Es ist eine Geschichte voller Herausforderungen und eine Historie, die vor allem von einer Sache lebt: dem Zusammenhalt. Vor 100 Jahren wurde in Fahr ein Verein gegründet, der bis heute zu Feldkirchen gehört wie der Pegelturm zu Neuwied: Die Rede ist vom Wassersportverein (WSV) Fahr.
„Dieser Verein ist eine Herzensangelegenheit, und ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit seiner Geschichte.”
Klaus Schuh, Vorsitzender des WSV
Seit einem Jahr leitet Klaus Schuh die Geschicke des WSV, dem er bereits seit 44 Jahren angehört: „Dieser Verein ist eine Herzensangelegenheit, und ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit seiner Geschichte.” Leben hauchte im April 1925 Karl Solbach dem WSV ein, bevor Albert Börder die Leitung übernahm und sich erste Erfolge einstellten. „In den ersten Jahren gab es rund 30 Mitglieder”, erklärt Schuh. Gemeinsam wurden die ersten Boote gebaut und die Grundsteine für das erste Bootshaus gelegt, das aus einer alten Baracke bestand. „Die Mitglieder hatten jetzt eine Heimstätte, und es wurde ein Festakt veranstaltet mit Feuerwerk, Tanz und Festzug”, beschreibt Schuh das Ereignis aus dem Jahr 1927.

In den Folgejahren war der Verein aus dem Stadtteil nicht mehr wegzudenken. Es wurden weitere Boote angeschafft und die Schülerarbeit aufgenommen. Erst der Zweite Weltkrieg setzte dem Wassersport ein vorübergehendes Ende, denn man verlor nicht nur den ursprünglichen Namen, sondern auch das Bootshaus, das 1944 komplett niederbrannte. Allerdings ließen sich die Mitglieder des WSV nicht entmutigen, gründeten den Verein unter dem Vorsitzenden Erwin Auf dem Kampe neu und schlossen sich dem Sportverein Feldkirchen an.
Schweres Fahrwasser nach dem Zweiten Weltkrieg
Die 1950er-Jahre waren geprägt durch den Wiederaufbau, denn es fehlte nicht nur an Mitgliedern, sondern auch an einem Bootshaus, das es wieder zu errichten galt. Dies gelang, doch war an die Anschaffung neuer Boote nicht zu denken, weshalb man sich kurzerhand entschied, Leichtathletik zu betreiben. Aufs Wasser ging es wieder in den 1960er-Jahren. „1966 kaufte man zwei Faltboote und 1967 ein Einer-Kajak”, berichtet Schuh, und mit diesen Booten begann der Aufbau der Wassersportabteilung. Damals verfügte der Verein über 118 Mitglieder.

In den 1980er-Jahren sank die Mitgliederzahl auf 81, dennoch war es möglich, den Klubraum in Eigenleistung zu erweitern und neue Boote anzuschaffen, sodass der Bestand auf 31 anwuchs. In den Folgejahren entwickelte sich der WSV mehr und mehr zum Familienverein. „Es wurden Tages- und Wanderfahrten durchgeführt, und die Kanuten legten 1985 stolze 13.456 Kilometer zurück”, sagt Schuh. Im Folgejahr sollte diese Leistung auf 21.484 Kilometer anwachsen.
Im Jahr 2014 kurz vor dem Aus
In den 1990er-Jahren pendelte sich die Mitgliederzahl bei 106 ein. Was allerdings in den 2000er-Jahren folgte, ist bis heute ein dunkles Kapitel für den WSV, denn 2014 stand der Verein kurz vor dem Aus. „Dem Wassersportverein fehlten die Aktiven, und lediglich 25 Mitglieder hatten wir noch zu verzeichnen”, erinnert sich der Vorsitzende an eine Zeit, die ihn auch persönlich motivierte, aktiver am Vereinsleben teilzunehmen und die Position des Sport- und Wanderwarts zu übernehmen. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut, denn sie trug dazu bei, dass sich weitere Menschen verpflichteten, den Traditionsverein am Leben zu erhalten.
Heute finden wieder Treffen im Klubheim statt, und auch das Bootshaus öffnet regelmäßig seine Türen, um einen Einblick in die Welt des Wassersports zu geben. Zum festen Bestandteil des Jahres gehört auch die Vereinsfahrt an Pfingsten.

„Der Verein hat aktuell 35 Mitglieder, und unser Wunsch ist es, den WSV weiter aufrechtzuerhalten”, beschreibt Schuh eines der wichtigsten Ziele für die Zukunft. Schließlich sei es dem Verein in der Vergangenheit immer wieder gelungen, Hürden durch Zusammenhalt zu überwinden. Und daran soll sich auch künftig nichts ändern.
Sein Jubiläum feiert der WSV Fahr am Samstag, 14. Juni. Das Programm beginnt um 13 Uhr mit der Ankunft der Paddler. Es folgen Grußworte um 14 Uhr sowie ein Fest ab 15 Uhr.