Das Heimathaus ist Conrad Lunars Ausgangspunkt für den Stadtspaziergang durch Neuwied. Der bald 200 Jahre alte Gebäudeteil, darin ein italienisches Restaurant, ist Sinnbild für das, was der Oberbürgermeisterkandidat der Wählergruppe „Ich tu’s“ im Wahlkampf repräsentieren möchte: einen Blick für die Schönheit der Stadt und ihre wunden Punkte.
Auf der Strecke sehe man alles, das schöne Neuwied, die Baustelle Neuwied, sagt er. Von der Schlossstraße geht es zum Deich, Richtung Deichkrone, in der Lunar sich statt des geplanten Museums für Klimawandel gute Gastronomie vorstellen könne, über den neu gestalteten Marktplatz zum Herrnhuter Viertel. Die Sehenswürdigkeiten, an denen er vorbeiführt, liegen alle etwa 250 Meter am Rhein, merkt der OB-Kandidat an und greift den Schiffstourismus auf, den er sich auf die Fahne geschrieben hat.
„Vielleicht sollte man Dinge auch vorziehen und nicht einfach warten, bis alles gemacht ist.“
Conrad Lunar, parteiloser OB-Kandidat, unterstützt von der Wählergruppe „Ich tu’s“
Während Bauarbeiter in der Schlossstraße Pflastersteine zersägen, nimmt Lunar den Faden auf. „Wir stehen hier so ein bisschen am Zankapfel in Neuwied“, sagt er vor dem historischen Teil des Heimathauses. Zum 31. Dezember sei hier Schluss mit dem Restaurant, mit Tanz und Sitzungen im Anbau dahinter. Schon 2016 habe es Bedenken zum Brandschutz gegeben, damals noch unter SPD-Regierung; der jetzige OB sei Baudezernent gewesen. Hier sei zu lange gewartet worden, und nun werde es hektisch.
„Vielleicht sollte man Dinge auch vorziehen und nicht einfach warten, bis alles gemacht ist“, so Lunar weiter. Wie bei der Barrierefreiheit: „Hier gibt es so viele Schulen und Einrichtungen mit beeinträchtigten Menschen, dass das einer der großen Punkte ist“, sagt der 41-Jährige. „Agieren, nicht reagieren“, fordert der OB-Kandidat, während er über den Luisenplatz läuft und die dortigen Veranstaltungen lobt.
Erstwähler für den Oberbürgermeister angeschrieben
Neben dem Vollzeitjob als Büroleiter in einer großen Bundesbehörde habe er in diesem kurzen Wahlkampf bis zu drei Termine am Tag; die Wochen bis zum 23. Februar seien gut gefüllt. Sehr unterstützt werde er von seinen Kindern und seiner Ex-Frau, sagt Lunar. Die jungen Leute, die zum ersten Mal einen OB wählen, habe er persönlich angeschrieben. Es gebe die ersten Reaktionen, man komme ins Gespräch, freut sich der Neuwieder. Über das normale Maß hinauszugehen: Das ist sein Ansatz, dazu Gespräche mit den Menschen. Auch für die Innenstadt will er mit den Vermietern gemeinsam Lösungen finden, zum Beispiel Anschubfinanzierungen für andere Geschäfte als Ein-Euro-Shops.
In der sanierten Marktstraße liegen Zigarettenstummel auf dem Boden – unter einem Aschenbecher. Sauberkeit, Sicherheit sind weitere von Lunars Themen. Die Fahrradreparaturstation in der Fußgängerzone, wo nicht mit dem Rad gefahren werden dürfe, , so der Sportler, sähe er sinnvoller am Radweg am Deich. Der sei eine der großen Errungenschaften Neuwieds, mit dem Bürgermeister Krupps schon in den Zwischenkriegsjahren für den Schutz der Stadt gesorgt habe, weiß Conrad Lunar.
„Ich bin gespannt, wie Neuwied sich weiterentwickelt und seine Chancen nutzt, unabhängig von einem Sieg bei der OB-Wahl.“
OB-Kandidat Conrad Lunar
In Manila geboren, wuchs der 41-Jährige in Nassau auf. Seit 2008 lebt er in Neuwied, im alten Rathaus hat er geheiratet. Er habe in verschiedenen Stadtteilen gewohnt, bevor er nach Engers zog, berichtet der Begründer des Drachenkopfwegs. Kultur sei ihm wichtig, bestätigt er. Bis 2019 war er in der SPD. Heute ist Lunar parteilos, unterstützt von der Bürgerinitiative „Ich tu’s“. Er sieht darin Vorteile. So könne er sich das Beste nehmen und sei unabhängig von Parteivorgaben, lacht Lunar.
Seine Liebe zu Neuwied ist bei jedem Schritt zu spüren. Das Schloss, der Rhein, das Herrnhuter Viertel, das ein Sinnbild für Toleranz und Vielfalt sei und bei dem sich die Stadt sich dem Weg zur UNESCO-Welterbestätte anschließen hätte können: Diese Dinge liegen Lunar am Herzen. Vor dem Haupthaus der „Herrnhuter Brüdergemeine“ erzählt er von seiner Tochter in der Pubertät, seinem Sohn, den er mit Kultur noch begeistern kann.
Bei der Wahl hofft er auf ein gutes Ergebnis. Und: „Ich bin gespannt, wie Neuwied sich weiterentwickelt und seine Chancen nutzt, unabhängig von einem Sieg bei der OB-Wahl“, sagt Conrad Lunar.