Tierrettung in Straßenhaus
Mit Drohnen im Einsatz für Rehkitze
Bei der Bergung ist es ganz wichtig, die Rehkitze nicht unmittelbar zu berühren, damit sich der menschliche Geruch nicht überträgt und die Ricke ihre Kleinen weiterhin annimmt.
Gerd Philippi. Georg Philippi

Die Jagdpächter Gerd Philippi und Marc Hümmerich retten in der Mähsaison regelmäßig Rehkitze, bevor sie von schweren Maschinen erfasst werden können. Dies machen sie mithilfe einer Drohne. Sie richten einen Appell an die Landwirte. 

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Rehkitze hatten bis vor einigen Jahren noch deutlich weniger Chancen, den Mähwerken der Landwirte zu entkommen. Mit Beginn der Saison stieg die Gefahr, dass die Jungtiere, die die Ricke im hohen Gras der Wiesen abgelegt hatte, von den schweren Maschinen erfasst, getötet oder zumindest verletzt wurden. Inzwischen kann der Einsatz von Drohnen zur Sichtung der Kitze Abhilfe schaffen, und deshalb zögerten auch Gerd Philippi und Marc Hümmerich aus Straßenhaus nicht lange.

„Die Rettung der Kitze ist ein aktuelles Thema, weil die Mähsaison in vollem Gange ist. Wenn es trocken bleibt, werden in den nächsten Wochen noch etliche Flächen gemäht.“
Jagdpächter Gerd Philippi 

Bereits im vergangenen Jahr haben die beiden Jagdpächter im Schulterschluss mit der Jagdgenossenschaft und den örtlichen Landwirten ein solches Hightech-Gerät angeschafft. Bei einer Vorführung am Straßenhausener Feldrand gaben die Jagdexperten einen Einblick in die praktische Handhabung der Drohne. „Die Rettung der Kitze ist ein aktuelles Thema, weil die Mähsaison in vollem Gange ist. Wenn es trocken bleibt, werden in den nächsten Wochen noch etliche Flächen gemäht“, sagt Philippi. Anfang Mai habe die Rettungscrew die ersten Rehkitze per Drohne gesichtet.

Sehr gute Bilanz: Die Jagdpächter Marc Hümmerich (links) und Gerd Philippi aus Straßenhaus haben 2024 im Schulterschluss mit der Jagdgenossenschaft und den örtlichen Landwirten eine Drohne zur Rettung von Kitzen angeschafft und freuen sich, dass seither viele Jungtiere geborgen werden konnten.
Julia Hilgeroth-Buchner

„Wir hatten gehofft, dass die Kitze mit etwa sechs Wochen schon groß genug sind, um zu flüchten. Das machen sie dann normalerweise. Aber offenbar können die Tiere zu ganz unterschiedlichen Terminen zur Welt kommen. Es sind immer noch ganz Kleine da, die nicht weglaufen“, sagt Gerd Philippi und erläutert noch einmal, warum die Ricken ihre Kitze überhaupt in der ungemähten Wiese ablegen. „Die Kleinen sind im hohen Gras vor Feinden wie Füchsen geschützt. Zwei-, dreimal am Tag und insbesondere in der Dämmerung oder nachts kommen die Ricken und holen die fiependen Kitze in der Wiese ab. Sie laufen dann auch mit und werden gesäugt. Später legt die Mutter sie wieder an unterschiedlichen Plätzen in der Wiese ab.“

Drohne schießt in die Höhe

Gut geschützt wird das Kitz in einer Kiste oder einem Karton ins höhere Gras am äußersten Rand der Wiese getragen und dort abgelegt. Die Jungtiere sind bei der Bergung ganz ruhig und laufen nicht weg.
Gerd Philippi

Als Philippi und Hümmerich die Drohne von der Firma Copterpro in Kirn nun zusammenbauen, ist es draußen eigentlich zu heiß. „Wenn uns ein Landwirt per Whatsapp-Gruppe über seinen anstehenden Mäheinsatz informiert hat, fliegen wir in den frühen kühlen Morgenstunden raus, weil das Gerät die Tiere dann besser lokalisieren kann“, erklärt Gerd Philippi. Kaum hat er den Starthebel betätigt, schießt die Drohne auch schon auf 50 Meter Höhe. Auf dem Display der Fernsteuerung erscheine im Falle eines richtigen Einsatzes links die Aufnahme der Wärmebildkamera und rechts ein normales Foto vom herangezoomten Tier, erläutert der Jagdpächter. Man müsse mindestens zu zweit sein. „Einer bedient die Drohne und meldet per Funk den Fundort des Kitzes, der andere trägt es mit Handschuhen oder im Karton aus der Wiese und legt es am Rand ab. Die Tiere laufen nicht weg und ducken sich, bis sie abends wieder von der Ricke geholt werden.“ Die Drohne habe sich als sehr effektives Tool erwiesen.

Jagdpächter: Pflicht zur Kitzrettung liege bei Landwirten

Wenn die Wärmebildkamera der Drohne ein Rehkitz ermittelt hat, kann der Fundort herangezoomt und das Tier mit der ebenfalls eingebauten normalen Kamera fotografiert werden.
Gerd Philippi

„Die Pflicht zur Kitzrettung liegt aber nicht bei uns Jägern“, sagt der Jagdpächter mit Nachdruck. „Die liegt bei den Landwirten. Diese sind verpflichtet, die Fläche vor dem Mähen abzusuchen. Leider gibt es noch immer Landwirte, die das nicht wissen.“ Im Raum Straßenhaus/Oberhonnefeld-Gierend herrsche aber bestes Einvernehmen: „Wir haben eine vorbildliche Zusammenarbeit mit den Jagdgenossenschaften und den hiesigen Landwirten“, betonen Philippi und Hümmerich. Die Finanzierung der Drohne sei gemeinschaftlich erfolgt, die beiden Jagdpächter haben dann die Schulungen gemacht und die Fluglizenzen erworben. Das Gerät ist übrigens auch anderweitig einsetzbar, zum Beispiel zur Wildschadensverhütung.

Die Jagdpächter räumen ein, dass selbst bei äußerster Wachsamkeit Tiere übersehen werden können. Ein hilfloses Kitz zu finden und zu retten, sei hingegen immer wieder sehr berührend. Der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz kann das große Engagement nur begrüßen: „Natürlich gibt es eine Dunkelziffer hinsichtlich der Tiere, die bei nicht erfolgtem Drohneneinsatz umkommen. Die Landwirte müssen sich einfach kümmern. Wenn die Drohnenpiloten ihren Job ordentlich machen, haben wir eine Trefferquote von nahezu 100 Prozent.“

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