Der Fachkräftemangel kennt nach Angaben der Kreisverwaltung Neuwied keine großen Ausnahmen. So verwundere es nicht, dass auch medizinischer Nachwuchs fehle. Ein Arbeitsaustausch über die ärztliche Versorgung, den Landrat Achim Hallerbach mit dem Marienhaus-Klinikum St. Elisabeth in Neuwied gesucht hatte, endete jüngst erfolgreich: Alle Akteure einigten sich auf eine Zusammenarbeit.
„Fruchtbares Gespräch“
Gemeinsam mit dem Landrat zeichneten Chefärztin Katharine Louise Kastor, Chefarzt Kai Zbieranek vom Perinatalzentrum sowie der kaufmännische Direktor des St.-Elisabeth-Klinikums, Günter Iking, für dieses Signal verantwortlich. „Es war ein fruchtbares Gespräch, bei dem wir eine Kooperation bei unserem Mediziner-Camp vereinbart haben“, so der Landrat. Dahinter steckt die Idee, eine überschaubare Anzahl von Medizinstudenten in den Kreis Neuwied einzuladen und ihnen in Kooperation mit einer Praxis oder Klinik ein maßgeschneidertes Hospitationsprogramm anzubieten, berichtet die Kreisverwaltung in einer Pressemeldung.
Bei einem Frauenanteil zwischen 70 und 80 Prozent Ärztinnen wird die Frage der Vereinbarung von Beruf und Familie künftig eine noch größere Herausforderung.
Chefarzt Kai Zbieranek vom Perinatalzentrum, der kaufmännische Direktor des St. Elisabeth-Klinikums, Günter Iking, und Chefärztin Katharine Louise Kastor zeigten sich einig.
Denn das Thema „Fachkräftemangel“ sei beim medizinischen Nachwuchs im Allgemeinen, vor allem aber bei den Landarztpraxen, eine offene Wunde, heißt es in dem Schreiben weiter. Ein zentraler Punkt bei der künftigen ärztlichen Versorgung ist gerade die Ausbildung in der Kinder- und Jugendmedizin. Das gilt besonders für ländliche Regionen wie den Kreis Neuwied. „Wir haben ein Problem in der Anzahl niedergelassener Kinderärzte – es sind einfach zu wenig“, lautete der Befund von Achim Hallerbach, dem die beiden Mediziner und der Verwaltungschef des Krankenhauses aus eigenem Erleben nur zustimmen konnten. „Bei einem Frauenanteil zwischen 70 und 80 Prozent Ärztinnen wird die Frage der Vereinbarung von Beruf und Familie künftig eine noch größere Herausforderung. Dieser Verantwortung wollen wir uns im engen Miteinander stellen“, betonten Kastor, Zbieranek und Iking unisono.
Auf komplizierte Schwangerschaften spezialisiert
Das “sehr gut bewertete Perinatalzentrum des Marienhaus-Klinikums St. Elisabeth" sei laut den Medizinern auf komplizierte Schwangerschaften spezialisiert – diese Aufgabe würden die Mitarbeiter äußerst erfolgreich wahrnehmen. Für die medizinische Spezialeinheit des St. Elisabeth zur Versorgung von Schwangeren sowie Früh- und Neugeborenen ist nämlich Level 1 ausgewiesen – „also das Beste, was es für Frühchen und deren Eltern gibt“.
Durch die „Tür an Tür“-Kooperation von Geburtshelfern, Pränataldiagnostikern, Kinderärzten und Psychologen sei gesichert, dass die zahlreichen Frauen mit einer Risikoschwangerschaft kompetent versorgt werden, so Kastor und Zbieranek. Und weiter: „Jahr für Jahr kommen im Perinatal-Zentrum des Elisabeth-Klinikums rund 50 Kinder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm zur Welt. Aber auch ältere, intensivbehandlungsbedürftige Kinder werden in jeder Hinsicht fachgerecht und ganzheitlich behandelt“, so die beiden Mediziner.