drei Tagen in Altenburg zum Verweilen ein. Zudem hat das Hoffnungswerk in Ahrweiler, Ahrhutstraße 30, einen festen Begegnungsort geschaffen.
Adrian Schuler sagt zur Bedeutung: „Es fehlen immer noch Begegnungsstätten.“ Wichtig sei es, einen Ort ohne Zerstörung zu sehen. Es ist erschreckend, wie wenig vom Tag der Flutkatastrophe bis heute passiert ist, sagt er.
„Es geht schon lang nicht mehr um Kaffee und die Backwaren, sondern es geht um die Menschen.“
Sascha Neudorf, Vorstandsmitglied des Vereins Hoffnungswerks
Neudorf spricht davon, dass die Café-Busse gut angenommen wurden und inzwischen über viel mehr Themen als nur die Flutkatastrophe gesprochen wird. Man kenne sich namentlich und es gebe viele Stammgäste: „Die Frau von einem unserer Stammgäste ist in der Flut ertrunken.“ Und das Haus seiner Tochter habe vor einigen Wochen gebrannt, sagt Sascha Neudorf. Das sind schwere Rückschläge, hierbei hebt er die wichtige psychosoziale Unterstützung hervor. Eine Traumapädagogin ist öfter in den Café-Bussen im Einsatz. Zusammenfassend sagt Neudorf: „Es geht schon lang nicht mehr um Kaffee und die Backwaren, sondern es geht um die Menschen.“
Hoffnungswerk sucht Helfer für das Ahrtal
„Die Arbeit mit Kindern nimmt richtig Fahrt auf“, sagt Sascha Neudorf, Vorstandsmitglied beim gemeinnützigen Verein Hoffnungswerk. Für die Kindergeburtstage im Kids-Bus rechnet er allein damit, dass drei bis vier Mitarbeiter für die Betreuung gebraucht werden. Deshalb sucht der Verein weitere freiwillige Helfer. „Wenn jemand Interesse hat, mitzuwirken, prüfen wir, ob es passt“, so Neudorf. Wer mehr über die Angebote des Hoffnungswerks und Hilfemöglichkeiten erfahren möchte, kann sich online unter www.hoffnungswerk.org informieren oder sich per E-Mail an info@hoffnungswerk.org wenden.